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Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton

Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton

Titel: Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton Kostenlos Bücher Online Lesen
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der um 13.08 Uhr in Pennsylvania Station ankommt, befindet sich ein in Chicago aufgegebener Koffer mit einem Gewicht von 76 Pfund. Dieser Koffer enthält 300 000 Dollar in Falschgeld sowie einige Druckplatten für Greenbacks.«
    »Hallo, wer spricht?« fragte ihn die Stimme.
    Carpenter, wegen Falschmünzerei zweimal vorbestraft, wußte, daß er wieder einmal am Ende war. Diesmal zwar ganz anders als in den beiden vorherigen Fällen, aber immerhin am Ende. Er war jetzt fast mittellos.
    Eine Minute später erkundigte er sich nach der Busstation der Greyhounds. Er hatte Heimweh nach Chicago.
    ***
    Langsam ging ich durch den dahinrasenden Zug. Ich kam mir vor wie ein Mannequin auf dem Laufsteg, denn ich sorgte dafür, daß ich von möglichst keinem Passagier ungesehen blieb. Bei allen Leuten, die zu sehr in Gespräche oder Zeitungen vertieft waren, ließ ich mir sozusagen auf die Beine helfen. Ich schwankte dann, verlor den Halt und entschuldigte mich.
    So ging ich von Wagen zu Wagen.
    In einem Abteil saßen zwei Männer. Sie verhandelten und schauten dabei zum Fenster hinaus. Sie konnten mich nicht sehen. Bei dieser Szene fuhr der Zug über eine Gleisabzweigung. Ich taumelte, fiel — gewollt natürlich — auf den Sitz neben den beiden Männern.
    »Verzeihung!« sagte ich laut.
    »Stellen Sie sich vor, Harry«, sagte der eine Mann und deutete wieder auf die Landschaft, »hierhin ein Zweigwerk und…«
    »Verzeihung«, sagte ich wieder, »würden Sie mir mal Feuer geben?«
    Der Mann, der auf den Namen Harry hörte, drehte sich kurz um und machte eine Bewegung, als wolle er mich wie eine Fliege wegwedeln. Der zweite schaute mich überhaupt nicht an.
    Dauernd passierten solche Sachen. Nach dem dritten Waggon, den ich auf meine Weise passiert hatte, fühlte ich mich schon fast in der Lage, eine Forschungsarbeit über das Verhalten von Eisenbahnfahrgästen zu schreiben.
    Im vierten Waggon grinste mich ein viereckiger Mann schief an. »Hallo, Cotton, Sie suchen doch nicht etwa mich?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, sagte ich. »Kennen wir uns?«
    Er war geradezu beleidigt. »Mann, Cotton, kennen Sie mich wirklich nicht mehr? Vor sieben Jahren haben Sie mich doch…« Seine Handbewegung war deutlich. Sie deutete Handschellen an.
    »Darf ich?« fragte ich und bot ihm eine Zigarette an, gab ihm Feuer und fragte: »Wenn Sie mir jetzt noch verraten, wie Sie heißen?«
    »Aber Cotton«, sagte er vorwurfsvoll, »ich bin doch Roger Head.«
    »Ach ja«, sagte ich. »Roger Head. Bankraub, stimmt’s?«
    »Ja. 15 Jahre. Gestern rausgekommen, auf Bewährung. Jetzt fahre ich heim in den Wilden Westen und verkaufe wieder Rindvieh.«
    »Gewaltig sauer auf mich?« erkundigte ich mich.
    »Im Gegenteil, Cotton. Können Sie sich nicht denken, warum?«
    »Nein, Head, kann ich nicht.«
    »Damals habe ich doch mit Timmy Monkbone zusammen gearbeitet.«
    Monkbone, dachte ich, Monkbone, ja, das ist viele Jahre her. Kein Fall, den ich bearbeitet hatte, aber ich erinnerte mich.
    »Monkbone und seine Leute haben den Geldtransportwagen bei Floral Park überfallen. Vier Tote. Ein halbes Jahr später wurden alle Mitglieder der Gang zum Tode verurteilt. Wenn Sie mich nicht vorher geschnappt hätten, Cotton, dann hätte ich bei dem Überfall mitgemacht und wäre auch auf dem Stuhl gelandet. Sieben Jahre Sing Sing waren zwar kein reines Vergnügen, aber es war gesünder als das Ende auf dem elektrischen Stuhl. Deshalb bin ich Ihnen wirklich dankbar, Cotton.«
    Für ein paar Sekunden vergaß ich meine Aufgabe. Schließlich passiert es einem G-man selten, daß er einen Mann trifft, dem er zu ein paar Jahren hinter Gittern verholfen hat — und der sich dafür auch noch bedankt.
    »Ja, Cotton, so ist das. Ich habe früher nie etwas von euch G-men gehalten. Ist ja klar. Und damals, als Sie mich schnappten, hatte ich einen irrsinnigen Haß auf Sie. Wenn ich noch Gelegenheit dazu gehabt hätte, dann hätte ich Sie umgelegt. Aber inzwischen weiß ich, daß Sie der Mann waren, der mich davor bewahrt hat, ein Mörder zu werden. Heute bin ich ein Vorbestrafter, aber verlassen Sie sich darauf — wenn ich jemals einem G-man helfen kann, dann tue ich es. Hand drauf, Cotton!«
    »Hand drauf«, sagte ich. Wie zwei Verschwörer schüttelten wir uns die Hände. »Beim Rindvieh bleiben!« ermahnte ich ihn. »Mit Viehhandel kann man schneller reich werden als mit anderen Sachen.«
    »Vielleicht«, sagte er, »aber auch wenn es mühsam wird, bleibe ich dabei. Ich bin nämlich

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