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Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder

Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ein Fingernagel brach ab; die Fingerspitzen, mit denen ich versuchte, die Knoten zu lösen, wurden gefühllos. Mein Atem ging keuchend.
    Aber dann plötzlich gab es einen Ruck. Der Knoten, der alles zusammengehalten hatte, war offen. Der Rest war ein Kinderspiel. Ich wickelte mich aus der Verschnürung. Jetzt wußte ich, warum die dünne Schnur mich so gequält hatte. Es war eine ganz dünne, aber unerhört reißfeste Nylonschnur.
    Knapp eine Minute nahm ich mir Zeit, meine bisher abgeschnürten Hand- und Fußgelenke zu massieren. Als mein Kreislauf wieder einigermaßen funktionierte, erhob ich mich vorsichtig und tastete umher. Nach zwei Schritten hatte ich den Steinguttank gefunden, in dem die Leiche des Fotografen stecken mußte. Ich ging weiter, fand das Regal mit dem Fotopapier und den Tisch, auf dem die Beutel mit den eindeutigen Fotoarbeiten lagen.
    Gleich neben dem Tisch befand sich die Tür. Meine Fingerspitzen berührten den Türknauf. Ganz vorsichtig drehte ich den Knauf herum, bis es nicht mehr weiterging.
    Sekundenlang lauschte ich. Nichts war zu hören, nichts deutete darauf hin, daß jemand in der Nähe war. Ich konnte es weiterversuchen. Behutsam öffnete ich die Tür. Einen Mordent war ich geblendet, denn ein für meine an die Finsternis gewöhnten Augen greller Lichtstreifen fiel nun in die Dunkelkammer. Schnell stellte ich mich darauf ein, zog die Tür lautlos noch etwas weiter auf, schaute vorsichtig hinaus.
    Im gleichen Moment prallte ich zurück. Zwei Yard vor der Tür saß auf einer Kiste ein breitschultriger Mann in einem dunklen Anzug. Er saß vornübergebeugt und stützte sein Kinn in beide Hände. Der Wächter machte den Eindruck eines Mannes, der scharf nachdenken muß.
    Die Dunkelkammertür war gut geölt. Sie gab keinen Laut von sich, als ich sie noch etwas weiter aufzog. Daß der Mann draußen allein war, ging schon aus seiner Sitzstellung hervor.
    Unwillkürlich mußte ich lächeln. Es ist halt immer ein Fehler, wenn man eine Tür bewachen soll und sich dann so hinsetzt, daß man die Tür im Rücken hat.
    Langsam ging ich auf den Mann zu. Ich war fast bei ihm, als mir das Lächeln verging. Ohne sich vorher geregt zu haben, fuhr der Mann hoch und gab im gleichen Moment der Kiste einen Tritt, so daß sie mir mit aller Wucht gegen das rechte Schienbein krachte.
    Vor Schmerz hätte ich auf heulen können, doch dazu kam ich nicht. Der Mann entpuppte sich als Riese von gut sechseinhalb Fuß Größe; er schnellte herum, sprang auf mich zu, warf dabei beide Fäuste hoch und wollte sie wie zwei Schmiedehämmer auf mich herunterkrachen lassen. Ich tauchte nach rechts weg. Der eigene Schwung warf den Mann vorwärts. Mein linkes Bein zuckte hoch, er stolperte darüber und taumelte gegen den Türpfosten. Ich setzte ihm nach, riß ihn am Jackett herum, knallte ihm meine linke Faust unter das Kinn. Er schüttelte den Schlag einfach ab und schnaufte wie ein gereizter Büffel.
    Wieder zuckten seine Fäuste hoch. Ich fiel darauf herein. Doch er schlug nicht zu, sondern sprang vorwärts, als wolle er mich mit seinem beachtlichen Gewicht einfach plattwalzen. Das gelang ihm zwar nicht, aber ich wurde zur Seite geschleudert. Er erwischte mich mit einer seiner riesigen Pranken am Jackenkragen und zog mich zu sich heran.
    Mit beiden Fäusten schlug ich zu, deckte ihn mit einem Hagel von Schlägen ein. Endlich zeigte er, daß er auch verwundbar war.
    Er wich zurück.
    »So, Freund«, sagte ich, »damit du…«
    »Stop!« zerschnitt hinter mir eine Stimme meinen Satz. »Hände hoch, aber etwas plötzlich!«
    Der Gorilla mir gegenüber erhob grinsend die Hände. Es blieb mir nichts anderes übrig, als das gleiche zu tun. Nur mit dem Unterschied, daß ich nicht grinste. Während ich die Hände hob, drehte ich mich herum. Dann grinste ich doch. Im Eingang zum Fotoatelier stand Lieutenant Franklin Delroy, Leiter einer Mordkommission bei der Mordabteilung Manhattan West.
    Ich wollte die Hände sinken lassen.
    »Hoch!« sagte der Lieutenant mit schneidender Stimme.
    »Aber Franklin!« sagte ich mit leichtem Vorwurf.
    Erst jetzt stutzte er, betrachtete mich genau, streifte mit einem Blick den Gorilla.
    »Ich bin ebenso der echte Cotton, wie Sie Franklin Delroy sind, der vorgestern sein Feuerzeug bei mir im Office vergessen hat.«
    »Okay«, sagte er nur.
    ***
    »Bist du wahnsinnig? Das hätte verdammt ins Auge gehen können!« schimpfte Irvin Rüssel.
    »Hätte, aber ich habe ihn abgehängt. Für ihn sind wir weg«,

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