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Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren

Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren

Titel: Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich auf der richtigen Fährte befand.
    Ich stoppte den Mercury, sprang aus dem Wagen und ging zu Fuß weiter. Ich fand die Stichstraße. Sie war unbeleuchtet. Links und rechts ragten die Gerippe noch unvollendeter Neubauten. Dann zeichneten sich gegen den Himmel die Umrisse alter, teilweise zerfallener Bauten ab. Das Gelände stieg ein wenig an. Ich nahm einen Schornstein als Ziel und erreichte ein Gebäude, das nur knapp zehn Fuß hoch war. Der größte Teil des Baus schien in der Erde zu stecken, und da der Schornstein hier endete, nahm ich an, daß es sich um das Kesselhaus handelte.
    Ich umkreiste den Bau. Plötzlich blieb ich wie angenagelt stehen. Ich lauschte. Und dann gab es keinen Zweifel. Irgendwer rief um Hilfe, und der Ruf schien aus der Erde zu dringen. Zehn Yard vom Schornstein entfernt, gähnte eine quadratisch ausgemauerte Öffnung im Pflaster des Fabrikhofes. Aus dem Schacht drangen die Hilferufe. Ich erkannte die Stimme Corratlos.
    Als einzige Lichtquelle besaß ich ein Feuerzeug. Die schwache Flamme reichte nur aus, ein paar Handbreit des Schachtes zu erhellen. Ich schob den Colt in den Hosenbund und ließ mich in den Schacht gleiten.
    Ich stemmte den Rücken gegen die eine, die Füße gegen die andere Wand des Schachtes. Auf diese Weise versuchte ich, mich nach unten zu arbeiten. Am Anfang klappte es gut. Dann geriet ich an eine Stelle, die so glitschig war, als wäre sie mit Schmierseife bedeckt. Meine Füße glitten weg. Ich versuchte verzweifelt, das Abrutschen mit beiden Händen abzufangen, aber es gab keinen Halt an den Wänden des Schachtes.
    Mit zunehmender Geschwindigkeit begann ich abwärts zu rutschen. Ich gab jeden Widerstand auf, zog Arme und Beine eng an den Körper. In zwei Sekunden rutschte ich durch den Schacht. Dann fiel ich in totale Finsternis hinein und schlug hart und stauchend auf.
    Ich bewegte Arme und Beine. Noch funktionierte alles. Ich zog den Colt und richtete mich auf. Der Raum, in den ich gestürzt war, war finster wie ein zugebundener Sack.
    Die Hilferufe waren verstummt, aber als ich mich vorwärts bewegte, hörte ich das schwere Atmen eines Menschen. Ich stieß gegen eine Mauer, tastete mich an ihr entlang und erreichte eine Öffnung, die offenbar in einen zweiten Raum führte. Auch dieser Raum war dunkel.
    Der Mann rief wieder um Hilfe. Ich ließ das Feuerzeug aufspringen. »Hier!« stöhnte der Mann. »Hier bin ich!«
    Corrado lag am Fuß einer eisernen Treppe. Er war beträchtlich angekratzt und befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Ich beugte mich über ihn. »Deysher«, murmelte er. »Dieser Hund…«
    Ich konnte hier wenig für ihn tun und versuchte im Schein der Feuerzeugflamme irgendwelche Hilfsmittel zu finden. Ich stieß gegen einen Tisch, auf dem ich eine Karbidlampe entdeckte. Ich öffnete das Ventil und hielt die Flamme an den Zündknopf. Das Gas entzündete sich. Ich hob die Lampe auf und drehte mich um. Unter zwei mächtigen Heizkesseln standen ein Tisch, Stühle, zwei Pritschen. Auf einer Pritsche lag Mary Heed.
    Ich ging hinüber und berührte sie. Ich spürte keine Wärme. Sie war tot.
    ***
    Neben seinem Sohn sah Barney Fries einen großen blonden Mann in einem verschmutzten grauen Trenchcoat. Das Gesicht des Mannes war von einer nahezu unnatürlichen Starre. Die blauen Augen sahen aus wie dickes Eis, unter dem ein Funken glüht. Einmal angefacht, konnte dieser Funke sich in Gedankenschnelle zu einem Feuersturm ausbreiten, der das Eis fraß und das Gehirn des Mannes in eine lodernde Hölle verwandelte.
    Bamey warf sich gegen die Tür. »Daddy!« rief er. »O Daddy! Nimm mich mit! Daddy!«
    Fries rannen die Tränen Über das Gesicht. Er griff nach der Türklinke, aber der Wagenschlag war von innen verriegelt. Da nahm er den Koffer, hob ihn mit beiden Händen hoch und rief: »Hier ist das Geld! Lassen Sie mich meinen Sohn mitnehmen! Es ist alles in Ordnung! Ich schwöre es Ihnen! Sie können noch mehr bekommen. Bitte!«
    Er schrie die Worte gegen das noch immer geschlossene Fenster. Jetzt beugte sich Winslow hinüber. Mit dem rechten Arm preßte er den Jungen gegen die Rückenlehne; mit der linken Hand kurbelte er das Fenster herunter.
    Fries schob den Koffer durch die Fensteröffnung. »Hier! Nehmen Sie!« stammelte er. »Geben Sie mir mein Kind! Mr. Winslow, bitte, seien Sie nicht grausam!«
    Winslow nahm den Koffer am Griff und warf ihn über die halbhohe Trennwand in den Laderaum des Transporters. Ohne ein Wort zu sagen, richtete er sich

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