Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder
»Wenn es der G-man ist, dann hat er den toten Bildknipser gefunden. Und er hat die Mordkommission gerufen. Es kommt kaum vor, daß ein G-man so lange bei der Mordkommission bleibt, bis die mit der ganzen Arbeit fertig sind. Er bleibt nur bei den ersten Ermittlungen dabei, dann geht er. Für die fpinen Pinkel ist doch die Routinearbeit viel zu schäbig!«
»Woher willst du denn das wissen?«
»Idiot! Weil ich schlauer bin als ihr alle zusammen. Ich lese nämlich jede Nummer von ,Inside Detective und ,True Detective. Was meinst du, was du aus so einem Kriminalmagazin alles lernen kannst!«
»Willst du den G-man abknallen?« fragte Lion erschrocken, ohne auf Sulvers letzte Äußerung einzugehen.
»Natürlich«, sagte Sulver ruhig. »Wir haben uns für das Ding, das der Boß drehen will, einen Mord angehängt. Der Boß hat uns erzählt, daß wir das Ding nur machen können, wenn dieser G-man kaltgestellt ist. Wenn er hier ’rumläuft und die Ermittlungen leitet, ist er nicht kaltgestellt. Also machen wir das!« Wieder spielte er mit dem Sicherungsflügel.
***
»Rechts«, befahl der Mörder Irvin Rüssel mit sanfter Stimme.
»Wir müssen doch…« wollte der Gangsterboß Charly Melburn einwenden.
Doch er rutschte entsetzt noch ein Stück nach links. Deutlich spürte er den Druck der nadelspitzen Waffe in seiner Seite. Er glaubte, einen brennenden Schmerz zu spüren. Aber noch war es nur Einbildung.
»Rechts!« wiederholte der Mörder. Diesmal gehorchte Melburn sofort. Er betätigte den Blinkerschalter und manövrierte das Fahrzeug nach rechts.
»Verdammt«, sagte Melburn unwillig, »jetzt müssen wir auf die Jackson Avenue. Auf diesem Weg kommen wir doch nach Brooklyn. Dort will ich doch nicht hin.«
»Aber ich!« entgegnete der Killer. »Es mag sein, daß du einen anderen Plan mit mir gehabt hast. Ich habe aber weder Lust zu einer Flugreise, noch möchte ich mich von dir irgendwo in der Landschaft absetzen lassen. Brooklyn ist genau die richtige Gegend. Sicher kennst du New York besser als ich, aber in Brooklyn kenne ich einige Gegenden, nach denen ich im Moment direkt eine Sehnsucht verspüre. Also, fahr so, wie ich es dir sage!«
Melburn warf ihm einen schnellen, gehetzten Blick zu. Dann stierte er wieder durch die Frontscheibe nach vorne und fuhr mit zusammengebissenen Zähnen den Weg, den ihm sein Passagier wies. Irvin Rüssel saß ganz dicht neben ihm und drückte ihm den spitzen, scharfen Dolch ständig gegen die Seite.
Melburn fühlte sich außerordentlich unbehaglich. »Nimm doch das verdammte Ding da weg«, knurrte er. »Ich brauche nur mal scharf zu bremsen, dann habe ich das Ding im Leib, ohne daß du es willst.«
Irvin Rüssel lächelte spöttisch. »Ohne daß ich es will? Du täuschst dich, Charly. Ich habe große Lust, dich jetzt abzustechen wie ein Schwein. Doch ich brauche dich noch. Deshalb werde ich es jetzt nicht tun. Auch wenn du mal scharf bremsen mußt, wird nichts passieren. Ich kann mit diesem Ding sehr gut umgehen. Mach dir keine Sorgen!« Der Gangsterboß fuhr so vorsichtig, als habe er einen ungesicherten Kanister voll Nitroglyzerin in seinem Kofferraum. Immer wieder warf er einen gehetzten Blick, auf den Mann, der neben ihm saß.
Irvin Rüssel weidete . sich an der Angst des Mannes, der ihn für einige völlig sinnlose Morde angeheuert hatte. »Es ist wohl ein verdammt unangenehmes Gefühl, mit meinem Messerchen nähere Bekanntschaft zu machen, was?« stellte er nach einer Weile fest. »Für die Mädchen, die ich in deinem Auftrag umgebracht habe, war das Gefühl noch viel unangenehmer.«
»Wenn es dir nicht gepaßt hat, warum hast du dann…«
»Wenn ich dafür bezahlt werde, interessieren mich die Menschen nicht, mit denen ich beruflich zu tun habe«, sagte Irvin Rüssel kalt. »Mich interessiert aber etwas anderes.«
»Was?«
»Geradeaus!« sagte Rüssel statt einer Antwort auf die Frage es Gangsterbosses.
Widerspruchslos fuhr Melburn über eine große Kreuzung.
»Jetzt mußt du dich immer rechts halten«, gab Rüssel die anderen Anweisungen. »Aber nicht zurück nach Manhattan. Wir fahren zu den Pieren an der Marshall Street. Weißt du Bescheid?«
»Was wollen wir denn an den Pieren?«
»Das ist meine Angelegenheit, Charly«, gab Rüssel zurück.
***
»Tod durch Ertrinken!« bestätigte der Arzt, nachdem er den Fotografen Monay untersucht hatte. »Äußere Verletzungen zeigen deutlich, daß der Mann Sich sehr gewehrt haben muß. Vermutlich mehrere Täter!«
Ich
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