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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich am Tatort Wache halten sollte, so konnte das nicht bedeuten, daß ich wie ein Ölgötze herumstand und auf das Eintreffen der Mordkommission wartete. Wenn ich mich schon ein bißchen umsah, konnte es nicht schaden. Also setzte ich meine Durchsuchung fort, jetzt allerdings mit besonderer Vorsicht, um keine eventuell vorhandenen Spuren zu zerstören.
    Ich entdeckte die Lebensmittelvorräte und einen Berg ausgetrunkener Whisky- und Ginflaschen. Hinter dem Haus fand ich einen ganzen Stapel leerer Konservendosen und Kaffeebüchsen. Es sah genauso aus, wie man es an einem Ort erwarten durfte, wo sich ein Gangster einige Zeit verborgen hielt. Ich schlenderte hinüber zu der Scheune.
    Der Cadillac war gar nicht zu übersehen. Ich legte behutsam ein Tuch über den Türgriff und zog eine Tür auf. Auf dem Rücksitz lag ein Campingbeutel. Ich zupfte die Schnur auseinander, ohne eine glatte Stelle zu berühren, die vielleicht Fingerspuren trug. Ganz obenauf lag der Ausweis einer weiblichen Pfadfindergruppe. Er lautete auf den Namen Nancy Winters.
    Nancy. Ich war sicher, daß der Vorname Nancy in dem Fernschreiben vorgekommen war, das uns Steve Dillaggio in unserem Office vorgelegt hatte. Nancy. Ein kleines Mädchen aus Tennessee. Hier, wo wahrscheinlich der Gewaltverbrecher Bruce Stewitt gehaust hatte? Das abgeschnittene blonde Haar in der Küche konnte von ihr stammen. Aber was, zum Teufel, hatte ein kleines Mädchen aus Tennessee in der Gesellschaft eines Gewaltverbrechers zu suchen, der wegen Vergewaltigung und mehrfacher Autodiebstähle vom FBI gesucht wurde?
    Ich sah mich weiter in der Scheune um, fand aber nichts Ungewöhnliches mehr. Später näherte sich eine ganze Kolonne von Fahrzeugen. Allen voran der große Einsatzwagen der Mordkommission. Die polizeiliche Routinearbeit an einem Tatort begann. Der Spurensicherungsdienst machte sich an die Arbeit, der Fotograf schoß seine Bilder. In Anbetracht ds weitverzweigten Tatortes gleich ein paar Dutzend von allen Räumen und möglicherweise wichtigen Gegenständen, und dann nahmen zwei Männer der Leiche im Obergeschoß die Fingerabdrücke ab.
    Phil verglich sie.
    »Es ist Stewitt«, sagte er. »Es ist ganz bestimmt Bruce Stewitt.«
    »Aber wo steckt das Mädchen?« knurrte ich. »Sie ist hier gewesen, denn ihr Campingbeutel liegt drüben in der Scheune im Wagen. Und das Haar in der Küche dürfte auch von ihr stammen. Was ist dann aus ihr geworden?«
    Lieutenant Forth hatte meine Fragen mitbekommen. Sein Gesicht verhärtete sich.
    »Geben wir uns keinen Illusionen hin«, sagte er. »Der Kerl da oben ist höchstens seit ein paar Stunden tot. Es kann gut sein, daß er das Mädchen vorher mißbraucht und anschließend umgebracht hat.«
    »Bei einem Burschen wie Stewitt ist alles drin«, mußte ich zugeben. »Aber wo ist dann die Leiche?«
    »Wir werden die ganze Farm absuchen. Vielleicht hat er sie irgendwo verscharrt. Wenn wir nichts finden, kommen wir morgen früh wieder und kämmen das Wäldchen nach frischen Grabstellen durch.«
    Ich nickte. Ja, das war richtig. Das mußte getan werden. Aber mir ging noch etwas anderes durch den Kopf. War in dem Fernschreiben nicht von einem Pärchen die Rede gewesen? Wo mochte der Junge stecken? Hatte er vielleicht den Revolver auf Stewitt abgeschossen? Was bedeutete die Kette? Fragen — nichts als Fragen.
    Vom Fußboden wurden jetzt Aufnahmen gemacht, damit Lage und Größe der Blutflecken beweiskräftig erhalten blieben. Ein Zollstock, ins Bild gelegt, veranschaulichte die Größenmaßstäbe. Dann kratzten sie Holzspäne mit dem Blut los. Im Labor mußte das Blut untersucht werden. Hunderte von glatten Flächen mußten nach Fingerspuren abgesucht werden. Ein paar hundert Fingerspuren wurden tatsächlich sichtbar, und die meisten von ihnen wurden mit Klebefolie und Spurenkarten gesichert, nachdem man vorher die Originale an den betreffenden Gegenständen fotografiert hatte. Und über jede Kleinigkeit mußte ein Vermerk inr Tatortprotokoll enthalten sein, alle 'Spuren mußten numeriert werden, die Tatortskizze mit den Entfernungen mußte ausgemessen werden — einen ganzen Haufen von Kleinarbeit hatten Lieutenant Forth und seine Leute zu bewältigen. Wir halfen ihnen. Es war zwei Uhr nachts, als Phil und ich nach New York zurückfuhren. Aber noch war an Schlaf nicht zu denken.
    Im Office besorgten wir uns aus dem Archiv das Originalfernschreiben aus Tennessee. Meine Erinnerung hatte nicht getrogen. Das dort vermißte Mädchen hieß

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