Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
rechten Arm, drückte ihn nach hinten, ließ nach, und während Drains Faust zum zweitenmal bombengleich in mein Gesicht einschlug, schmetterte ich die Hand, in der er seinen Revolver hielt, so wuchtig gegen das Schwungrad einer Maschine, daß der Mann aufbrüllte. Seine Finger öffneten sich. Er verlor die Kanone und sackte zu Boden.
»Ich glaube, es ist aus, Drain«, sagte ich.
Er zog die Lippen so weit von den Zähnen, daß ich das Zahnfleisch sah. »Ihr kriegt mich nicht lebend«, keuchte er. Seine herumfahrende linke Hand berührte eine verrostete, zolldicke und zwei Fuß lange Eisenstange. Bevor ich etwas dagegen unternehmen konnte, hatte er sie gefaßt und schlug zu. Ich mußte zurückspringen. Er nutzte die Chance, zog die Knie an und kam auf die Füße. Wie eine Keule schwang er die Eisenstange und ging damit auf mich los.
Er ließ sie niedersausen. Ich sprang zurück. Die Stange traf eine Maschine. Der Rost sprühte. Sofort drängte Drain nach.
Wieder spürte ich geradezu körperlich den 38er unter der Achsel. Wenn ich ihm eine Kugel in die Schulter jagte, würde dieser Tanz ein schnelles Ende haben. Ich widerstand der Versuchung. Auch der beste Schütze kann nie absolut sicher wissen, was passiert, wenn er auf einen Menschen schießt. Außerdem — es gefiel mir nicht, auf einen Mann zu schießen, der nur noch eine Eisenstange zu seiner Verteidigung besaß.
Es war nicht sehr schwierig, seinen Hieben auszuweichen. Die Stange war zu schwer, um sie mit einer Hand richtig führen zu können. Nahezu ungezielt schlug Drain um sich. Er keuchte heftig, und ich wußte, daß jeder ins Leere gehende Hieb mit der schweren Stange ihm etwas vom Rest seiner Kräfte raubte. Er sah ein, daß er so nichts erreichen konnte. Noch einmal nahm er alle Kräfte zusammen und schleuderte die Stange nach mir. Ich reagierte nicht schnell genug, konnte nur noch die Arme hochreißen. Die Stange traf meinen linken Unterarm. Der Schmerz schoß mir wie eine heiße Flamme bis in die Schulter. Drain warf sich herum und rannte den Gang entlang auf die Bürotür zu. Er riß die Tür auf und wollte durch das Fenster fliehen.
Er schaffte den Sprung nicht mehr. Ich hatte ihn schon eingeholt und schlug die rechte Hand wie eine Pranke in seine Jacke. Ich riß die Jacke über seinen Rücken herunter. Er wirbelte herum und schlug nach mir. Ich nahm diesen nur noch schwachen Hieb, der in meiner Magengrube landete, hin, ließ die Jacke los und schaltete den Gangster mit einem hochgerissenen rechten Haken endgültig aus. Drain fiel gegen den Schreibtisch, brach in die Knie und rutschte dann langsam auf den Boden.
Ich bückte mich, griff unter seine Achseln und hob ihn auf. Ich schleifte ihn zu einem Stuhl und packte ihn darauf. Er war nicht bewußtlos, aber völlig ausgepumpt. Seine Jacke hing herunter. Ich streifte sie ganz ab und untersuchte die Taschen. Er trug keine zweite Waffe bei sich.
Mit der Hand griff ich unter sein Kinn und hob seinen Kopf.
»Wer ist Diaper?« fragte ich. »Wer ist der ›General‹?«
Ein dünner Blutfaden sickerte über Drains Kinn. Er bewegte die Lippen, aber er war so erledigt, daß er nicht sprechen konnte.
»Ich denke, du wirst uns später alles erzählen.« Ich richtete mich auf und überlegte, ob ich Phil herbeirufen sollte. Wenn ich das Funkgerät benutzte, würde ihn das unnötig alarmieren, aber ich konnte ihn auch anrufen. Ich ging zum Telefon und nahm den Hörer ab.
»Mr. Cotton«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich ließ den Hörer fallen und drehte mich blitzschnell um. Ich sah einen Mann. Er hielt eine Maschinenpistole in beiden Händen, und er stieß mir den Lauf mit solcher Wucht vor die Brust, daß ich rückwärts gegen den Tisch taumelte. Mit derselben Bewegung drehte er die Waffe herum und schlug mit dem Griff zu. Der Stahlgriff traf mit voller Wucht meinen linken Backenknochen. Ein Funkenfeuerwerk stob vor meinen Augen hoch. Im Zusammenbrechen hörte ich den Aufschrei einer Frau.
***
Ich war nicht bewußtlos, aber der wüste Hieb paralysierte mich für eine volle Minute oder länger. Ich lag auf den Knien, mit beiden Händen klammerte ich mich an der Schreibtischkante fest, und ich war unfähig zu jeder Gegenwehr, als der Mann sich zu mir herunterbeugte, unter meine Jacke griff und den 38er aus der Halfter zog.
»Warum schreist du?« hörte ich ihn sagen. »Paß lieber auf den anderen auf! Er ist auch nicht von Pappe.«
Mit fest zusammengebissenen Zähnen zwang ich mich, den Kopf zu
Weitere Kostenlose Bücher