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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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zerrte ihn mit sich. Das Licht im Gang und in der stillgelegten Heizung erlosch, und es wurde erst wieder eingeschaltet, als Juan Diaz die Verbindungstür zwischen der Kaschemme und dem Gang öffnete. Zwei Minuten später stand der Südamerikaner unter der quadratischen Öffnung.
    »Ich hoffe, Sie bringen eine hundertprozentige Antwort, Diaz. Meine Situation spitzt sich zu. Wenn wir nicht bald handelseinig werden, muß ich meine hier aufgebaute Position abbrechen. Leider würden dann alle meine Mitarbeiter in die Hände des FBI fallen, und ich weiß nicht, wann und auf welche Weise ich unseren Partnern das Material noch einmal anbieten kann.«
    »Ich bringe eine positive Antwort. Sie zahlen die sechshunderttausend Dollar, wenn Sie ihnen vorher ausreichend Gelegenheit geben, das Material auf seine Echtheit und seinen Wert zu prüfen.«
    »In Ordnung! Diese Gelegenheit sollen sie bekommen, aber sagen sie ihnen auch, daß sie keine Chance haben werden, mein Material zu fotografieren und sich dann aus dem Staube zu machen. Sie und ich, wir werden im selben Zug sitzen, und das meine ich genau wörtlich. Passen Sie auf, Diaz! Jeden Morgen um fünf Uhr dreißig startet der South-Expreß. Für übermorgen sollen Ihre Freunde ein Abteil in dem Expreß bestellen. Sie sollen eine Aktentasche mit sechshunderttausend Dollar mitnehmen und einen leeren Koffer, den sie als Diplomatengepäck deklarieren. Die Tickets sollen sie bis Mexiko lösen. Sie, Diaz, werden ebenfalls diesen Zug benutzen. Der Expreß ist rund achtundvierzig Stunden bis zur Grenze unterwegs. Irgendwo auf der Strecke werde ich zusteigen. Unsere Geschäftsfreunde erhalten im fahrenden Zug Gelegenheit, die Papiere zu prüfen. Dann kann der Tausch stattfinden. Unsere Freunde können die Ware sofort außer Landes schaffen. Sie, Diaz, erhalten Ihren Anteil, und wahrscheinlich werden auch Sie danach keine große Lust verspüren, nach Washington zurückzukehren.«
    »Und Sie?« fragte Diaz.
    Der Mann im Dunkel lachte. »Kümmern Sie sich nicht um mich. Ich werde den Reingewinn in ein neues Unternehmen stecken, und ich glaube, das Unternehmen wird dem FBI noch mehr Ärger bereiten als die Sache, die übermorgen zu Ende gehen wird.«
    Der Diplomat lächelte. »Wollen Sie Geld verdienen oder das FBI ärgern, Senor?«
    »Beides!« Der Lichtkegel des Handscheinwerfers verlöschte als Zeichen dafür, daß die Unterredung beendet war. Gleich darauf leuchteten die Lampen an der Decke im Kellergang auf. Juan Diaz schob die Hände in die Manteltasche und machte sich auf den Rückweg.
    ***
    Im grauen Licht des Tages sah die Stove Road aus wie eine Straße, die schon vor Jahrzehnten von Menschen verlassen worden war. Der Abfall verstopfte die Gossen. Ein leichter Wind, der vom Fluß kam, trieb Papierfetzen vor sich her. Eine leere Konservendose kollerte scheppernd über das schlechte Pflaster. By Jove, diese Gasse hatte wenig gemein mit der Stadt, in der sie lag — der Hauptstadt der USA mit dem Weißen Haus und dem Capitol, Grünanlagen und protzigen Botschaftsgebäuden.
    Ich stand vor dem Loch, das ich gestern in den Zaun gebrochen hatte. Auf dem schlammigen Überschwemmungsland des Potomac, zehn Fuß tiefer, lagen die zersplitterten Latten, und bei einiger Phantasie konnte ich den Eindruck meines Körpers erkennen. Ich drehte mich um und ging an der Mauer des Gebäudes entlang, in dessen Keller der Nightclub Half and Half lag. Der Bau nahm zwei Drittel der Gassenlänge ein. Wie ich vermutet hatte, schien er früher einmal als Lagerhaus und Bürogebäude gedient zu haben.
    Vor Jahren mußte ein Großfeuer in dem Gebäude gewütet haben. Noch immer zeigten die Mauern schwarze Brandspuren. Die Fensteröffnungen gähnten leer. Teilweise waren auch die Stahlrahmen herausgerissen.
    Eine primitive Stahltür, gesichert durch eine Vorlegestange und ein handtellergroßes Hängeschloß, versperrte den Kellereingang zum Klub. Es gab keine Klingel, und ich nahm auch nicht an, daß sich um diese Zeit irgend jemand im Klub befand.
    Die leeren Fensterhöhlen im Erdgeschoß lagen höher als normal, aber es war dennoch nicht schwierig, sich hineinzuschwingen. Staub wolkte unter meinen Schritten auf. Überall lag Gerümpel umher. Von den Wänden hingen Tapetenfetzen in langen Streifen. Ich ging durch die Räume, die sich alle in ähnlichem Zustand befanden. Im dritten Zimmer lagen vier Gammler eng aneinandergedrückt. Sie hatten ein Feuer auf dem Boden angezündet, in dessen Asche noch Holzreste

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