Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Titel: Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
hast.«
    Er bleckte die Zähne. »Haben sie deine Puppe entführt?«
    »Nicht die Bohne«, sagte ich. Dann ging ich die Hauptstraße hinab, mit gesenktem Kopf und ziemlich nachdenklich. Am Marktplatz waren die Bushaltestellen. Ich hatte Glück. In zwei Minuten fuhr ein abgetakelter Greyhound nach New York City, Manhattan, Endstation Times Square.
    »Vormittags hin, abends zurück«, erklärte mir der Fahrer, ein junger Farbiger. »Wir fahren täglich.«
    Ich löste das Ticket und setzte mich in die erste Reihe ans Fenster. Ein Drittel der Plätze blieb frei. Mit fünf Minuten Verspätung startete der Fahrer sein Ungetüm. Röhrend zog der Koloß durch die Straßen der kleinen Stadt. Wir kamen auf freies Feld. Ein Wald nahm uns auf. Schatten. Dunkle Seitenwege. Ich überlegte. Greely — Ida — Ash — die beiden Ganoven — und jetzt die Entführung. Hatte man uns belauscht in Port Jefferson? Das war unmöglich. Wir waren allein gewesen im Haus, und weder ich noch Ida hatten eines der Fenster geöffnet. Ich döste. Aber plötzlich schrak ich hoch. Ich sprang auf, war mit einem Schritt hinter dem Fahrer.
    »Halten Sie an! Ich will aussteigen. Sofort!«
    Er bremste und warf mir über die Schulter einen verständnislosen Blick zu. »Aber, Mister. Sie haben doch bis New York gelöst.«
    »Macht nichts.«
    Der Wagen hielt. Fauchend glitt die Tür, hydraulisch betätigt, zur Seite. Ich sprang auf die Chaussee und rannte zurück. Hinter mir fuhr der Bus weiter. Die Straße, auf beiden Seiten von dichtem Laubwald flankiert, führte eine Anhöhe hinauf. Nach knapp hundert Schritten hatte ich den Weg erreicht. Wie mit der Axt geschlagen zog er sich in das saftige Grün, schmal, schattig, mit bemoostem Boden und langen Zweigen, die sich in Kopfhöhe über den Pfad streckten. Es war dunkel hier, kühl und feucht. Es roth nach Waldmeister, wilden Erdbeeren und fauligem Laub.
    Ich schwenkte in den Waldweg ein. Jetzt ging ich langsam, nur noch ein kurzes Stück, bis zu meinem Mustang. Hinter ihm blieb ich stehen. Der Pfad war so schmal, daß ich mich zwischen Ästen und Karosserie durchzwingen mußte.
    Dann stand ich neben der rechten Tür. Ich zog sie auf, und Ida Lipkin, in die Ecke gelehnt, kippte mir entgegen. Vorsichtig schob ich sie auf den Sitz zurück. Das hellblaue Kostüm war voller Blut. Der Stich saß genau im Herzen. Sie war schnell gestorben. Ihr Gesicht, noch braun überhaucht, zeigte keine Angst, nur ein schwaches Staunen.
    Ich griff nach der Hand und fühlte den Puls; aber das war ganz überflüssig. Dann schloß ich die Tür. Ich schmeckte Galle auf der Zunge, und mein Magen zog sich zu einem schmerzenden Klumpen zusammen.
    Ich ging um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür und setzte mich hinters Lenkrad. Der Zündschlüssel steckte. Ich startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und manövrierte den Mustang auf die Chaussee zurück. Dabei achtete ich darauf, nur die Speichen des Lenkrades zu berührep. Ich durfte Nailas Fingerabdrücke nicht verwischen.
    Ich hielt noch einmal, stellte Idas Liegesitz ganz flach und legte mein Jackett über sie. Wer nicht genau hinsah, würde nicht bemerken, daß ich mit einer Toten fuhr.
    Ich lenkte zurück nach Smithtown, zum Polizeiposten. Die beiden Beamten dort, bieder und ländlich, starrten mich fassungslos an, als ich ihnen erklärte, was geschehen war, und um ihre Hilfe ersuchte. Ausweisen konnte ich mich nicht. Aber meinen Verein mußte ich ohnehin anrufen. Zum zweitenmal innerhalb einer Stunde sprach ich mit Mr. High. Er ließ mich ausreden, bestätigte dann dem Diensthabenden Sergeanten, der mich immer noch mißtrauisch ansah, daß ich G-man sei. Ich nahm noch einmal den Hörer.
    »Der Mord an Ida war geplant, Chef. Ich möchte nur wissen, warum Greely das seinen Killern befohlen hat.« Ich knirschte mit den Zähnen. »Zunächst fahre ich noch mal nach Port Jefferson zurück, Chef. Sorgen Sie für Greely? Er hat sein Stadtbüro in der 57. Straße.«
    »Ich kenne die Adresse. Melden Sie sich von Zeit zu Zeit, Jerry. Wer weiß, vielleicht sind die Mörder auch auf Sie angesetzt.«
    Ich versprach es und legte auf. Die Cops liehen mir ihren Dienstwagen, und ich brauste nach Port Jefferson, immer ein Auge im Rückspiegel. Aber niemand verfolgte mich. Jedenfalls konnte ich nichts entdecken.
    Das Haus in der Sunrise Road döste in der Mittagsglut. Ich parkte vor der Gartentür. Auf dem Weg durch das Unkraut hielt ich meinen 38er in der Hand. An der Tür sah ich

Weitere Kostenlose Bücher