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Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Eugene Canter vom 33. Polizeirevier hat angerufen. Es ist ihm gelungen, eine Frau aufzutreiben, die unseren Anrufer beschreiben kann.«
    Ich blickte Phil an. Er nahm den Zweithörer ab und griff nach seinem Kugelschreiber.
    »Die Frau hat in der Fulton Street ein Tabakwarengeschäft, ganz in der Nähe der Telefonzelle. Sie erinnert sich, zur fraglichen Zeit an einen etwa 32jährigen Mann eine Packung Virginia-Zigaretten verkauft zu haben. Der Mann hatte die ungewöhnlich sanfte, dunkle Stimme, die unseren Anrufer auszeichnete.«
    »Wie sah er aus?«
    »Wie ein Eierkopf, meinte die Frau. Also intellektuell. Schmales Gesicht, ziemlich blaß, sehr gut angezogen, etwas über mittelgroß, schlank, schütteres blondes Haar.«
    »Besondere Merkmale?«
    »Er blinzelte ein wenig. Die Frau hält es für möglich, daß er sonst eine Brille trägt. Sie ist selbst Brillenträgerin und weiß, wie man ohne Brille reagiert. Ja, und noch eins. Er hatte braune Flecken an den Händen, so groß wie Dime-Münzen. Es könnte sein, daß er sich diese Kennzeichen bei Laborarbeiten eingehandelt hat.«
    »Virginia-Zigaretten«, sagte ich nachdenklich.
    »Wir wissen schon eine ganze Menge über ihn«, sagte Mr. High im Tonfall grimmiger Zufriedenheit. »Jetzt brauchen wir ihn nur noch aufzuspüren.«
    Nach dem Anruf setzte ich mich auf Phils Schreibtischkante. »Du hast das Gespräch mitgehört. Wie du weißt, gibt es in der City ein paar Intellektuellenkneipen, es sind nicht sehr viele. Unser Mann dürfte kaum darauf versessen sein, sich unter Journalisten oder Malern zu bewegen. Ihn zieht es sicherlich mehr zu Männern der Wissenschaft. Rufe die Lokale an, die von diesen Leuten besucht werden! Vielleicht kann dir einer der Wirte auf Anhieb sagen, ob bei ihm ein etwa 30jähriger Mann verkehrt, der ein blasses, schmales Gesicht, schütteres Haar und braune Flecken an den Händen hat. Ein Mann, der bevorzugt Virginia-Zigaretten raucht.«
    Fünf Minuten später verließ ich das Office. Mein Jaguar brachte mich zur Rector Street. Ich fuhr mit dem Lift in die 5. Etage. Hinter der Milchglasscheibe von Howard Brattons Office brannte noch Licht. Ich klopfte und wartete.
    Niemand antwortete mir. Ich klopfte ein zweites Mal, lauter und dringlicher. Ohne Erfolg.
    Ich runzelte die Augenbrauen und spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Möglicherweise befand sich Brattons Sekretärin gerade im Waschraum des Büros, aber ich befürchtete, daß ihr Schweigen ernstere Ursachen hatte.
    Ich stieß die Tür auf.
    Das Mädchen lag zwischen der Tür und dem Schreibtisch, und zwar auf der rech ten Seite, mit leicht angewinkelten Knien. Einen Arm hatte sie über den Kopf geworfen, der andere ruhte auf der Hüfte.
    Das Kleid war ihr bis weit über die Knie hochgerutscht. Am linken Fuß fehlte der Schuh.
    Das Girl blutete aus einer Kopfwunde und war bewußtlos. Ich bückte mich und prüfte den Puls des Mädchens. Er schlug schwach, aber durchaus regelmäßig. Ich richtete mich auf und griff nach dem Telefon, um einen Arzt anzurufen. Als ich den Hörer in der Hand hielt, baumelte die aus ihrer Verankerung gerissene Strippe lose in der Luft.
    Ich warf den Hörer auf den Schreibtisch und hastete in das angrenzende Privatbüro des Maklers. Auch dort war das Telefonkabel herausgerissen worden. Ich stoppte, als ich die offene Safetür hinter dem gewaltigen Metallschreibtisch sah. Der Boden war mit Papieren und Karteikarten übersät.
    Eine schmale Tür führte in einen Nebenraum. Ich öffnete sie und überzeugte mich davon, daß sich niemand im Waschraum und in der kleinen Küche aufhielt. Das Office hatte keinen zweiten Ausgang. Dann kehrte ich in das Vorzimmer zurück. Das Girl stöhnte leise und öffnete ihre Augen.
    »O Gott«, ächzte sie. »Mein Kopf!«
    Ich half ihr auf die Beine und trug sie dann in Brattons Privatoffice. Dort bettete ich das Girl auf die elegante Couch der Sitzgruppe.
    »Geben Sie mir etwas zu trinken, bitte!« flüsterte das Mädchen. Ich holte ihr ein Glas Wasser aus dem Waschraum und stützte ihren Kopf, als sie das Glas leerte. Die Wunde hatte inzwischen aufgehört zu bluten, aber das Haar des Mädchens war blutverklebt. In ihren Augen standen Tränen. »Er hätte mich umbringen können«, murmelte sie. »Verstehen Sie das?«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Nein. Oh, mein Kopf!«
    Ich ging zur Tür. »Ich hole einen Arzt.« Das Mädchen richtete erschreckt den Oberkörper auf und starrte mich an.
    »Nein, gehen Sie nicht!« flehte sie.

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