Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen
Schlaglöcher-Versuchsstrecke.«
»Wie schön, daß es dir auch auffällt. Seit einer Viertelstunde zerbreche ich mir den Kopf darüber, wer mein schönes Auto bezahlen wird, wenn ich mir hier die Auspufftöpfe abrasiere oder die Hinterachse breche oder…«
»Mal den Teufel lieber nicht an die Wand«, riet Phil.
Wir krochen im Zehn-Meilen-Tempo an abgestellten Baumaschinen vorbei. Bagger reckten ihre klobigen Arme in den Nachthimmel, Planierraupen zeigten einem die stählernen gekrümmten Schilde, sogar ein Tieflader stand noch neben der Straße auf einem Stoppelfeld. Ich wunderte mich ein bißchen darüber, daß der schwere Koloß nicht in der weichen Erde absank. Aber vielleicht hatten sie ihn mit untergelegten Bohlen gesichert.
Das, was man hier Straße nannte, stieg leicht bergan. Oben begann ein Wäldchen, das sich beiderseits der Straße erstreckte. Daß es keinen Verkehr gab, war nicht verwunderlich, schließlich hatten wir die Sperrschilder an der Abzweigung erst beiseite und anschließend wieder vor die Mündung geräumt, als wir von der Bundesstraße abbogen.
Eine Mordkommission, die nachts unter freiem Himmel arbeiten muß, kann man auf eine Meile hin ausmachen. Die aufgebauten Standscheinwerfer reißen ein Stück der nächtlichen Welt in ihr gleißendes Licht. Dazu tuckert der Fahrzeugmotor, der den Generator für den Strom betreibt. Und Männer stehen herum, laufen herum oder kriechen herum, jeder betraut mit einer speziellen Aufgabe, für die er, Erfahrung und Schulung gleichermaßen mitbringt.
Lieutenant Mac Forth von der New Jersey State Police entpuppte sich als ein dickleibiger Mann in den Fünfzigern. Er hatte scharfe Linien in seinem feisten Gesicht und wasserhelle, flinke kleine Augen, die überall gleichzeitig sein wollten. Wir stellten uns vor.
»Da liegt er«, sagte er. »Ich habe mit dem Abtransport extra auf Sie warten lassen.«
»Danke, Lieutenant.«
Wir betrachteten, was es zu sehen gab. Hübsch war der Anblick weiß Gott nicht, aber wir hatten auch schon Schlimmeres ansehen müssen. Der Lieutenant gab seine Erklärungen.
»Ungefähr seit vierundzwanzig Stunden tot. Vom Kopf ist im Umkreis von dreißig Yard keine Spur zu finden, aber natürlich werden wir die Suche flächenmäßig noch ausdehnen. Im übrigen: männlicher Leichnam, weiße Rasse. Alter um die Dreißig, sagte unser Doc, bevor er wieder verschwand. Mehr nach der Obduktion, wie üblich.«
»Dreißig?« wiederholte ich. »Dann könnte es Bruce Stewitt sein, den wir wegen Vergewaltigung und mehrfacher, anscheinend organisierter Autodiebstähle suchen.«
»Haben Sie dem Toten die Fingerabdrücke abgenommen?« ergänzte Phil fragend.
Der Lieutenant nickte.
»Das hat Bill Snyder gemacht. Der Hagere da drüben neben dem Wagen.«
»Ich habe eine Vergleichskarte mitgebracht. Eine Fotografie von Stewitts echten Fingerabdrücken. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen.«
Phil ging hinüber zu den Fahrzeugen. Der Lieutenant streckte den Arm aus.
»Ursprünglich muß die Leiche da gelegen haben. Man kann es noch an einigen Spuren im Staub am Straßenrand und vor allem an der großen, inzwischen eingetrockneten Blutlache erkennen. Wenn es der Täter war, der den Leichnam schließlich hier in das hohe Gras rollte, muß er unverständlich lange damit gewartet haben. Sonst wäre auch noch am Fundort eine Blutlache entstanden.«
»Hat er Papiere bei sich?«
»Eine leere Brieftasche, in der nur noch ein Foto steckt. Von einer jungen Frau oder einem Mädchen. Leider ohne Widmung. Ansonsten können Sie bei ihm nicht das kleinste Papierschnipselchen finden. Als ob ihm jemand sehr bewußt die Taschen ausgeleert hätte.«
»Die Straße hier ist doch gesperrt. Wer hat ihn dann gefunden?«
»Zwei von den Bauarbeitern. Sie waren dabei, irgendwas zu vermessen, und mußten dabei auf dieser Seite der Straße ins hohe Gras. Sonst läge er womöglich noch ein paar Tage lang unentdeckt hier herum. Alle Leute in diesem Gebiet wissen, daß hier gebaut wird. Wenn sie sich überhaupt in dieses Gebiet begeben, benutzen sie Feldwege, von denen es hier ja reichlich genug gibt.«
Er wies auf zwei junge Männer, die neben dem großen Einsatzwagen der Mordkommission standen und neugierig wie alle Laien der Arbeit der Beamten zusahen.
Der Lieutenant machte mich mit ihnen bekannt. Der eine hieß Feldwater und der andere McWillock. Es waren die Typen der auf Hochschulen für ihren Beruf vorbereiteten jungen Männer, die schon in ihrer
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