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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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am ausgestreckten Arm so behutsam hielt, als trüge sie einen Eimer mit Nitroglyzerin.
    Von den fünf Telefonzellen waren drei besetzt. Auf dem Bahnsteig mochten alles in allem etwa zweihundert Leute stehen. Dazu kam der Nachschub, den die Rolltreppe pausenlos herunterkarrte. In zwei Minuten kam der nächste Zug. Hier gab es selbst in der Nacht keine fünf Minuten ohne Verkehr.
    »Ich sag’s euch noch einmal«, murmelte Lindsay, als sie ein letztes Mal stehenblieben, wenige Yard vor ihrem Ziel. »Ihr müßt mit zehn Minuten rechnen. Ich weiß, wie lange in so einer Situation eine Minute werden kann. Aber es geht nun mal nicht anders. Am besten, ihr seht auf die Uhr, wenn es losgeht, dann könnt ihr zwischendurch nicht auf den Gedanken kommen, daß schon eine Viertelstunde vergangen sein müßte, wenn erst zwei Minuten ’rum sind. Andrew, du bleibst hier draußen auf dem Bahnsteig stehen. Vor der Tür. Du läßt niemanden herein, verstanden?«
    Andrew fuhr zusammen. Er nickte stumm, weil er so aufgeregt war, daß er keinen vernünftigen Ton herausbekam. Am liebsten hätte er kehrtgemacht und wäre davongelaufen. Aber dazu war es jetzt zu spät.
    »Ihr beiden kommt mit hinein«, fuhr Lindsay fort, wobei er sich an die anderen wandte. »Daß es mir nicht zu einer Schießerei kommt, verstanden? Krach können wir nicht gebrauchen! Ihr stellt euch nur hin und sorgt dafür, daß mich niemand im Hinterzimmer stören kann. Ist das klar?«
    Sie nickten. Lindsay musterte alle noch einmal aus seinen mausgrauen, scharf blickenden Augen. Dann nickte auch er, endgültig und abschließend.
    »Also dann«, sagte er.
    Sie gingen die wenigen Schritte auf den Eingang der kleinen Bankfiliale zu, die, abgesehen von ein paar kurzen Pausen tagsüber, Tag und Nacht geöffnet war. Hier war einer der verkehrsreichsten Knotenpunkte der Stadt. In den Etagen über der U-Bahn-Station lag der größte Bahnhof der Welt. Eine Bankfiliale war hier so nötig wie die Wechselschalter, die Wechselstuben, die Toiletten oder die Warteräume.
    Die Filiale hatte einen vorderen Raum, dessen beide Fenster vergittert waren. Hinter dem Tresen führte eine Metalltür in das hintere Zimmer, wo der Filialleiter arbeitete und auch der große Tresor stand. Als die beiden falschen Polizisten zusammen mit Lindsay die Bank betraten, standen zwei junge Frauen und ein älterer Mann am Schalter. Dem Mann gehörten zwei Blumengeschäfte oben im Bahnhof, und für ihn konnte es gar keine bessere Bankverbindung geben als diese Filiale, die praktisch im Keller desselben Gebäudes lag wie seine Geschäfte. Von den beiden jungen Frauen arbeitete eine als Stenotypistin in der Verwaltung einer U-Bahn-Linie, die ihre Büros am Ende der Bahnsteige hatte, die andere war Kellnerin im Drugstore im ersten Eisenbahngeschoß, wo die Fernzüge ankamen und abfuhren. Sie zählte gerade fünf Zehndollarnoten auf den Kassentisch und wollte dafür Kleingeld haben.
    »Hundert Quarters«, verlangte sie. »Hundert Nickel und zweihundert Dimes.«
    Der Kassierer legte die Münzrollen auf den Tisch. Es klang überlaut in den Ohren der drei Männer, deren angespannte Nerven und Sinne alles überdeutlich registrierten. Lindsay begriff, daß die Anwesenheit der beiden Uniformierten bald auffallen würde. Er winkte ihnen, sie steckten die Köpfe zusammen. Lindsay fing eine Unterhaltung über die letzten Baseballspiele an. Endlich hatte die eine der Frauen ihr Kleingeld, die zweite ihren Scheck vom Gehaltskonto ausgezahlt und der Mann seine beiden Überweisungen erhalten. Die Tür fiel träge hinter ihnen ins Schloß.
    Lindsay trat an den Tresen. Es gab eine Stelle in dem langen Tisch, die sich öffnen ließ als Durchgang für die Angestellten. Im Augenblick waren außer dem Kassierer nur noch zwei junge Männer im Raum, die an ihren Schreibtischen arbeiteten.
    »Jetzt hört mal genau zu«, sagte Lindsay scharf, aber nicht zu laut. »Dies ist ein Überfall. Die Cops knallen jeden über den Haufen, der jetzt noch mit dem kleinen Finger wackelt. Der Kassierer bleibt am Tisch stehen und sagt das Einmaleins auf, damit die Leute draußen vor den Fenstern denken, daß er mit den Cops spricht. Ihr anderen bleibt an euren Schreibtischen sitzen. Es wird keinem etwas geschehen, wenn ihr vernünftig seid. Wer allerdings den Helden spielen will, wird es mit einem Loch im Bauch bezahlen. Klar?«
    Lindsay sah sie der Reihe nach an. Der Kassierer war etwa fünfundfünfzig bis sechzig Jahre alt. Er war blaß geworden und

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