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Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Titel: Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
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sofort, daß nach uns jemand dagewesen war. Er hatte das Schloß aus dem Rahmen gesprengt, etwas, das nicht mehr Kraft erfordert, als ein gläsernes Sparschwein zu knacken.
    Ich stieß die Tür auf und trat ein. Wieder der muffige Geruch. Spuren im Staub. Ich durchsuchte alle Zimmer. Aber das Haus war leer. Zuletzt sah ich mir noch mal den Wohnraum an, in dem Ida und ich uns unterhalten hatten.
    Ich rüttelte an den Fenstern. Sie waren verschlossen. Ich ging an der Wand entlang, am Kamin vorbei. Meine Hand strich über den Staub von Jahren. Ich öffnete den Bücherschrank. Er war leer, jedenfalls beinahe. Durch ein Loch in der Rückwand ragte ein Kabelende herein, mit der Zange abgekniffen. Ich brauchte eine halbe Minute, um festzustellen, wohin das Kabel führte. Es lief unter dem Teppich entlang, kletterte an der Innenseite eines Tischbeins empor und endete, mit U-förmigen Zwecken befestigt, unter der Tischplatte, dort ebenfalls abgekniffen.
    Ich begriff. Sie hatten eine »Wanze« eingebaut, den Sender eines starken Abhörgeräts; das Mikrofon unterm Tisch, den Verstärker im Schrank.
    Und die Empfänger? Das konnten nur Rogers und Naila gewesen sein. Wer sonst! Irgendwo in der Nähe hatten sie gesessen, unsichtbar für uns, den zweiten Teil der »Wanze«, das Empfangsgerät, in der Hand. Drahtlos war ihnen jedes hier im Raum gesprochene Wort gesendet worden.
    Also doch eine Falle! Greely, der offenbar mißtrauisch bis ins Mark seiner Knochen war, hatte vorgesorgt. Ich sah vor mir, wie sich alles abgespielt hatte: Ida und ich verlassen das Haus. Naila lauert in der Nähe, kommt hierher und holt die »Wanze«. Dabei läßt er das Kabel, dessen Demontage zuviel Zeit gekostet hätte, zurück. Rogers hängt am nächsten Telefon, informiert den Chef, empfängt Anweisungen: das Todesurteil für Ida und sicherlich auch für mich. Aber an einen G-man trauen sich die beiden nicht ’ran. Oder doch? Warten sie irgendwo, versteckt, um ganz sicher zu gehen?
    Ich sah auf die Uhr. Es war halb zwei. Mit dem Polizeiwagen fuhr ich nach Smithtown zurück. Den beiden Cops erklärte ich, daß ihr Fahrzeug noch gebraucht werde. Dann brauste ich, wobei ich dem Schlitten nichts schenkte, nach New York.
    Um viertel nach drei parkte ich vor Ida Lipkins Wohnung in der 190. Straße. Als ich ins Freie kletterte, kniff ich die Augen zusammen. Ein Stück weiter vorn, vor einem Kosmetiksalon, parkte ein roter Jaguar Typ E. Ich brauchte das Nummernschild nicht zu lesen, ich erkannte an der Delle in der Stoßstange links hinten, daß es sich um meinen Wagen handelte.
    Ich schloß das Polizeifahrzeug ab und ging zu meinem Flitzer. Seit mindestens ’ner Stunde mußte er hier in der prallen Sonne stehen. Die Karosserie glühte. Beide Türen waren verriegelt.
    Daß der Jaguar hier stand, war nicht verwunderlich. Mein Freund Phil besitzt die zweite Schlüsselgarnitur. Gelegentlich, wenn ich anderweitig unterwegs bin, benutzt er den Jaguar, teils privat, teils dienstlich, ohne sich jemals an den Benzinkosten zu beteiligen. Wahrscheinlich war Phil bereits oben in Ida Lipkins Wohnung, um das »Archiv« sicherzustellen.
    Ich trat ins Haus und fuhr mit dem Lift in den vierten Stock. Die Tür zu Idas Wohnung war nur angelehnt.
    Ich runzelte die Stirn. Türen hinter sich offenlassen, ist nicht Phils Art.
    In der Diele schwebte noch ein Hauch von Idas Parfüm. Ein Wettermantel hing an der Garderobe, daneben ein Schirm mit langem Griff.
    Ich sah ins Wohnzimmer. Es war leer. Ein Sessel war umgekippt. Die Tischdecke, fleckenlos weiß, lag auf dem Boden. Die Kristallvase mit gelben Nelken war zerschellt, das Wasser noch nicht verdunstet.
    In Küche und Bad fand ich nichts Besonderes. Auch das kleine Zimmer, in dem ich mich letzte Nacht ausgeruht hatte, schien unangetastet. Wüst dagegen sah es im Schlafzimmer aus.
    Neben dem Kleiderschrank stand eine Kommode. Sie war aufgerissen worden und durchwühlt. Anhand der Dinge, die auf dem Boden umherlagen, sah ich, was sie enthalten hatte: Fotos, Papiere, Geld, Schriftstücke, Zeitungsausschnitte.
    Ich durchforschte das Chaos nur kurz. Idas Archiv war bestimmt nicht mehr hier.
    Ich nahm ein Papiertuch aus der Tasche und wischte mir den Schweiß von Stirn und Nacken. Was ich hier vorfand, sah verdammt mulmig aus. Von Phil keine Spur. Die Wohnung zugerichtet, als hätte darin ein Tornado gehaust.
    Ich ging ins Wohnzimmer. Das Telefon schrillte, bevor ich es erreicht hatte. Mit dem Papiertuch nahm ich den Hörer ans

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