Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen
Hand, das einen Durchmesser von knapp drei Zoll hatte. In der anderen Hand hielt er eine Petroleumkanne. Sein Begleiter hielt einen Weidenkorb in den Händen. Phil glaubte, den feinen Fiepton einer Ratte zu hören.
Pin Tu hob den Kopf. »Nun, Mr. Decker«, forderte er Phil noch einmal auf, »wollen Sie mir nicht doch erzählen, was Sie in meinem Haus suchten?«
»Ich habe es Ihnen gesagt«, preßte Phil zwischen den Zähnen hervor.
Der Dicke gab den Chinesen einen Wink. Der mit dem Ofenrohr ließ ein leises Zischen hören. Seine Augen glitzerten vor Mordlust.
Mit dünnen Lederriemen, die tief ins Fleisch schnitten, fesselte er Phil so auf die Bank, daß er sich nicht' mehr bewegen konnte. Dann preßte er das Ofenrohr auf Phils Bauch und befestigte es so, daß die eine Öffnung in Nabelhöhe auflag.
Der andere trug den Korb herbei und holte mit geschicktem Griff eine Ratte hervor. Er tränkte ihren Schwanz mit Petroleum und blickte fragend auf seinen Chef.
Pin Tu wandte sich lächelnd an Phil. »Ich werde Ihnen eine alte chinesische Methode vorexerzieren, die meine Vorfahren schon vor Hunderten von Jahren angewandt haben. Sie führte immer zum Erfolg, endete aber bedauerlicherweise meistens mit dem Tod des Delinquenten. Wir werden die Ratte mit dem Kopf voran in das Ofenrohr stecken und dann ihren mit Petroleum getränkten Schwanz anzünden. Was glauben Sie, verehrter Mr. Decker, wird das Tier tun?«
Phil hatte starke Nerven, aber nun wurde er doch blaß.
»Ich will es Ihnen sagen«, fuhr Pin Tu fort. »Die Ratte wird versuchen, aus Ihrem Gefängnis zu entkommen. Dazu wählt sie den einzig möglichen Weg. Können Sie sich den vorstellen, Mr. Decker?«
Seine Phantasie reichte aus…
Der eine Chinese konnte es kaum erwarten. Endlich gab ihm Pin Tu ein Zeichen. Der Chinese hob die Ratte noch einmal dicht vor Phils Gesicht, dann preßte er sie in das Ofenrohr.
Der zweite riß ein Streichholz an…
***
Da Phil nicht, wie verabredet, angerufen hatte, mußte bei ihm etwas dazwischengekommen sein. Wahrscheinlich hatte er das richtige Lokal, ausfindig gemacht und war dabei in Schwierigkeiten geraten.
Mir blieb wenig Zeit, wenn ich bis Mitternacht im Golden Gate sein wollte. Aber wie fand ich das richtigie heraus? Meine Chancen waren gering. Doch wenn ich davon ausging, daß der chinesische Koch in irgendeinem Zusammenhang mit dem Zettel stand, kam eigentlich nur eine Kneipe in Chinatown in Frage.
Ich benachrichtigte Kapitän Nelson und suchte mir aus dem Telefonbuch die Golden-Gate-Kneipen heraus.
Kurz nach Mitternacht erreichte ich das chinesische Restaurant Golden Gate an der Ecke Pell und Doyer Street. Um diese Zeit herrschte hier noch lebhafter Betrieb. Aber wie sollte ich Phil finden, wenn er überhaupt hier war? Ich hatte das sichere Gefühl, keinen Augenblick zögern zu dürfen. Aber sollte ich auf einen vagen Verdacht hin das Golden Gate ausheben lassen?
Ich schlenderte durch das gut besetzte Lokal, als ob ich einen Platz suchte. Ein chinesischer Kellner fragte mich nach meinen Wünschen.
»Ich habe mich mit einem Freund verabredet«, sagte ich zu ihm. »Er müßte eigentlich längst hier sein.« Dann gab ich ihm eine genaue Beschreibung von Phil.
Zu meiner größten Überraschung erinnerte sich der Kellner sofort.
»Yes, Sir«, sagte er freundlich. »Das ist bestimmt der Herr, der durch seinen Chauffeur die Rechnung begleichen ließ, weil er plötzlich weg mußte.«
Ich ahnte sofort, daß ich auf der richtigen Fährte war und daß Phil in der Patsche saß.
»Der Chauffeur war ein Landsmann von Ihnen?«
»Richtig«, lächelte der Kellner. »Ich muß ihn auch schon früher gesehen haben. Er kam mir bekannt vor.«
Ich drückte ihm einen Dollarschein in die Hand. »Thank you«, sagte ich, »mein Freund wird bestimmt zurückkommen. Ich werde mich noch etwas im Lokal umsehen.« Mit einer tiefen Verbeugung zog sich der Kellner zurück.
Obwohl mir die Zeit unter den Nägeln brannte, ging ich scheinbar gelangweilt durch das Lokal. Auf einem der Tische stand ein Aschenbecher, in dem eine Zigarette in der für Phil typischen Art ausgedrückt war.
Im gleichen Augenblick fiel mir ein kleiner Chinese auf, der mit einem Korb in der Hand auf eine schmale Tür im Hintergrund des Saales zuging. Er schien es sehr eilig zu haben, blickte sich aber trotzdem immer wieder mißtrauisch um. Als er hinter der Tür verschwunden war, ging ich ihm nach. Dia Tür war nicht verschlossen. Nach dem Schild zu urteilen, das
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