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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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verbunden war. Die Zeit verstrich. Ich fragte mich, was meine FBI-Kollegen jetzt denken und tun mochten. Sie mußten sich bereits wundern, daß ich weder Funksprüche sendete noch auf ihre Fragen antwortete.
    Ich hörte die Wellen gegen den Pier schlagen. Es war eine friedliche Kulissenmusik, aber sie täuschte, denn nichts auf dieser Insel war friedlich. Hier herrschten Terror und Gewalt.
    Plötzlich fiel ein Schuß. Dann noch einer. Die Kugeln peitschten dicht neben mir in die Ziegelmauer. Losgerissene Steinsplitter zischten mit häßlichem Geräusch durch die Luft. Einer davon ritzte mir die Backe auf. Ich spürte, wie das Blut warm über meine Haut sickerte.
    Zwei Minuten später hörte ich Schritte. Sharon tauchte vor mir auf. Er hielt sein Jagdgewehr schußbereit unter dem rechten Arm.
    »Das ist ein billiger Trick, Cotton«, beschwerte er sich. »Sie haben sich selber gefesselt und meinen, damit an mein Mitgefühl appellieren zu können. Sie glauben, ich würde es nicht fertigbringen, auf einen Wehrlosen zu schießen? Wie Sie sehen, bin ich dazu durchaus imstande. Natürlich habe ich soeben nicht gezielt geschossen. Die beiden Kugeln sollten Sie nur ein wenig aufmuntern. Übrigens muß ich Ihnen gratulieren. Das mit den Hunden war eine gute Idee. Ich mußte sie im Zwinger lassen. Sie sind völlig betrunken.«
    Ich wälzte mich auf den Bauch. »Sehen Sie sich das an«, preßte ich mühsam durch die Zähne. »Glauben Sie noch immer, daß ich mich selber gefesselt habe?«
    Sharon ließ sich neben mir auf die Knie fallen. »Ich will verdammt sein«, murmelte er. »Wer hat das getan?«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen die Frage beantworten. Als ich das Lagerhaus verließ, erhielt ich von hinten einen Schlag an die Schläfe. Als ich erwachte, war ich wie ein Paket verschnürt.«
    Sharon schnitt die Stricke auf. Ich massierte meine schmerzenden Gelenke und kam dann auf die Beine. Ich machte einige Freiübungen, um die gehemmte Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Sharon beobachtete mich dabei.
    »Sie haben eine Stunde verloren«, sagte er. »Ich will großzügig sein und Ihnen diese Zeit nicht anrechnen… vorausgesetzt, daß Sie mir seinen Namen nennen.«
    Ich blickte Sharon an. »Wessen Namen?«
    »Sie haben einen meiner Männer auf Ihre Seite gezogen. Er hat Sie gefesselt. Mehr wagte er wohl nicht. Er arbeitet für Sie. Was haben Sie ihm versprochen? Geld? Oder Straffreiheit, falls er auf das Festland zurückkehren sollte?«
    Ich war verblüfft, dann mußte ich lachen. »Ich denke, Sie schwören auf die Loyalität Ihrer Mitarbeiter? Es sieht plötzlich so aus, als fürchteten Sie sich vor einem Verräter.«
    »Verrat ist überall und jederzeit möglich«, antwortete Sharon kühl. »Los, sprechen Sie — oder ich drücke ab.«
    »Ich kann nur wiederholen, daß ich den Mann nicht gesehen habe. Und ich kann Ihnen schwören, daß ich mit keinem Ihrer Männer eine Absprache getroffen habe. Das ist alles. Es muß ein Fremder gewesen sein.« Ich griff nach meinem Gürtel und entdeckte erst jetzt, daß mein Jagdmesser verschwunden war. Sharon bemerkte es im gleichen Moment.
    »Wo ist Ihr Messer geblieben?« fragte er.
    »Der Kerl muß es mir abgenommen haben«, sagte ich.
    Sharons Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ich spürte seine tiefe Unruhe. Auf der Insel befand sich ein Unbekannter. Sharon wußte nicht, wer es war und was sich hinter dem Besucher verbarg.
    Dann lächelte er plötzlich. Das Lächeln wirkte spöttisch und amüsiert.
    »Na gut«, meinte er, »dann jage ich eben Sie und den anderen. Einer gegen zwei Gegner! Das macht das Spiel erheblich spannender. Lassen Sie sich etwas einfallen, Cotton… Ihre Zeit schrumpft zusammen. Ihnen bleiben nur sechzig Minuten, um sich vor mir und dem sicheren Tod zu retten!« Er winkte mir zu und stiefelte davon.
    Ich lehnte mich gegen die Ziegelwand. Sharon wußte, wo ich war, und er konnte sich genau ausrechnen, wie weit ich innerhalb einer Stunde kommen konnte. Da ich das Meer im Rücken hatte, blieb mir nur die Möglichkeit, landeinwärts zu marschieren.
    Ich dachte an das Haus auf dem Felsplateau und fragte mich, warum mir der Bungalow nicht schon früher eingefallen war. Er lag wie eine Festung auf einer Felsplatte. Solange es hell war, konnte man von dort oben jede Bewegung kontrollieren, die sich unterhalb des Plateaus abspielte.
    Ich marschierte los und beeilte mich dabei. Gelegentlich blieb ich stehen, um zu sehen oder zu hören, ob ich verfolgt

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