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Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Titel: Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
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amerikanische Kleinstadt opfern. Er hielt ihr Schicksal in den Ampullen seines schwarzen Köfferchens — er hielt es buchstäblich in der Hand.
    Ruhig begann er den zweiten Teil seines Aufstiegs. Früher einmal, wenn er getrunken hatte, war er auch so ruhig gewesen. In der Erinnerung spürte er den scharfen Geschmack und den Duft heimatlichen Branntweins auf der Zunge und in der Kehle. Vielleicht würde er bald wieder eines der glockenförmig geschweiften Gläser an die Lippen setzen und in der angenehmen Wärme eines Sommerabends den Obstgeist in sich hineinschlürfen, mit einer kleinen Tasse schwarzen Kaffees — daheim!
    Seine Schuhe polterten über die letzten Stufen der eisernen Stiege. Er ließ das Köfferchen sinken. Die Dynamitstäbe rutschten auf den schmalen Umgang, und er blickte über den Rand des riesigen Tanks auf eine unbewegte, klare Wasserfläche. Durch die kleinen Fenster im Wasserturm fiel ein Lichtstreif darauf und bildete bleierne Kringel. Geisterhaft hallten weiter unten im Turm einzelne Tropfen, die auf ein Blech trafen. Jetzt wartete er.
    ***
    Der Hubschrauber hatte reichlich schief aufgesetzt, aber Mr. High und der Professor und ein Unbekannter im grauen Anzug — ein sehr schweigsamer Bursche übrigens — hatten ihn über die Trittleiter verlassen und fanden sich im Schatten meines roten Jaguar bei uns ein. Durch die Büsche brachen zwei Polizisten von der Einsatzgruppe Harristown und grüßten, als sie uns erreicht hatten.
    »Fein habt ihr das gemacht«, lobte ich sie. Einer sah mich feindselig an.
    »Wenn Sie einen Funkspruch kriegen, die Straße zu sperren und den Kerl nicht an sich heranzulassen, dann machen Sie es genauso!« polterte er los. Ich wollte ihm gerade ein paar Kapitel aus der ersten Lektion der Polizeischule vortragen, als Mr. High die Hand hob.
    »Nichts mehr daran zu ändern, Jerry«, sagte er leise. »Bedrich ist da drinnen im Wasserturm?«
    »Ja. Mit seinem Giftkoffer und wahrscheinlich auch noch Dynamit. Und verteufelt kampflustig, wenn Sie mich danach fragen, Chef!«
    Mr. High nickte.
    »Läßt sich die Wasserzufuhr von diesem Turm aus sperren?« fragte er sachlich. Einer der Polizeibeamten nickte.
    »Soviel ich weiß, ja, Sir. Aber nur aus dem Inneren des Turms. Die Verteileranlage befindet sich drinnen. Wir haben übrigens den zuständigen Inspektor gleich alarmiert. Er wird bald eintreffen.«
    »Gut. Haben wir schon Verbindung mit Bedrich?«
    »Nein. Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt. Aber wenn Sie sich irgend etwas davon versprechen, will ich gern hingehen und Kontakt auf nehmen.« Ich lockerte meinen Revolver in der Halfter. Mr. High überlegte kurz.
    »Wir gehen zusammen«, sagte er und legte seine Hand auf meine Schulter. »Kommen Sie, Jerry!«
    Die Fenster des Wasserturms waren alle noch intakt. Es sah nicht so aus, als ob Bedrich einen Annäherungsversuch mit Waffengewalt verhindern würde. Trotzdem blickte ich kurz zu Phil hinüber, und der nickte, indem er seine Waffe in die Hand nahm.
    Das Gras vor dem Turm war von der Sonne verbrannt. Wir umgingen den Trichter, den die Explosion in den Weg gerissen hatte. Vor dem Tor tippte mir Mr. High kurz auf die Schulter. Ich verstand. Während er sich von rechts der gähnenden Öffnung näherte, ging ich von links heran.
    Wir standen in den Trümmern des Eingangs. Mr. High winkte mir. Dann trat er noch einen Schritt vor.
    »Mr. Bedrich!« rief er laut. Das Echo hallte in den kahlen Wänden des Turms wider. Noch einmal: »Mr. Bedrich!«
    »Ja?« kam es von oben, ebenso merkwürdig verzerrt.
    »Kommen Sie herunter, und ergeben Sie sich«, sagte Mr. High. »Ihre Waffen sind wirkungslos. Die Zuleitungen zur Stadt sind abgesperrt.«
    Ein gespenstiges Lachen brach in Wellen an unsere Ohren.
    »Das glauben Sie doch selbst nicht. An die Absperrhähne kommt niemand außer mir heran. Und Sie wissen das!« Mr. High hob die Schultern. Der Bluff hatte versagt.
    »Was wollen Sie, Bedrich?«
    Noch einmal hallte sein Lachen durch den Turm.
    »Freien Abzug in meine Heimat«, sagte er. »Ich gebe Ihnen eine Stunde Zeit. Dann fließt die erste Ampulle in den Tank. Und wenn Sie sich den Absperrhähnen nähern, werfe ich mit Dynamit. Wollen Sie eine Probe?«
    »Nein, danke«, sagte Mr. High und trat einen Schritt in den Turm hinein. Dabei blickte er schräg nach oben. »Eine Stunde ist zu kurz, Bedrich. Ich muß mit dem Gouverneur sprechen.«
    »Eine Stunde ist genug«, klang es von oben. »Zurück!«
    Mr. High schüttelte den

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