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Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Titel: Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich. »Ich werde zum Dienst fahren. Wegen einer kleinen Grippe bleibt ein G-man nicht gleich zu Hause. Und außerdem habe ich ja keine.«
    »Sie werden die Wohnung bis morgen abend nicht verlassen, G-man. Das ist unser Ernst. Blutiger Emst, wenn Sie es herausfordern sollten. Also, Sie wissen Bescheid! Machen Sie sich mal einen gemütlichen Tag. Aber hübsch in Ihrer Wohnung. Sie werden die Nase nicht zur Haustür hinausstecken. Viel Spaß für Ihre Kurzferien, G-man!«
    Ich brauchte nichts mehr zu sagen, denn der Kerl hatte aufgelegt. Ich sah mir kopfschüttelnd den Hörer an, dann legte ich ihn schön langsam wieder auf die Gabel. Gut, ja, ich hatte früh zu Bett gehen wollen. Aber zwischen Wollen und Sollen ist eben so ein verflucht großer Unterschied. Wenn mich einer ins Bett kommandieren will, werde ich auf der Stelle munter.
    Es gab einige Möglichkeiten, wie man sich diesen verrückten Anruf erklären konnte. Für einen Spaß war er reichlich primitiv. Wenn die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, aber wirklich ernst gemeint war, dann war sie lächerlich. Wer wollte mich denn daran hindern, meine Wohnung zu verlassen?
    Ich beschloß, auf der Stelle auszugehen und in der Bar an der Ecke ein Bier zu trinken. Ich zog wieder meinen Trenchcoat an, löschte die Lampen aus und ging. Natürlich war es Blödsinn, wegen eines solchen Anrufs das Programm für den Abend über den Haufen zu werfen, aber man kann ja auch nicht immer nur als wandelnde Vernunft durch die Gegend spazieren.
    Mit dem Lift fuhr ich hinab. Unterwegs dachte ich: Schon die erste Gelegenheit, die diese Burschen versäumt haben. Der Lift könnte ja abstürzen. Aber er dachte nicht daran, und natürlich war mir das lieber.
    »Hallo, Mr. Cotton«, sagte der Portier unseres Apartmenthauses, als ich auf die Straße trat. »Schon wieder auf Achse? Sie kommen auch nie zur Ruhe, was? Zahlt das FBI eigentlich ein doppeltes Gehalt, wenn Sie in der Woche statt vierzig immer wieder achtzig Stunden am Ball bleiben?«
    »Das FBI lebt von Steuergeldern, mein Lieber«, sagte ich und klappte den Mantelkragen hoch, während ich mich in der Straße ein bißchen umsah. »Und Sie wissen ja, wie die zuständigen Leute aufpassen, wenn es um den kleinen Mann geht.«
    »Dafür schmeißen die Großen das Geld nur so um sich.«
    »Leider nie, wenn ich in der Nähe stehe und ein paar Scheine auffangen könnte, Joe. Ich gehe vorn an der Ecke ein Bier trinken. Bis nachher.«
    Ich nickte ihm zu und machte zwei Schritte von der Haustür weg, als es drüben auf der anderen Straßenseite auf blitzte. Etwas Heißes zischte keinen halben Fuß an meiner Stirn vorbei und platschte in die Betonwand. Den Lärm des Schusses hörte ich noch, als ich schon hinter dem Laternenmast flach auf dem Bauch lag.
    ***
    Mrs. Hiller saß in einem der modernen grünen Sessel, die bequemer waren, als man bei ihrem Anblick vermutet hätte. Dennoch fühlte sie sich alles andere als bequem.
    Der Große mit der kleinen Warze neben dem linken Nasenflügel nahm gerade das gerahmte Hochzeitsfoto von der Anrichte. Zuerst glitt sein Blick gleichmütig darüber hin, dann stutzte er.
    »Wo ist denn das aufgenommen?« fragte er mit seiner grunzenden, schwer verständlichen Stimme.
    »In Deutschland«, sagte Mrs. Hiller. »In der Nähe von Heidelberg. Dort habe ich meinen Mann kennengelernt, und dort haben wir auch geheiratet. Er war Offizier bei der Luftwaffe.«
    »War?«
    »Er .ist in Korea gefallen.«
    »Dann sind Sie gar keine Amerikanerin?«
    Er betrachtete noch immer die alten Fachwerkhäuser auf dem Bild, ein für amerikanische Augen ungewohnter Anblick.
    »Ich bin in Deutschland geboren, aber Amerikanerin geworden durch die Heirat mit George.«
    »Aha.«
    Der Mann stellte das Bild zurück. Noch aus ihrer Entfernung bemerkte Mrs. Hiller, daß er es schief hingestellt hatte. Sie liebte die Ordnung, und alle Dinge mußten den gewohnten Platz haben, wenn sie sich in ihren vier Wänden wohl fühlen wollte. Aber seit dem frühen Morgen war ja überhaupt nichts mehr in Ordnung. Wenn sie darüber nachdachte, kam es ihr wie ein Alptraum vor.
    »Sagen Sie…« begann sie zögernd. »Ja?«
    Er war groß, breitschultrig und sicher nicht unintelligent. Irgend etwas stimmte dennoch nicht mit ihm. Der Ausdruck seiner Augen irritierte sie. Er war zusammen mit seinem Komplicen — oder wie auch immer man eine solche Kumpanei nennen mochte — in ihre Wohnung gekommen, als George junior gerade zur Schule gegangen war. Und seither

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