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Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0598 - Der Bakterien-Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Lassen Sie mich nicht allein! Ich fühle mich schon bedeutend besser.«
    »Sie haben einen heftigen Schlag über den Kopf und eine Platzwunde bekommen, damit ist nicht zu spaßen«, sagte ich, machte aber wieder kehrt.
    Ich kniete mich hinter dem Schreibtisch auf den Boden und begann das Kabel zu flicken. Das Girl schloß die Augen und wartete auf ein Abklingen des Schmerzes. Nach einigen Minuten hatte ich es geschafft. Ich rief einen Arzt an und legte dann den Hörer auf die Gabel zurück.
    Schon während des Kabelflickens hatte ich mich durch einen Blick davon überzeugt, daß der offene Safe ein Kombinationsschloß hatte.
    Ich setzte mich an das Kopfende der Couch. »Geht es Ihnen etwas besser?« fragte ich das Girl.
    »Ja«, erwiderte sie. »Der Druck läßt nach. Nur die Wunde brennt noch etwas. Fragen Sie nur, was Sie wissen wollen!«
    »Wie ist der Mann hereingekommen?«
    »Er sagte, er sei der neue Hausmeister und wolle sich vorstellen.«
    »Darauf sind Sie hereingefallen?«
    »Es war dumm von mir, ich weiß. Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß ich gefährdet war.«
    »Sie waren nicht gefährdet«, sagte ich. »Niemand trachtet Ihnen nach dem Leben. Der Kerl hat Sie nur zusammengeschlagen, um in Ruhe den Safe ausräumen zu können.«
    »Der Boß bewahrt kein Geld darin auf.«
    »Der Besucher war nicht hinter Geld her«, sagte ich. »Ihm ging es nur darum, die Karte mit dem Namen der Farmbewohner zu entfernen.«
    »Wie hat er es geschafft, den Safe zu öffnen?« fragte das Girl verwundert. »Die Kombination kennt nur der Boß.«
    »Es gibt ein paar Experten, die mit Gehör und viel Fingerspitzengefühl die richtigen Zahlen bestimmen können. Wie ich sehe, handelt es sich um ein älteres Safemodell. Bei dem sind derlei Taschenspielertricks durchaus möglich.«
    »Wie geht es dem Boß?«
    »Ich weiß es nicht. Sein Zustand wurde als kritisch bezeichnet.«
    »Das ist ja furchtbar! Er hätte sich nicht mit diesen Leuten einlassen dürfen. Er wollte sich von ihnen trennen, schien aber nicht so recht den Mut dazu zu haben. In letzter Zeit sprach er ziemlich häufig davon.«
    Ich beugte mich interessiert nach vorn. »Also kennen Sie die Burschen?«
    »Wo denken Sie hin!« meinte das Girl und strich sich mit der Hand über die Stirn. Offenbar hatte sich der Druck wieder verstärkt. »Ich kann weder sagen, wie sie heißen, noch habe ich sie jemals zu Gesicht bekommen. Der Boß sprach oft von ihnen. Er nannte sie seine ›besonderen Freunde‹. Das war natürlich ironisch gemeint. Wenn sie ihn sprechen wollten, bestellten sie ihn zu sich, oder er empfing sie in seiner Wohnung. Manchmal trafen sie sich auch in einem Lokal.«
    »Seit wann arbeiten Sie für Mr. Bratton?«
    »Ich habe vor sechs Monaten hier angefangen. Da waren diese Leute schon seine Kunden.«
    »Erwähnte Mr. Bratton zuweilen den Namen Raoul?« wollte ich wissen.
    »Daran erinnere ich mich nicht. Raoul? Warten Sie, doch! Er hat ihn ein- oder zweimal erwähnt. Vielleicht bringe ich das auch durcheinander, und einer der Klienten heißt so… Nein, jetzt weiß ich es genau.«
    »Nun?« fragte ich gespannt.
    »Es ist der Name eines Feinschmeckerlokals in der 52nd Street«, sagte das Girl. »Es heißt ,Raouls‘, oder ,Bei Raoul‘. Der Boß hat dort manchmal gegessen.«
    »Mit seinen ›besonderen Freunden‹?« fragte ich.
    »Das ist möglich.«
    »Vielen Dank, Miß Ann. Sie haben mir sehr geholfen«, sagte ich.
    ***
    Eine Stunde später betrat ich das Lokal. Um es zu erreichen, mußte man eine schmale, steile Treppe hinaufgehen, die von der Straße ins erste Stockwerk führte. Der Vorraum, der gleichzeitig als Garderobe diente, war mit dunklem Holz getäfelt. Ein schwerer Kristallüster gab dem Raum eine Note vornehmer Gediegenheit. Ein etwas sauertöpfisch anmutender Oberkellner trat auf mich zu. Er musterte mich mit kritischer Strenge.
    »Haben Sie einen Tisch bestellt, Sir?« fragte er und gab sich dabei Mühe, seine Stimme so klingen zu lassen, als habe er sie in Oxford trainiert.
    »Nein«, erwiderte ich. »Ihr Lokal ist mir empfohlen worden. Von Mr. Bratton.«
    »Oh, dann ist es in Ordnung, Sir. Darf ich Sie bitten, mir zu folgen?«
    Er schritt voran und geleitete mich in einen größeren, von allerlei Nischen und Säulen unterbrochenen Raum, in dem ein unbeschreibliches Stilwirrwarr herrschte. Trotzdem war der Gesamteindruck nicht unvorteilhaft und sogar gemütlich.
    An der hinteren Schmalseite des Raumes befand sich eine Bar. An ihr

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