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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen Kostenlos Bücher Online Lesen
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viertenmal, es klickte nur noch metallisch mit jedem Schlag, den der Hahn auf die längst abgefeuerten Patronen tat. Da endlich begriff Nancy.
    Ihre Augen waren groß und leer. Sie richtete sich gänzlich auf. Der Mond fiel durch das zerbrochene Fenster. Draußen war es still und friedvoll. Eine laue Sommernacht. In ihr war die Nacht einer tödlichen Krankheit, die Qual der letzten Seelenpein, Nun war er also tot.
    Dieser Gedanke ging immer und immer wieder durch ihr Hirn. Seltsam. Jetzt empfand sie überhaupt nichts mehr. In den vergangenen Ewigkeiten hatte sie zu Gott gefleht, es möge ein Wunder geschehen, irgend etwas möge diese Bestie töten, um Nancy zu erlösen, und nun, da es geschehen war, empfand sie gar nichts. In ihrer Brust war nur noch Platz für eine ungeheure Öde, eine alles umgreifende Leere.
    Nancy hob den Revolver, setzte ihn an die Schläfe und drückte ab.
    Es klickte. Nancy wartete zwei Herzschläge, bis sie verstand. Es gab keine Kugel mehr für sie selbst. Mit alldem, was hinter ihr lag, sollte sie weiterleben. Sie ließ den Revolver fallen, ohne daß es ihr bewußt wurde. Langsam, steif, mit einem schmerzenden Körper, der ihr dennoch gar nicht zu gehören schien, schritt sie auf das zerbrochene Fenster zu.
    Der Mond stand an einem wolkenlosen Himmel. Hier und da glitzerte weiß oder rötlich ein Stern. War dies noch die Welt, in der Menschen sich anschickten, hinauszudringen in den endlosen Raum. Oder war das alles nicht nur eine Ausgeburt einer krankhaften Phantasie? War sie am Leben? Oder war sie tot wie die Bestie hinter ihr auf dem zerwühlten schmutzigen Bett? Gab es überhaupt noch einen Unterschied zwischen einem Alptraum und der Wirklichkeit?
    Tief unter ihr und weit entfernt erschienen zwei kleine, sich bewegende Monde. Sie näherten sich langsam, aber stetig dieser unwirklichen Welt, die vor Nancys starren Augen ausgebreitet lag. Erst als im Hof der Wagen anhielt, erkannte Nancy, daß es ein Auto war. Ein großes glänzendes Auto.
    Nancy spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Menschen. Da unten waren Menschen. Menschen. Sie drehte sich um, sie stürzte beinahe die Treppe hinab, nachdem sie mit fliegenden Fingern Stewitts Tasche nach dem Schlüssel zu dem Vorhängeschloß an ihrer Fessel durchwühlt hatte, sie hastete durch die große kahle Küche, sie stolperte, fing sich wieder, sprang die Stufen vor dem Haus hinab und hetzte auf den Wagen zu, als renne sie erst jetzt um ihr Leben.
    Aus ihrem verzerrten Mund quollen rauhe, von Schluchzen unterbrochene Laute, wirre Wörter, die ihre Seele fand, um sich zu befreien aus der Qual der Erinnerung. Ein breitschultriger braunhäutiger Mann in einem roten Pullover geriet ins Licht der Scheinwerfer. Nancy erreichte ihn, klammerte sich mit schmerzhafter Kraft an ihn und stieß noch immer wirre Laute hervor, gehetzt wie nur je eine Kreatur.
    Der Braune drehte sich langsam um.
    »Was machen, Chef?« fragte er.
    Ein zweiter Mann stieg aus dem Wagen. Sein Blick glitt über Nancys stellenweise zerrissene, unordentliche Kleidung.
    »Stewitt«, sagte er sehr leise. »Wenn ich es bis jetzt nicht glauben wollte, daß der Kerl noch lebt, jetzt weiß ich es. Das Vieh muß noch am Leben sein. Geh hinein, Rod. Tu, was ich dir aufgetragen habe. Laß die Kleine bei mir.«
    Nancy fühlte, wie jemand behutsam nach ihrem Arm griff. Ein Weinkrampf schüttelte sie. Jemand sprach beruhigend auf sie ein. Sie sah nicht, wie der Eingeborene mit katzenhaft federnden Schritten in dem dunklen, verlassenen Farmgebäude verschwand.
    Erst nach einer Weile hatten sich ihre Nerven wieder ein wenig beruhigt. Es drang in ihr Bewußtsein, als der Mann an ihrer Seite ihr die hintere Wagentür auf hielt und begütigend sagte: »Kommen Sie, Miß. Steigen Sie hier ein. Wir bringen Sie fort von hier.«
    Nancy nickte. Sie setzte sich auf die vordere Kante der hinteren Sitzbank.
    »Danke«, hauchte sie tonlos.
    Im Wagen brannte-Licht, solange die Fahrertür einen Spaft offenblieb. Nancy sah die luxuriöse Ausstattung eines schweren Wagens. Ihr Blick glitt über Tachometer und Schaltknöpfe, über Steuer, Radioskala und herausragenden Aschenbecher, und ihr war, als sähe sie alle diese Alltäglichkeiten zum erstenmal in ihrem Leben.
    ***
    »Du mußt dich verfahren haben«, behauptete mein Freund Phil Decker.
    »Nein«, widersprach ich. »Es ist genau die Route, die mir der Lieutenant beschrieben hat.«
    »Aber das ist keine Straße. Das ist eine

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