Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren
rausgefunden hat, daß wir den Fries-Boy kassiert haben. Auf jeden Fall werden wir einen unwiderlegbaren Beweis liefern, daß sich der Junge in den Händen des Verrückten befindet. Barney Fries soll seinen Sohn zu Gesicht bekommen, und zwar an der Seite von John Winslow. Ich setze den Jungen auf den Beifahrerplatz.«
»Das Risiko ist groß! Dabei kann ’ne Menge Unvorhergesehenes passieren.«
»Stimmt, Rocco, aber wenn der Millionär mit eigenen Augen seinen Sohn und Winslow nebeneinander in einem Auto sieht, wird niemand mehr an andere Entführer denken. Wir sind dann auf jeden Fall aus dem Schneider, gleichgültig, wer noch außer Corrado Wind davon bekommen hat, daß wir…« Er brach den Satz ab. »Beeilen wir uns!« sagte er ungeduldig. »Odd, bring den Jungen in den Transporter, Rocco, du übernimmst das Steuer im Station Wagon!«
Er ging zu Winslow, der an einem Sandwich kaute und eine zweite Flasche Mineralwasser aus dem Kasten genommen hatte. »Ich bitte dich um einen Gefallen, John! Wir treffen einen Mann, der dir einen Koffer übergeben wird. Den Jungen nehmen wir mit, und auch ich werde mitfahren. Aber es ist besser, wenn der Mann mein Gesicht nicht sieht.«
Über Winslows Gesicht ging ein Grinsen. »Du redest um die Sache herum«, sagte er rauh. »Du hast den Boy geklaut und willst Geld für ihn haben. Warum sagst du das nicht?«
»Wir werden dich daran beteiligen, John«, versicherte Deysher hastig. »Wir brauchen das Geld auch, damit du…« Winslow reagierte mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Was soll ich tun?« fragte er.
»Ich werde dir sagen, wohin wir fahren müssen.«
»In Ordnung!« Winslow sah sich um, als suche er etwas. Er ging in die linke Ecke des Raumes und hob das kurze Handbeil auf. Gelassen schob er es mit dem Griff in den Gürtel des Trenchcoats. Deysher biß sich auf die Lippe. Zusammen gingen die Männer die Treppe hinauf. Draußen warteten Budzilek, der Barney Fries an der Hand hielt, und Rocco Parish. Der Gangsterboß verschloß die Stahltür und übernahm den Jungen.
Er zog ihn zum langen Transporter und setzte ihn auf den Beifahrerplatz. »Hör zu, mein Junge!« sagte er mit kalter Freundlichkeit. »Du wirst deinen Vater zu sehen bekommen. Am besten ist, wenn du kein großes Geschrei oder Weinen veranstaltest. Sobald wir das Geld, das dein Vater uns versprochen hat, in den Händen halten, werden wir dich laufenlassen. Hast du verstanden?«
Barney nickte stumm. Winslow, der schon hinter dem Steuer saß, blickte den Jungen an und grinste. Deysher benutzte die Ladetür und kauerte sich hinter die halbhohe Trennwand zum Fahrerraum.
»Fahr zum Hutchison Highway, John!« sagte er. »Nimm die erste Straße links, dann…«
»Ich weiß Bescheid«, knurrte Winslow. »Ich kenne New York gut.« Er gab Gas. Langsam rollte der Transporter zur Stichstraße. Parish und Budzilek folgten im Station Wagon.
***
Das Haus, in dem das FBI Barney Fries sen. untergebracht hatte, lag im Stadtteil Union Port. Die beiden Beamten, die in dieser Nacht den Wachdienst übernommen hatten, hießen Seymour und Gordon. Um zwei Uhr betrat der Millionär den kleinen Raum, in dem Seymour am Telefon saß. Fries trug den braunen Koffer in der Hand. Sein Gesicht hatte er mit einer dunklen Brille getarnt.
»Ich verlasse jetzt das Haus, G-man«, sagte er ruhig. »Ihr Chef hat mir sein Wort gegeben, daß ich nicht daran gehindert werde.«
Seymour sprang auf. »In Ordnung, Mr. Fries«, antwortete er mit gepreßter Stimme. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Danke!«
»Soll ich Ihnen eine Waffe geben?«
»Nein, danke! Ich möchte nichts tun, was die Entführer meines Sohnes falsch auslegen könnten.«
Seymour brachte ihn bis zur Tür. Fries betrat die menschenleere Straße und wandte sich nach rechts. Der FBI-Beamte eilte ins Zimmer zurück, nahm den Telefonhörer der Direktleitung ab und sagte: »An den Chef! Fries ist auf dem Wege!«
Im FBI-Hauptquartier erreichte diese Meldung Mr. High im Zimmer der Einsatzleitung. »Aktion Barney läuft an!« sagte er halblaut. Er übernahm das Mikrofon. »Chef an alle! Aktion Barney beginnt!«
Der Ruf erreichte einen G-man, der 300 Meter unterhalb des Hauses in seinem Wagen saß. Wenige Minuten später kam der Millionär an ihm vorbei. Der G-man meldete: »An Chef! Fries passiert Posten 2 in Richtung Turnbull Street!«
»Folgen Sie nicht!« kam die Antwort. Als Fries die Castel Avenue erreichte, blieb er stehen. Dreimal versuchte er, ein
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