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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jetzt kullerten Tränen aus den blauen Augen. Mit einem Taschentuch betupfte Elsa die Wangen.
    Ich runzelte die Stirn und starrte den Mann an. Er war groß und athletisch, noch jung und hatte ein glattes, selbstgefälliges Gesicht. Bei meinem Anblick erlosch sein Grinsen. Er hob die Linke und fingerte einen Moment an dem dünnen blonden Bärtchen herum, das er auf der Oberlippe trug. Graue Augen musterten mich rasch. Mit einer Verbeugung zu Elsa sagte er: »Sie hören dann noch von mir, Mrs. Vicente.« Dabei klebte sein Blick auf meinem Gesicht. Er nahm beim Sprechen kaum merklich die Zähne auseinander, und die rechte Hand, die in einem schweinsledernen Handschuh steckte und den zweiten hielt, ballte sich zur Faust.
    Ich sah dem Mann nach, als er die Treppe hinabsprang.
    »Hast du Ärger mit ihm, Elsa?« Absichtlich sprach ich laut. Der Mann reagierte nicht. Er verschwand hinter einer Biegung der Treppe. Elsa schüttelte den Kopf.
    »Ich will nicht stören, Elsa…«
    »Nicht doch, Jerry. Bitte, komm ’rein.«
    In der kleinen Diele zog ich den Mantel aus. Ihn und den Hut hängte ich an die Garderobe. Elsa stand dabei und versuchte krampfhaft, ihre Tränen zu stoppen. Sie schnüffelte und benutzte das Taschentuch. Als ich mich zu ihr wandte, hingen ein paar Tränen in dem aschblonden Haar, das — locker herabgekämmt — ihr Gesicht rahmte.
    »Was ist denn los, Elsa?« Ich nahm sie vorsichtig bei den Schultern »Dieser Tränenstrom… Hat dich dei Kerl geärgert? Du siehst so unglücklich aus. Falls er es war — wenn Ich mich beeile, erwische ich ihn noch.«
    Elsa versuchte ein Lächeln. Es war rührend, wie sie sich um Fassung bemühte. »Nein, Jerry. Es ist nichts. Ich habe nur eine Nachricht erhalten. Von einer Freundin, mit der ich früher sehr oft zusammen war. Sie ist gestorben. Der Mann hat es mir eben erzählt. Er weiß, daß ich sie gekannt habe. Als ich von ihrem Tod hörte, mußte ich heulen. Ich habe heute nah am Wasser gebaut.« Elsa versuchte mir in die Augen zu sehen. Aber auch das klappte nicht.
    »Mädchen«, sagte ich. »Wir kennen uns jetzt vier Jahre. Und so wenig Vertrauen?«
    »Was meinst du damit, Jerry?«
    »Jeder Mensch hat seine Geheimnisse, Elsa. Ich bin der letzte, der dir deine entreißen will. Aber bitte, beschwindele mich nicht. Erzähl keine Märchen. Sag mir klipp und klar: Jerry, das ist meine Sache, steck deine Nase nicht hinein. Und schon halte ich den Mund. Wenn ich frage, dann doch nur, weil ich denke, daß ich dir helfen kann.«
    Jetzt lächelte sie. »Ich weiß, Jerry. Du hast recht. Ich will auch nicht lügen. Aber es ist wirklich meine ganz private Angelegenheit. Und du kannst mir nicht helfen. Komm, wir trinken einen Martini. Du machst auch nicht den Eindruck, als wäre heute dein Glückstag. Hast du Mary getroffen?«
    Wir traten in den behaglichen Wohnraum. Er hatte zwei Dachschrägen. Aber das machte ihn noch gemütlicher. Vor dem Fenster stand ein kleiner Schreibtisch. Hier tippte Elsa ihre Artikel.
    »Ich komme wegen Mary Davis. Leider ist etwas passiert, Elsa.«
    Sie sah mich prüfend an. Die Tränen versiegten jetzt. »Etwas Schlimmes, Jerry?«
    »Ich fürchte ja. Wahrscheinlich hat Nick Mesher sie kidnappen lassen. Zum Teil ist das meine Schuld. Aber ich werde mir größte Mühe geben«, setzte ich ohne viel Überzeugung hinzu, »daß sie bald wieder frei ist.«
    Elsa vergaß ihren Kummer. Fassungslos sah sie mich an. »Jerry, das ist nicht möglich.«
    »Doch. Und das arme Ding wurde in dem Bewußtsein geraubt, daß mich ihre Probleme nicht interessieren und ich sie im Stich lasse. Setz dich. Ich erzähle von Anfang an.«
    Elsa ging zur Hausbar und mixte trockene Martinis mit viel Gin. Währenddessen erzählte ich. Elsa brachte mein Glas. Ich prostete Elsa zu und trank. Sie hatte ein Whiskyglas halb gefüllt. Auf dem Grund kullerten drei Oliven. Der Drink — hart wie er war und wie er von den Vicentes bevorzugt wurde — tat seine Schuldigkeit. Das mulmige Gefühl im Magen verschwand.
    Ich schloß,meinen Bericht. »Jetzt suchen wir diesen Preston, den Blonden und Milbert. Außerdem wird Mesher beschattet. Bei den Anwohnern in der 75. Straße hören sich Kollegen um. Vielleicht hat jemand die beiden beobachtet, als sie die Kiste durch den Hausflur zum Wagen schleppten. Er muß unmittelbar vor dem Wohnblock gewartet haben. Denn auch für einen Kraftprotz wie Milbert ist es kein Vergnügen, eine Kiste mit einem hundertpfündigen Mädchen zu schleppen. Wenn ein

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