Jerry Cotton - 0573 - Ich stuerzte den Gangster-Koenig
blaffte der Chauffeur. »Wenn Ihnen ein Girl abhanden gekommen ist, gehen Sie gefälligst zur Polizei.«
Er hieb den Hörer auf die Gabel.
Ich ging zu Phil zurück. »Völlig zwecklos, eine Razzia in der Villa zu veranstalten«, sagte ich niedergeschlagen. »Kings Fahrer forderte mich geradezu auf, die Polizei zu holen. Fahr mich zum Verladegelände. Ich werde mit Hank Scolaro reden.«
***
»Allein?«
Ich nickte. »Unsere Chancen werden nicht besser, wenn wir als FBI-Agenten auf kreuzen. Wer immer an diesem Verbrechen beteiligt war — dem FBI gegenüber wird er eisern schweigen.«
Ich legte Phil eine Hand auf die .Schulter. »Halte dich bereit, Phil, aber greife nur ein, wenn du ganz sicher bist, daß es sein muß.«
»Also eine Minute, nadidem sie dich umgebracht haben«, knurrte mein Freund.
Der Mercury brachte mich bis zum Bruckner Boulevard. Ich stieg aus und ging die Schotterstraße zum Verladegelände hinunter. Der Schuppen, der der Scolaro-Gang als Hauptquartier diente, war ein verwinkelter Bau. Zwei vorgezogene, teilweise zerfallene Mauern bildeten eine Art Innenhof. In diesem Hof standen die Harley-Motorräder. Ein auf volle Lautstärke gedrehter Plattenspieler dröhnte aus dem Bau. Eine Tür gab es nicht. Ich ging durch einen langen Gang dem Gedröhn der Musik nach und stieß auf einen quadratischen großen Raum, der mit Teppichen, Polstermöbeln, einem Barschrank und der Musikbox eingerichtet war. Die Mitglieder des Scolaro-Vereins fand ich vollzählig versammelt. Sie lagen in Sesseln und auf der Couch. Der blonde untersetzte Bursche, von dem ich das Motorrad geliehen hatte, führte in der Mitte einen grotesken Tanz auf, den die anderen mit wildem Händegeklatsche begleiteten. Sie schienen an diesem Tage schon alle eine Menge getrunken zu haben. Leere und volle Bierdosen lagen überall herum.
Der schwarzhaarige Blacky erblickte mich zuerst. Er faßte Scolaros Arm und rüttelte ihn. Hank hob den Kopf, starrte mich an, dachte nach. Dann bewegte ein breites Grinsen seinen verfilzten Bart.
»Stell das Heulen ab!« brüllte er. »He, Sid, stopp deine Vorstellung. Wir haben Besuch!« Er warf die Bierdose, die er in der Hand hielt, weg. Sie war noch nicht leer und Bier schwappte über den Teppich.
Einer brachte den Plattenspieler zum Schweigen. Der blonde Sid brach seinen Stampf tanz ab. Jetzt sahen mich alle an.
Scolaro wuchtete sich aus seinem Sessel hoch. »Bist du übergeschnappt, freiwillig herzukommen?« fragte er fast freundlich.
»Du weißt genau, warum ich komme. Wo ist das Mädchen? Wo ist Dennis Glover?«
»Ist dir die Braut abhanden gekommen? Wie traurig!« Er drehte sich zu seinen Kumpanen um. »Jungens, ihm fehlt die Braut. Wer kann ihm eine neue besorgen?« Sie grölten vor Lachen.
Mit zwei großen Schritten stand ich vor Scolaro. »Ich sah dich vor meinem Laden, Hank Scolaro, und du bist nicht mir gefolgt, als ich den Laden verließ, sondern du hast Dennis beschattet. Sie wurde aus dem Laden entführt.«
»Wer will mir verbieten, hinter einem Girl herzulaufen, das mir gefällt? Du weißt doch, daß ich die liebe Dennis schon einmal zu einem Bier eingeladen habe, und sie hat damals die Einladung sogar angenommen.«
»Du hast sie damals gewaltsam entführt.« Scolaro stand vor einem Tisch, auf dem eine Menge Bierdosen, zwei Whiskyflaschen sowie Zigarettenpackungen lagen. Dazwischen stand ein Walkie-Talkie vom gleichen Modell, wie ich es in der Aktentasche trug. Ich schob den bärtigen Motorradgangster mit einer Armbewegung zur Seite. Bevor er oder einer seiner Leute es verhindern konnten, hielt ich das Walkie-Talkie in der Hand. »Über dieses Ding hat ,The King*** dir damals den. Befehl erteilt, Dennis laufenzulassen. Hat er dir heute damit die Entführung des Mädchens befohlen?«
»Woher willst du das wissen?«
Ich warf Scolaro das Funksprechgerät zu. Er fing es auf. Ich öffnete die Aktentasche. »Weil ,The King auch mich von Zeit zu Zeit mit einer drahtlosen Unterhaltung beehrt.« Ich ließ ihn einen Blick in die alte Aktentasche werfen.
Er zog die Augenbrauen hoch, blieb aber skeptisch. »Na und?« grunzte er und zuckte die Achseln. »Wenn du für ›The King‹ arbeitest, warum fragst du nicht ihn nach deinem Mädchen?«
»Weil ich zwanzigtausend Dollar, die er als sein Eigentum betrachtet, in meine Tasche steckte.«
Scolaro ließ sich in einen Sessel fallen, schwang mit einem Ruck die Beine hoch und hämmerte die Cowboystiefel auf den Tisch. »Wirklich, mein Junge, du
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