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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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genehmigte mir ein Glas Whisky. Dann stellte ich das Radio ab und betrat den Wagen, der als Aufenthaltsraum diente. Die redefreudige Gesellschaft hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Nur noch das Girl saß am Klavier. Es schlief. Den Kopf hatte es auf die verschränkten Arme gebettet.
    Ich rüttelte das Mädchen wach. Sie fuhr hoch und starrte mich großäugig und verschreckt an. Sie war höchstens neunzehn und hellblond. Aus der Art, wie sich ihre Pupillen dehnten, glaubte ich ersehen zu können, daß sie »high« war und gekokst hatte.
    »Was ist los?« stammelte sie.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Sylvia«, antwortete sie. »Sylvia Grace Wynham. Was ist los? Wo sind die anderen?« Sie rieb sich die Augen und sah aus wie ein verwundertes Kind.
    »Getürmt«, sagte ich. »Können Sie sich ausweisen?«
    Sylvia schaute sich nach ihrer Handtasche um. Ihre Bewegungen waren träge, zerfahren und unkontrolliert. Sie befand sich in einem tranceähnlichen Zustand und hatte Mühe, in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    »Ich habe sie wohl zu Hause gelassen«, murmelte sie dann. »Drüben in Queens.«
    »Gehören Sie zu der Bande?«
    »Zu den ,Killern? Ich wünschte, ich könnte das bejahen«, meinte sie bitter. »Aber die nehmen nicht jede. Die sind so stur wie ’n Felsmassiv. Aufnahmen wollen sie von mir machen, das ist alles! Deshalb haben sie mich herbestellt. Und wer sind Sie?«
    »Jerry Cotton vom FBI. Seit, wann sind Sie hier?«
    »Ich bin um halb elf gekommen. Berry wollte erst das andere Mädchen ’rannehmen. Warum?«
    »Haben Sie während der ganzen Zeit geschlafen?«
    »Wie ein Murmeltier!« bestätigte sie. »Sie haben nichts gesehen und gehört?«
    »Mann, das sage ich doch!«
    Ich ließ sie sitzen und ging in den Druckereiwagen. Mir waren die Aktfotos eingefallen, mit denen Berry aus der Dunkelkammer gekommen war und die ich ihm vorübergehend abgenommen hatte. Jetzt waren sie verschwunden.
    Ich durchstreifte auch die anderen Wagen — den Dunkelkammer- und den Schlafwagen. Ich konnte mich nicht damit aufhalten, sie im einzelnen zu durchsuchen. Für diese Aufgabe benötigte man Stunden.
    Plötzlich sah ich das Bild an der Wand. Es war nur eines von drei Dutzend. Ein gewagtes Aktfoto, keineswegs obszön, aber doch sehr frech. Ich erinnerte mich, das gleiche Bild unter Berrys Vergrößerungen gesehen zu haben.
    Ich nahm das Foto aus dem Rahmen. Auf der Rückseite stand eine Adresse. »1131 Jackson Avenue, Queens.« Ich faltete das Bild zusammen und steckte es ein.
    Ich kehrte in den ersten Wagen zurück und bat Sylvia, mir zu folgen. Zehn Minuten später lieferte ich sie bei Phil ab. Ich erklärte ihm, was geschehen war.
    »Ruf die Mordkommission an und warte hier, bis sie auf kreuzt«, sagte ich. »Ich muß rasch noch einen Besuch machen, der mit dem Mord zusammenhängt.«
    »Hast du eine Spur?«
    Ich zeigte ihm das Foto. Phils Augen wurden so groß und rund wie Silberdollars — nur übertraf der Glanz in seinen Augen diese Münzen noch bei weitem.
    »Ich protestiere!« meinte er. »Immer pickst du dir die delikatesten Bonbons heraus.«
    Ich blickte auf das Bild des Girls. »Warte erst mal ab«, riet ich ihm. »Es könnte leicht sein, daß dieses Bonbon mit Salzsäure gefüllt ist.«
    ***
    Der Hausmeister des großen Apartmenthauses hieß Brown. Mit seinem runden kakaofarbenen Gesicht machte er diesem Namen alle Ehre. Als ich ihm das Aktfoto zeigte, wurden seine Züge noch um einige Schattierungen dunkler. '
    »Nicht zu glauben!« japste er. »Das ist ja Mrs. Ramsgate!«
    »Ist sie zu Hause?«
    »Da müssen Sie mal oben klingeln — aber nicht zu laut, bitte. Ihr Mann schläft.«
    »Jetzt, zur Mittagszeit?«
    »Er ist ’n Kriminaler«, sagte Brown. »Diese Woche hat er Nachtdienst.«
    In meinem Magen bildete sich ein Klumpen. Ich begann, Zusammenhänge zu ahnen.
    »Wann haben Sie ihn das letzemal gesehen?« fragte ich.
    »Heute morgen — er kam gegen acht vom Dienst zurück. Ein feiner Mann. Korrekt und freundlich — wenn er auch manchmal seine melancholische Tour hat. Ich glaube, die Ehe haut nicht hin. Fragen Sie mich nicht nach dem Grund. Mrs. Ramsgate ist einfach toll.« Er befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. »Darf ich das Bild noch mal sehen?«
    »Ist irgendwann zwischen acht und zehn Uhr eine Kiste aus dem Haus geschafft worden?« fragte ich, ohne seinen Wunsch zu erfüllen. »Ein Koffer oder ein anderes größeres Stück?«
    »Nicht, daß ich wüßte, aber ich kann es auch nicht gesehen

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