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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde. Dann setzte ich meinen Weg fort.
    Ich brauchte mehr als zwei Stunden, um das Plateau zu ersteigen. Die Sachen klebten mir klatschnaß am Leibe. Ich war froh, als eine kühle Brise vom Meer herüberwehte und mir etwas Erfrischung brachte.
    Ich hatte jetzt keine Waffe mehr und hoffte, in dem Bungalow etwas aufzutreiben. Ich zögerte jedoch, ehe ich den Bungalow betrat.
    Das hier war Stapletons Grab. Irgendwie kam ich mir wie ein Verräter an seiner Ruhe vor. Andererseits diente jede meiner Handlungen dem Ziel, meinem toten Kameraden die verdiente wirkliche Ruhe zu sichern und das Verbrechen zu sühnen, das an ihm begangen worden war.
    Ich durchwühlte zunächst die Küche und dann das Schlafzimmer. Ich sah mich in allen Räumen um, bevor ich mich in den Wohnraum wagte. Es war alles so, wie ich es verlassen hatte. Vor mir erkannte ich die Umrisse des Toten, der reglos in dem Armlehnstuhl saß.
    Die Terrassenläden und die Fenstervorhänge waren geschlossen. Ich ging an dem Toten vorbei, um Licht und Luft in das Zimmer zu lassen.
    Das heißt, ich wollte an dem Toten Vorbeigehen, aber gerade, als ich mit ihm auf einer Höhe war, bewegte sich seine Hand. Sie hob sich von der Lehne und berührte mich am Unterarm.
    »Lassen Sie die Läden geschlossen, bitte«, sagte der Tote.
    ***
    Ich erstarrte zur Salzsäule. Dann ging ich weiter, so mechanisch wie eine aufgezogene Puppe. Ich tat so, als wäre das, was ich soeben gespürt, gesehen und gehört hatte, nicht geschehen. Es konnte einfach nicht passiert sein!
    Ich erreichte die Terrassentür und blieb stehen. Ich merkte, daß ich zitterte. Ich hatte keine Angst, ich wußte nur nicht, was los war. Ich fragte mich, ob der Schlag auf meine Schläfe meine Sinne verwirrt hatte. Fing ich an, Erscheinungen zu sehen?
    Dann glaubte ich zu wissen, was geschehen war. Sharon hatte wieder einmal meine Reaktion vorausberechnet. Er hatte einen seiner Männer heraufgeschickt. Dieser Mann hatte den Toten aus dem Stuhl gehoben und sich an dessen Stelle gesetzt, um mein Kommen abzuwarten.
    Ich öffnete die Terrassentüren. Helles Licht strömte in das Zimmer. Mit einem Ruck wandte ich mich um.
    Auf dem Totenstuhl saß ein Mann, den ich nicht kannte.
    Er war ungefähr in meinem Alter und trug einen Bart, der einige Wochen alt zu sein schien. Außerdem trug er eine Pistole in der Hand. Die Mündung war auf mich gerichtet. Der Finger des Mannes hatte den Druckpunkt des Abzuges erreicht. Seine Augen wirkten rot und entzündet. Er verkniff sie ein wenig, als ihn das helle Tageslicht traf.
    »Ich sollte Sie umlegen«, sagte er. »Wer sind Sie, und warum, zum Teufel, laufen Sie mir immerzu über den Weg?«
    Der Mann trug Shorts wie ich, dazu ein kurzärmeliges durchgeschwitztes Polohemd aus grauer Baumwolle. Er machte einen gehetzten Eindruck. Mir schien, als hätte ich sein Gesicht schon einmal irgendwo gesehen, wenn auch nur auf einem Foto.
    »Ich bin Jerry Cotton vom FBI«, stellte ich mich vor und wußte im nächsten Moment, daß ich einen Fehler begangen hatte. Die Augen des Mannes wurden noch schmaler, sie verwandelten sich in tückisch funkelnde Schlitze.
    »Also doch«, stieß er hervor. »Sie sind hinter mir her. Wie, zum Teufel, haben Sie herausgefunden, daß ich hier an Land gegangen bin?«
    »Wo ist der Tote?« fragte ich ihn.
    Der Mann verzog sein Gesicht zu einer höhnisch grinsenden Fratze. »Im Schuppen«, antwortete er. »Es wird ihm nichts ausgemacht haben, daß er mir seinen Platz abtreten mußte. War ein hübscher Trick von mir, was? Sie sind ganz schön erschrocken! Was würden Sie davon halten, wenn ich dem Toten einen Begleiter mit auf den Weg gebe? Zu zweit marschiert sich’s leichter ins Jenseits. Finden Sie nicht auch, Cotton?«
    Plötzlich wußte ich, wen ich vor mir hatte. Sein Bild hatte jahrelang unsere Fahndungslisten geziert. Vor zwei Jahren war er in Chicago geschnappt und abgeurteilt worden. Zwölf Jahre wegen Totschlags und vier weitere Jahre wegen eines vollendeten Bankraubes. Auf dem Transport zum Gefängnis war er seinen Wächtern entkommen. Seitdem stand er wieder in den Fahndungsblättern, seitdem suchte man ihn.
    »Sie sind Hank Templeton, nicht wahr?« fragte ich.
    »Höchstpersönlich«, nickte er mit höhnischem Grinsen. Er zeigte dabei seine tabakbraunen, unregelmäßig gewachsenen Zähne. »Zwei Jahre lang habt ihr mich kreuz und quer durch die Staaten gejagt. Ich hatte es satt, mit der Angst im Nacken leben zu müssen. Ich war bedient davon, und

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