Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder
sagte Charly Melburn gelassen.
»Das meine ich nicht. Das habe ich gesehen. Ich will wissen, weshalb er überhaupt hinter uns her war.« Rüssel fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, seitdem er gemerkt hatte, daß kurz nach der Begegnung mit Phil ein Taxi hinter dem Gangsterwagen hergefahren war.
»Was regst du dich so auf?« fragte der Gangster gemütlich.
»Du hast gut reden«, knurrte Rüssel. »Immerhin habe ich das Mädchen im Central Park erstochen, und ihr Hornochsen habt ein Foto von dieser Angelegenheit an die Polizei gegeben. Wenn sie mich schnappen, bekomme ich Lebenslänglich. Dann ist meine veränderte Visage keinen einzigen Cent wert. Ich möchte wissen, was ihr euch überhaupt dabei gedacht habt!«
»Wir haben uns eine ganze Menge dabei gedacht«, erwiderte Melburn. »Unter anderem haben wir uns dabei gedacht, daß du sofort nach dem kleinen und gut bezahlten Gefallen, den du uns getan hast, in Sicherheit gebracht wirst. Jetzt sind wir gerade auf dem Weg, dieses Versprechen einzulösen. Es besteht also für dich kein Grund, dich aufzuregen.«
Wie gehetzt drehte sich Irvin Rüssel um und starrte durch die Rückscheibe auf den nachfolgenden Verkehr. Er zuckte zusammen, als er wieder das Schild eines Taxis entdeckte.
Melburn bemerkte Rüssels Reaktion und blickte schnell in den Rückspiegel. »Das ist er nicht!«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich weiß, daß uns ein Ford verfolgte. Das Taxi hinter uns ist ein altes Studebaker-Modell.«
»Verdammt!« fluchte Rüssel weiter, der sich nicht beruhigen konnte.
»Schlechte Nerven, was?« höhnte Melburn.
»Ich möchte wissen, weshalb das Taxi überhaupt hinter uns her war! Das war bestimmt der Kerl von der Kreuzung, der mich anquatschen wollte, geradeso, als ob er mich gut kennt.«
»Du hast nicht nur schlechte Nerven, sondern auch ein ebenso schlechtes Gedächtnis. Für einen Killer sind das schlechte Eigenschaften, Irvin. Mich wundert es, wieso du überhaupt arbeiten kannst, ohne ganz schnell aufzufallen.«
Wütend schaute der Killer seinen Auftraggeber an. »Wenn dir meine Arbeit nicht paßt, warum hast du mich dann überhaupt erst geholt? Warum haben wir dann das ganze Theater gemacht? Weshalb habe ich mich von diesem Bauchaufschneider operieren lassen? Weshalb muß ich jetzt noch einmal eine Operation mitmachen?«
Melburn lachte belustigt. »Warum wohl? Willst du etwa dein ganzes Leben lang mit dem Gesicht herumlaufen, das dir der Doc gebastelt hat?«
»Warum nicht?« brüllte Rüssel zurück. »Mein anderes Gesicht war ohnehin viel zu bekannt, um…«
»Ich will dir etwas sagen, Irvin«, begann Melburn nachdenklich.
»Was?«
Die von Rüssel scharf hervorgestoßene Frage ließ Melburn zusammenzucken. Beinahe hätte ich einen Fehler gemacht, dachte er. Irvin Rüssel darf nicht erfahren, wem das Gesicht gehört, mit dem er im Moment herumläuft. Er darf nicht erfahren, daß es das Gesicht eines FBI-Mannes ist. Und er darf nicht erfahren, daß seine Aufgabe darin bestand, einen großen Coup vorzubereiten.
»Was?« wiederholte Rüssel noch einmal.
»Nichts«, sagte Melburn wegwerfend.
Mit einem Ruck drehte sich Irvin Rüssel ganz zu seinem Auftraggeber. Im gleichen Moment griff er in die Tasche, und Melburn hörte ein metallisches Klicken.
Unversehens hielt Irvin Rüssel ein Schnappmesser mit einer vier Zoll langen Klinge in der Hand.
»Irvin tötet lautlos und zuverlässig, wie du weißt«, zischte er böse.
Entsetzt starrte Charly Melburn auf die rasiermesserscharfe und nadelspitze Klinge.
»Achte auf die Fahrbahn! Wenn hier einer krepiert, sollst du es allein sein!« sagte Irvin Rüssel scharf.
Melburn zuckte wieder zusammen. Mit dem Lenkrad korrigierte er die Fahrtrichtung des Wagens. Die letzten zwei Sekunden war er verteufelt nahe an den rechten Fahrbahnrand herangeraten.
»Mach doch keinen Mist, Charly. Ich weiß genau, was ich will!«
»Was willst du?«
Der Killer Irvin Rüssel lachte leise vor sich hin. Die Spitze seiner Mordwaffe bewegte sich langsam weiter auf Melburns Körper zu. Melburn spürte die Drohung, die in dieser Geste lag. Ängstlich rutschte er weiter auf die linke Tür zu. Wie gehetzt ging sein Blick zwischen der Fahrbahn und der Mordwaffe hin und her.
»Hast du Angst, Charly?« fragte der Mörder hinterhältig. »Du brauchst keine Angst zu haben, Charly. Nicht um dein Leben. Wenn ich jetzt zustoße, kriegst du zwar ein Loch in deinen Wanst, aber daran wirst du nicht krepieren. Du wirst lediglich
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