Jerry Cotton - 0595 - Ich gegen John den Irren
herumzusuchen. Ich werde Rosky selbst fragen!« Er hielt wieder den Colt in der Hand. »Du kommst mit!«
»Warum nicht?« Ich stand auf. Solange Corrado in der gleichen Richtung suchte, die auch ich eingeschlagen hatte, war gegen die Zusammenarbeit nichts einzuwenden.
»Ist das dein Wagen?« fragte der Rauschgifthändler, als er den Chevrolet sah. Ich nickte. »Du kannst ihn später holen. Jetzt fährst du in meinem Mercury mit!«
Ich mußte den Beifahrersitz nehmen. Corrado fuhr selbst. Pullover-Mac räkelte sich im Fond und spielte mit dem zweiten Colt. Nach halbstündiger Fahrt stoppte Corrado vor einem düsteren Haus in der Nähe der Washington Bridge. »Paß auf ihn auf!« befahl er Mac, bevor er ausstieg.
Es dauerte volle 20 Minuten, bis er wieder auftauchte. Mit ihm kam ein dicker Mann in einem schwarzen Anzug und mit einem hellen Strohhut auf dem Kopf.
»Rosky und ich fahren zu seinem Büro«, erklärte Corrado.
»Ich werde mitkommen«, sagte ich.
»Du und Mac, ihr bleibt hier, bis ich zurückkomme.« Mac hob sofort den Colt an. Ich mußte mich fügen. Ich sah, daß der Rauschgifthändler und der dicke Rosky in einen alten Buick stiegen.
Eine volle Stunde verging. Zweimal versuchte ich dem Pullover-Burschen klarzumachen, daß wir irgend etwas unternehmen müßten. Er zeigte kein Interesse. Corratlos Befehl nagelte ihn hier fest.
Ungefähr eine Stunde nach Mitternacht fuhr ein Taxi vor und stoppte unmittelbar hinter dem Mercury. Ich sah im Rückspiegel, daß ein dicker, schwarzgekleideter Mann mit einem hellen Strohhut auf dem Kopf ausstieg. Steven Rosky kam allein und ohne seinen Wagen zurück.
»He, Mac, dein Boß läßt uns sitzen!« rief ich. »Rosky kommt allein zurück.«
Mein Bewacher wandte den Kopf, und ich nutzte die Chance. Ich langte über die Rückenlehne hinüber und knallte einen Haken an sein Kinn, der leider wegen der Enge des Autos nicht wuchtig genug ausfiel. Mac verdrehte zwar die Augen, war aber noch nicht ausgeknockt. Ich schnellte mich in den Fond hinüber. Das Auto ächzte in den Federn und schaukelte wie ein Schiff bei schwerem Seegang.
Es dauerte nur 20 Sekunden. Dann streckte Mac alle Glieder von sich. Ich sprang aus dem Wagen, den zurückeroberten Colt in der Hand, und stoppte Steven Rosky unmittelbar vor dem Hauseingang. Nur die Eile war schuld daran, daß der Coltlauf sich in das Fett seines gewaltigen Bauches drückte. Der Dicke erschrak und warf beide Arme hoch. »Du wirst keine Verrücktheiten begehen!« rief er mit einer überraschend hellen Stimmt.
Ich nahm den Colt zurück. »Wo ist Corrado?«
»Auf der Suche nach Dave Deysher. Ich mußte ihm meinen Buick leihen.«
»Und wo sucht er Deysher?«
»Ich gab ihm alle Adressen, die ich damals Dave gegeben habe.«
***
Rocco Parish hatte zwei vergebliche Versuche unternehmen müssen, bevor es ihm im dritten Anlauf gelang, einen grünen Volks wagen transporter zu knacken. Er schloß den Wagen kurz, steuerte ihn aus der Reihe der geparkten Fahrzeuge und fuhr wahllos kreuz und quer durch die nächsten Straßen. Im Rückspiegel sah er, daß Mary Heed sich mit dem Station Wagon hinter ihm hielt. In einer einsamen Nebenstraße stoppte er kurz. Mary bremste neben ihm, kurbelte das Fenster herunter und rief ihm zu: »Alles in Ordnung!«
»Wenig Benzin in diesem Schlitten«, knurrte Parish.
»Du kannst tanken.«
»Lieber nicht! Spätestens in zwei Tagen wird das Bild dieses Wagens in allen Zeitungen zu sehen sein, und ich will nicht, daß sich ein Tankwart an mein Gesicht erinnert. Kauf zwei Kanister!«
Sie verloren noch einmal eine Viertelstunde mit diesem Kauf. Dann erst fuhren sie nach Queens. Als sie den Shore Drive erreicht hatten, überholte Mary Heed, die sich bisher hinter dem Transporter gehalten hatte, den Wagen. Sie bog in die Stichstraße ein, schaltete den Motor aus und ließ den Wagen lautlos ausrollen. Bevor sie ausstieg, zündete sie sich gewohnheitsmäßig eine Zigarette an. Sie öffnete die Tür, stieg aus und ging um den Wagen herum. Sie kam dicht an der Mauer des Gebäudes vorbei und schrak zusammen, als sich aus dem Mauerschatten eine Gestalt löste.
»Dave?« fragte sie halblaut.
Der Mann ergriff ihren Arm und zog sie an sich heran. »Hallo Mary!« zischte er. »Bist du mit dem lieben Dave hier verabredet? Das trifft sich ausgezeichnet. Ich habe auch noch eine Kleinigkeit mit ihm zu besprechen. Wir müssen uns unbedingt über meinen Anteil am Lösegeld für den Fries-Jungen einigen, oder ich sehe
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