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Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Titel: Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sagen wir zehn Uhr. Danach wird die Frau mit ihrem Jungen in die Wohnung zurückkehren. Aber es ist verdammt ernst, Cotton. Wenn Sie die Wohnung verlassen, müssen es die Frau und der Junge büßen. Sie wissen Bescheid!«
    Ich ließ den Hörer fast behutsam auf die Gabel gleiten. Einen Augenblick lang stand Mrs. Hiller vor meinem geistigen Auge, in dem hellblauen Kittel, den sie immer trug, wenn sie meine Wohnung saubermachte. Eine hübsche nette Frau, die zuverlässig war und tapfer. Sicher war es für sie nicht leicht, Tausende von Meilen von ihrer Heimat entfernt und fast allein in einem fremden Lande zu leben, nachdem ihr Mann gefallen war. Natürlich hätte sie versuchen können, in ihre Heimat zurückzukehren. Aber ihr Mann war Amerikaner gewesen, und ihr Sohn sollte Amerikaner bleiben. Also bekämpfte sie tapfer die Einsamkeit, die sie sicher oft genug quälte, und schlug sich durch, so gut es ging. Sie konnte keiner Fliege etwas zuleide tun — und jetzt war sie in der Gewalt von Gangstern. Mitsamt ihrem Sohn.
    Ich kehrte in den Flur zurück. Dort standen noch immer die drei Cops. Es kam mir selber blöd vor, aber es ging nicht anders: »Tut mir leid, Sarge«, sagte ich. »Aber es dürfte nutzlos sein, jetzt in der Dunkelheit da drüben herumzusuchen. Der Kerl, der auf mich geschossen hat, ist sicher längst verschwunden. Sie können sich ja mal mit Ihren Männern drüben umsehen, aber ich glaube nicht, daß es Zweck hat. Ich hätte mir das natürlich früher überlegen sollen. Wie gesagt, es tut mir leid.« Der Sergeant war kein Anfänger. Er sah mich aus wachsamen Augen nachdenklich an. Dann zeigte er über meine Schulter hinweg. »Was da eben klingelte — das war Ihr Telefon, ja?«
    Ich nickte. »Ja.«
    Er nickte ebenfalls. Seine beiden Männer sahen ihn verdattert an. Er drehte sich um und brummte: »Lassen Sie es uns wissen, wenn Sie uns noch einmal brauchen sollten, Mr. Cotton. Es ist unser Job, für die Leute da zu sein.«
    »Danke, Sarge«, brummte ich und schloß die Tür. Der Sergeant mochte glauben, was er wollte. Im Augenblick ging es um Mrs. Hiller und ihren Sohn. Um nichts sonst.
    Ich nahm den Telefonhörer, nachdem ich im Wohnzimmer das Licht ausgeschaltet hatte. Vielleicht saß auf der anderen Straßenseite irgendwo jemand, der mir in die Fenster schauen konnte. Ich stellte mich mit dem Rücken zum Fenster, als ich mein Feuerzeug anknipste. Im Schein der kleinen Flamme wählte ich: 5 — 3 — 5…
    Auf einmal war eine Männerstimme in der Telefonleitung. Kurz und knapp: »Lassen Sie den Unsinn, Cotton! Denken Sie an die Frau mit ihrem Jungen! Keine Anrufe, verstanden?«
    »Okay«, sagte ich rauh und legte den Hörer auf, als wäre er ein heißes Eisen. Jetzt wußte ich, daß die Sache ernst war. Todernst.
    ***
    Ein erfolgreicher Jockei hatte mir einmal erklärt, daß niemand ein Rennen gewinnen kann, der wie ein Wilder losbraust, ohne Überlegung und ohne Einteilung der Kräfte. Ich dachte nicht daran, den Wilden zu spielen. Ich brühte mir Kaffee auf und dachte nach.
    Gegen halb zehn war ich mir über die ersten Schritte klar. Ich holte eine leere Tasse aus der Küche. An meinem Telefon stellte ich die Klingel auf äußerste Lautstärke. Und dann ließ ich meine Wohnung offenstehen, als ich bei meinem Nachbarn schellte.
    Mrs. Verdley öffnete selbst. Sie hatte Lockenwickler im Haar und trug eine mit Farbspritzern bekleckerte Schürze.
    »Oh, Mr. Cotton!« rief sie. »Das ist aber eine Überraschung! Kommen Sie doch herein! Ben und ich sind gerade dabei, die Küchenmöbel neu anzustreichen. Wir wollen einmal eine andere Farbe sehen. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir weitermachen? Sonst trocknet uns die Farbe zu schnell.«
    »Ich will nicht stören, Mrs. Verdley. Ich wollte nur fragen, ob Sie mir eine Tasse Zucker leihen können.«
    »Aber selbstverständlich! Kommen Sie!«
    Sie führte mich in die geräumige Küche, von der ein Teil gleichzeitig als Eßzimmer benutzt wurde. Ben Verdley saß auf dem Boden auf ausgebreiteten Zeitungen. Er hatte grüne und rote Farbtupfer an den Händen und einen sogar an der linken Wange. Er war irgendwo in der Verwaltung einer U-Bahn-Gesellschaft beschäftigt, und wir kannten uns seit Jahr und Tag.
    »Hallo, Jerry!« rief er und winkte mit seinem Pinsel. »Sie sind doch hoffentlich nicht krank?«
    »Nein, Ben. Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie sich bei uns einmal sehenlassen. Holen Sie sich aus dem Wohnzimmer einen Stuhl. Wenn Sie sich hier auf

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