Jerry Cotton - 0573 - Ich stuerzte den Gangster-Koenig
Kaugummi, und es paßte dem »König« nicht, mich an der Stelle des alten Padman zu sehen.
Jack Cursky übernahm zwar den Auftrag, mich aus Mott Haven zu verjagen, aber er führte ihn nicht aus, weil er eine Chance suchte, an den »König der Gangster« heranzukommen. Ohne Zweifel arbeiteten Cursky und die beiden anderen Gangster für den geheimnisvollen Mann, und er schien sie an einer so langen Leine zu dirigieren, daß sie ihn vielleicht noch nie zu Gesicht bekommen hatten. Es gibt viele Gründe für einen Gangster, gegen seinen Boß aufzumucken. Der erste und häufigste Grund ist Unzufriedenheit mit der Abrechnung. Aber warum, zum Teufel, gingen Cursky, Chapter und Ramsey nicht einfach hinüber in die Villa und sagten Mr. King, daß sie den Arbeitsvertrag zu ändern wünschten?
Ich schnippte den Rest der Zigarette ins Abwaschbecken. Und warum meldete ich mich nicht bei Mr. King und fragte ihn, aus welchem Grunde er gegen meine Übernahme des Candyshops sei? Vielleicht konnte ich ihn überzeugen, daß ich einen guten Mitarbeiter in Geschäften abgäbe, die nichts mit dem Süßwarenhandel zu tun hatten.
Wenige Minuten später stand ich vor dem Stahltor, das einen so total verschlossenen Eindruck machte wie ein Tor in Fort Knox. Es gab keinen Klingelknopf. Ich marschierte an der Mauer entlang die 142. Straße hinauf. Sie war mehr als hundert Yard lang. Dann wechselte die Richtung, und sie verlief unmittelbar vor einem großen Wohnblock nach Norden. Zwischen Block und Mauer gab es eine ungepflasterte Stichstraße, die selbst für einen Kleinwagen zu schmal war. Nach dreißig Yard stieß ich auf eine graugestrichene Stahltür. Eine Sprechanlage und ein Klingelknopf waren in die Mauer eingelassen. Ich drückte den Knopf. Nach wenigen Sekunden knackte es in der Sprechanlage. »Hallo!« sagte eine Stimme, die mir bekannt vorkam.
»Mein Name ist Jerry Walsh. Ich möchte Mr. King sprechen.«
»Mr. King hält sich nicht in New York auf.« An dem leichten Stottern erkannte ich Smith, den Chauffeur. Ich dachte, er würde mich draußen stehenlassen, aber dann sagte er: »Kommen Sie herein.« Ein elektrischer Öffner summte. Die Stahltür sprang auf.
Es gibt eine Menge Leute, die es sich erlauben können, den goldteuren New Yorker Boden mit Gartenanlagen rings um ihre Villen zu bepflanzen. Niemand vermag auszurechnen, was eine einzelne Rose, die auf solchem Boden wächst, kostet. Aber diese versnobten Multimillionäre pflegen ihre Gärten mit einer Armee von Gärtnern. Mr. King machte sich zum Spaß, den Park hinter der grauen Mauer verwildern zu lassen. Fußhohes Gras wucherte zwischen den Bäumen. Die Büsche waren seit Jahr.en nicht geschnitten worden. Einige Steine in der Pflasterung des Fußweges waren ausgebrochen, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie auch nur zur Seite zu räumen.
Kings Villa mußte um die Jahrhundertwende gebaut worden sein. Es war ein dreistöckiges graues Gebäude mit hohen Fenstern, das besser ins alte England als nach New York paßte. Eine Freitreppe führte zum Eingang. Vor der Treppe stand der Rolls-Royce, und auf der obersten Treppenstufe erwartete mich Smith, der Ex-Boxer. Wortlos führte er mich in die Halle und ließ mich allein.
Ich sah mich um. An den Wänden hingen zwei Dutzend Bilder, aber ich verstehe nicht genug davon, um zu beurteilen, ob sie kostbar waren oder nicht.
Links von der Treppe wurde eine Tür geöffnet. Ein Mann in einem blauen Anzug kam auf mich zu. Ich schätzte ihn auf fünf- oder sechsunddreißig Jahre. Er hatte ein blasses Gesicht mit gedunsenen Wangen und braunes, schon schütteres Haar. »Was wünschen Sie von Mr. King?«
»Sind Sie Mr. King?« fragte ich zurück.
»Ich heiße Dean Gates, und ich bin Mr. Kings Anwalt. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich würde lieber mit Mr. King selber sprechen.«
Er lachte. »Dann müssen Sie nach Kalifornien fliegen. Mr. King angelt augenblicklich Schwertfische vor der Kalifornischen Küste. Kommen Sie herein!« Er führte mich in einen Raum, der als Büro diente. An den Wänden standen einige Aktenregale, der Schreibtisch war mit Papieren über-, sät. Der Anwalt bot mir einen Stuhl an. Ich zeigte auf die Papiere. »Betreiben Sie Ihr Büro hier?«
»Nur, soweit es Mr. Kings Angelegenheiten betrifft.« Ungeduldig setzte er hinzu: »Wollen wir zur Sache kommen, Mr. Walsh!«
»Ich habe Padmans Candyshop in der Brook Avenue erworben, und ich möchte Mr. King fragen, warum er mich daraus vertreiben will.«
Dean
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