Jerry Cotton - 2900 - Der Master-Code (1 of 2)
Chef dann zu erzählen hatte, ließ mich aufhorchen.
»Die Schwester von Alexander Hartland wurde in New York das Opfer eines Überfalls. June und Blair konnten die Angreifer ausfindig machen. Einer von ihnen ist ein bekannter Söldner«, erzählte ich Phil.
Als mein Partner von einem fehlgeschlagenen Zugriff erfuhr, bei dem June offenbar von einem der Gangster entführt worden war, schüttelte er verärgert seinen Kopf.
»Wir jagen hier Gespenstern hinterher, während June und Blair in New York die Hauptlast der Ermittlungen tragen«, sagte er.
Inthavong kam mit eiligen Schritten zurück in den Frühstücksraum und berichtete von seinem Telefonat. »Die Bildkennzeichnung ist keine Fälschung«
Die Kollegen einer Spezialeinheit aus Vientiane waren aus allen Wolken gefallen, als Inthavong von den Luftbildern erzählte.
»Ich kenne den Leiter des Spezialeinsatzkommandos schon sehr lange und vertraue ihm. Er hat zugesagt, dass wir an dem bevorstehenden Zugriff teilnehmen dürfen«, erzählte er.
Der Einsatz wurde offenbar bereits seit Wochen vorbereitet und die Luftbildaufnahmen waren zu diesem Zweck eigens angefertigt worden.
»Irgendjemand muss sich in das gesicherte Netzwerk eingehackt haben, um uns diese Aufnahmen zukommen zu lassen«, sagte Inthavong.
Fragte sich nur, wer und wozu? Was würden wir auf dem Anwesen finden?
»Vielleicht hat einer der Männer ja kalte Füße bekommen und schickt uns deswegen anonym diese Informationen«, spekulierte Phil.
Es wäre eine mögliche Erklärung und angesichts der manifesten Vorwürfe, die sich gegen die Besitzer des Anwesens richteten, sogar denkbar. Die Organisation war angeblich für Menschenschmuggel im großen Stil verantwortlich, wobei sie die Not einfacher Menschen schamlos ausnutzte.
»Sie können sich das Geld für den Transfer in die USA oder nach Europa nicht leisten. Deswegen bieten ihnen diese Gangster einen perfiden Handel an: Organe gegen Transfer«, sagte Inthavong.
Wir hatten von ähnlichen Fällen schon gehört und fanden es unfassbar, zu welchen Gräueltaten Menschen in der Lage waren.
»Dann benötigten die Gangster Hartland eventuell dafür, dass er sich in die Rechner der offiziellen Organspendeorganisationen einhackte«, sagte ich.
Meine Theorie sah so aus, dass die Gangster dadurch an die Daten von Menschen kamen, die dringend ein Spenderorgan benötigten. Anschließend konnten sie die erforderlichen Organe aufspüren, um sie dann zu Höchstpreisen an Menschen in den USA oder Europa zu verkaufen.
»Das wäre denkbar, Jerry. Ich freue mich schon darauf, diesen Gangstern das schmutzige Handwerk zu legen«, antwortete Phil.
Seine schlechte Laune war wie weggeblasen. Mit ein wenig Glück würden wir in wenigen Stunden ein Netzwerk der übelsten Art zerschlagen und gleichzeitig die Mörder von Alexander Hartland und unserem Kollegen aus Bangkok festnehmen.
***
Der Einsatz am Anwesen wurde für die Polizei aus Vientiane ein großer Erfolg. Für uns blieb jedoch ein fahler Nachgeschmack, weil sich weder ein Hinweis auf den Mord an Hartland ergab noch eine Verbindung zum Zugangscode erkennbar wurde.
»Diese Leute betreiben den Organhandel auf die übliche Weise und benötigen keinen besonderen Zugang zu geschützten Webseiten«, stellte Phil fest.
Zusammen mit Inthavong hatten wir dem Zugriff aus sicherer Entfernung beiwohnen dürfen, um dann mit dem Einsatzleiter einen Rundgang durch das Anwesen zu machen. Sehr schnell führten unsere Beobachtungen zu einer gewissen Ernüchterung.
»Was für einen Zweck verfolgt der anonyme Informant eigentlich?«, fragte ich.
Wir standen neben dem Wagen von Inthavong und mussten entscheiden, wie unser weiteres Vorgehen aussehen sollte. Neben der Luftbildaufnahme dieses Anwesens verfügten wir aktuell über keine brisanten Informationen. Als Phil sein Mobiltelefon aus der Jacke zog und das Display studierte, tauschten Inthavong und ich einen Blick aus. Wurden meinem Partner soeben neue Erkenntnisse mitgeteilt?
»In der Nähe gibt es zwei weitere Anwesen, die nicht von Einheimischen bewohnt werden und einen ungewöhnlich hohen Stromverbrauch aufweisen«, sagte er.
Unsere fragenden Blicke beantwortete Phil damit, dass er uns das Display hinhielt und wir die Worte selbst lesen konnten.
»Dein anonymer Freund gibt sich zwar große Mühe, aber ich bezweifle langsam seine Motivation«, sagte ich.
Mein Partner empfand ähnliche Bedenken und wählte daher einen simplen Weg, um dem unbekannten Informanten
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