Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder
etliche Monate im Hospital liegen und danach für den Rest deines Lebens ein verdammt hilfloser Krüppel sein, der nur noch mit Hilfe einer Maschine leben kann. Gefällt dir diese Aussicht?«
Auf Melburns Stirn bildeten sich dicke Schweißtropfen. Sein Blick wurde flackernd. Seine Hände waren unruhig, und er war kaum noch in der Lage, den Wagen einwandfrei zu führen.
»Hör doch auf damit!« krächzte er mit heiserer Stimme.
»Mach dein Maul auf, Charly, ich will jetzt genau wissen, was hier gespielt wird. Alles will ich wissen, verdammt, alles!«
***
»Du spinnst!« keuchte Jimmy Lion aufgeregt. »Hast du nicht gesehen, daß das die Mordkommission war? Jetzt haben sie ihn entdeckt!«
»Klar«, brummte Slim Sulver. »Es wäre ja auch ein Zufall, wenn in diesem Hause noch ’ne Leiche herumliegen würde.«
»Und weshalb stehen wir dann noch hier herum?« wollte Lion wissen.
Lion und Sulver waren die beiden Gangster aus Charly Melburns Gang, die zusammen mit Irvin Rüssel den Fotografen Monay ermordet hatten. Clinch hatte ihnen im Auftrag von Melburn den Befehl gegeben, das Haus in der 112. Straße zu beobachten. Melburn wollte auf dem laufenden bleiben.
»Warum stehen wir wohl hier noch herum?« fragte Sulver zurück. »Ich will es dir sagen — weil ich wissen will, was jetzt passiert!«
»Ist doch klar, was passiert«, maulte Lion.
»Wieso ist das klar?« wollte Sulver wissen. »Nichts ist klar. Du hast doch Irvin Rüssel gesehen? Ich meine den Kerl, der in den Hof gegangen ist und wieder herauskam.«
»Irvin Rüssel«, nickte Lion. »Ich möchte wissen, wo er jetzt ist.«
»Ich möchte wissen, wer er ist«, sagte Sulver. »Verdammt, woher weißt du denn, daß es wirklich Irvin war? Was ist, wenn es dieser G-man war, den der Boß kaltstellen wollte?«
»Cotton?« fragte Lion entsetzt. »Wieso? Wenn der…« Er brach mitten im Satz ab und schaute mit weitaufgerissenen Augen auf die dunkle Toreinfahrt, durch die die Fahrzeuge der Mordkommission verschwunden waren.
»Verdammter Mist!« schimpfte Sulver vor sich hin. »Überleg doch mal. Ein Mann, von dem wir beide gedacht haben, es wäre Irvin Rüssel, ging in den Hof. Nach ein paar Minuten kam er zurück, redete mit dem Girl und marschierte dann mit ihr los. Seitdem ist er verschwunden. Und dann auf einmal kommt die Mordkommission!«
»Ja, dann kommt die Mordkommission«, brabbelte Lion nach.
»Ich will dir sagen, was los war«, sagte Sulver finster. »Das war nicht Irvin Rüssel. Es war der G-man, verdammt. Der Kerl hat einen guten Riecher gehabt!«
»Zum Teufel, dann fahr doch los!« zeterte Lion.
Doch Sulver schüttelte den Kopf. Anstatt den Zündschlüssel herumzudrehen, griff er in die Innentasche seiner Windjacke und brachte eine Pistole zum Vorschein. Unnatürlich laut klangen die metallischen Geräusche, als der Gangster spielerisch den Sicherungsflügel betätigte.
»Was willst du denn machen?« fragte Lion.
»Wenn du mit deinem Geheul nicht aufhörst, werde ich dir dieses Ding erst einmal kräftig auf den Schädel hauen. Was ich sonst noch will, wirst du sehen. Ich lasse mir von diesem Bullen nicht die Suppe versalzen. Wenn unser Boß schon ein Idiot ist, ich bin keiner!«
»Willst du etwa…?«
Sekundenlang schaute Lion seinen Kollegen entsetzt an. Dann rutschte er blitzschnell zur Seite und versuchte, die Tür zu öffnen. Mit einem brutalen Griff faßte ihn der andere Gangster und riß ihn zurück.
»Laß mich — ich steige aus!« zeterte Lion.
»Irrtum, Jimmy. Du bleibst brav hier. Wenn wir aussteigen, machen wir das gemeinsam!«
»Ich bin nicht wahnsinnig! Aber du bist es! Willst du es mit ’ner ganzen Mordkommission auf nehmen?«
»Nein«, sagte Sulver ruhig. »Nur mit einem Mann. Deshalb will ich dich ja auch hierbehalten. Wir zwei gegen den einen — das ist ein gutes Verhältnis!«
»Welchen einen meinst du?«
»Den G-man«, sagte Sulver schlicht. »Welchen G-man?«
»Idiot!«
Lions Denkapparat funktionierte etwas langsam. Erst jetzt verstand er, was Sulver meinte. »Du weißt doch gar nicht, ob das überhaupt der G-man ist! Es kann doch auch Irvin Rüssel sein!« Sulver schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Wenn es Irvin ist, sehen wir es. Dann fahren sie ihn fort, oder aber sie kommen ohne ihn aus dem Haus. Wenn der Mann, den wir meinen, aber allein aus dem Haus kommt, solange die Mordkommission noch drin ist, dann ist es der G-man. Klar?«
»Nein«, gab Lion zu.
»Greenhorn«, sagte Sulver geringschätzig.
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