Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht
rollte ich Über den unebenen Boden. Die Reifen knirschten leise auf dem Schotter. Im Osten wurde es hell.
Da sah ich eine schattenhafte Gestalt für einen Augenblick auf der Mauerkrone. Dann war sie verschwunden. Phil? Ich riß das Steuerrad herum. Der Wagen schleuderte. Ich gab Gas und der Jaguar schoß vorwärts, wieder auf die Mauerlücke zu. Die Gestalt mußte in die Liberty Street gesprungen sein. Ich schaltete die Scheinwerfer wieder ein.
Mit heulenden Reifen schleuderte ich um die Ecke. Den entgegenkommenden Wagen, der ohne Licht fuhr, hätte ich beinahe gerammt. Fluchend trat ich auf die Bremse. Der Wagen ratterte vorbei.
Ich wendete, so schnell das in dieser engen Straße ging. An der nächsten Kreuzung flammeten die Bremslichter der alten Karre auf. Dann wurden die Rücklichter eingeschaltet. Ich gab Gas, um den anderen nicht zu verlieren.
Kurz vorm Broadway war ich nah hinter dem grünen Lincoln. Der Fahrer war durch das kleine Rückfenster schlecht zu erkennen. Er fuhr unsicher. Phil konnte das kaum sein, oder er war verletzt. Der Wagen bog rechts ab. Auf dem Broadway wurde der frühe Verkehr stärker, und ich mußte näher aufschließen.
Der Mann da vorn fuchtelte mit dem rechten Arm in der Luft herum, und die Bremslichter leuchteten unregelmäßig auf. Gab er mir Signale? Ich tippte kurz auf die Lichthupe und rückte näher. In dem Lincoln ging die Innenbeleuchtung an. Die Hand winkte, ich solle folgen. Ich hupte kurz mein Okay.
Jetzt ging es in rascher Fahrt Über die Greenwich Street. Die Gemüsekarren und Ladefahrzeuge am Washington Market zwangen uns zu waghalsigen Schlenkern.
An der Ecke Beach Street wies ein riesiger, blau beleuchteter Pfeil mit einem zuckenden P auf einen dunklen Schlund, in dem der Lincoln verschwand. Ich löste ein Ticket am Automaten und kroch die Auffahrt hoch, den roten Schlußlichtern vor mir nach.
Auf dem 8. Deck scherte der Blaue Lincoln aus der Bahn und steuerte auf einen Platz links am Ende der langen Wagenreihe zu.
Ich fand eine Lücke fünf Wagen weiter weg, fuhr rasch hinein und stieg aus.
Einige trübe Lampen erhellten den weiten, niedrigen Raum nur dürftig.
Über dem Dach des Lincoln tauchte ein heller Haarschopf auf und bewegte sich auf das Heck zu. Ich zog meinen Smith and Wesson und wartete ab.
Der Mann war nun mit dem Oberkörper sichtbar. Er legte die Hände flach auf den Kofferraumdeckel und sah zu mir herüber.
»Sind Sie Conway?« rief ich.
»Ja!«
»Ich bin Jerry Cotton vom FBI. Sie sind festgenommen. Kommen Sie vorsichtig raus! Ich bin bewaffnet!«
»Lassen Sie mich laufen, wenn ich Ihnen sage, wo der andere ist?«
»Ich bin nicht berechtigt zu verhandeln. Heben Sie die Hände und kommen Sie raus, oder ich hole Sie!«
»Ich komme schon, ich geb’s auf!« Plötzlich brummte es unten leise. Das Geräusch schwoll an. Ein Scheinwerferpaar schnitt einen Lichtkegel gegen die Decke. Der Wagen kroch die Auffahrt hoch. Die lange Schnauze erschien, senkte sich und wippte ein wenig. Der blendende Strahl erfaßte den Gangster an seinem Wagen. Er schwenkte etwas herum. Es war ein schwarzer Falcon. Ich hob meinen Revolver, konnte aber den Fahrer nicht erkennen.
Die Maschine heulte auf. Der Falcon schrammte gegen das Heck des Lincoln und stieß den Wagen ein Stück vorwärts. Conway stand wie angenagelt.
»In Deckung!« brüllte ich und jagte einen Schuß in das Seitenfenster des schwarzen Wagens.
Der Kühler erfaßte die schmale Gestalt Conways und schleuderte sie zurück. Der Falcon setzte nach und quetschte den kleinen Gangster gegen die Mauer.
Ebenso schnell setzte der Falcon wieder zurück. Die. Rücklichter leuchteten auf wie Ampeln. Sie kamen bedrohlich auf mich zu. Ich warf mich hinter den Jaguar.
Der große Wagen wurde hart gebremst und sackte am Heck tief ein. Dann wurde krachend der Vorwärtsgang reingehauen. Der Motor heulte gequält auf und riß den Wagen nach vorn. Schnurgerade raste er auf die Glasfassade des Parkhauses zu und donnerte krachend hinein. Das Drahtgeflecht in der großen Scheibe zerriß.
Der lange Wagen hing zur Hälfte im Freien.
Ich spurtete los.
Plötzlich hob sich das Heck des Falcon an. Ich spürte schon den Luftzug der wie irr kreisenden Räder. Dann machte der Wagen einen leichten Ruck nach vorn.
Ich hörte das Knirschen von Metall auf Beton, das Splittern von Glas. Der Wagen rutschte ein Stück weiter hinaus.
Die hintere Stoßstange hing schon sehr hoch. Die Räder drehten sich wie wild. Ich sprang,
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