Jerry Cotton - 2902 - Den Tod gibts auf Rezept
hatte. Er seufzte und rieb sich über die Stirn.
»George Venn … Der Kerl, den Sie spielen … Clover wird misstrauisch sein. Die Operation nahm uns damals nur ins Programm auf, weil sie glaubte, wir wären im Besitz jeder Menge Deraquel -Verschreibungen. Als wir einige Wochen lang nicht lieferten, machten sie uns klar, dass im Projekt für niemanden Platz sei, der sich nicht beteiligen wolle.«
»Sie vermuten, dass Clover Verdacht schöpfen wird?«, fragte ich. »Sie müssen es uns detaillierter erklären, James.«
Detective Santos senkte den Kopf und schwieg einen Augenblick.
»Ich fürchte, das NYPD hat unprofessionell gearbeitet, Jerry«, räumte er zerknirscht ein. »Der tatsächliche Grund für den Abbruch unserer Ermittlungen war die Vermutung, dass wir einen Maulwurf in unseren Reihen haben. Es gibt Vertreter der Presse – namentlich des Inquire –, die über unsere Vorgehensweise zumindest in Teilen informiert waren.«
»Der Maulwurf könnte sich aber ebenso in der HRA verstecken«, schob Janet rasch nach. »Die Ermittlungen sind von beiden Behörden aus angeleitet worden.«
Der Detective zuckte mit den Schultern.
»Das Resultat bleibt das gleiche, Commissioner: Es ist zu gefährlich geworden, unsere Leute an die Front zu schicken. Ich bin heilfroh, dass die Jungs vom FBI die Köpfe für uns hinhalten.«
Ich faltete die ausgedruckte Mail mit Clovers Zusage in der Hand zusammen.
» Floater ist kein Himmelfahrtskommando. Wir wissen, auf welches Risiko wir uns einlassen. Und welche Gefahren uns drohen.«
Der NYPD-Cop geriet in Unruhe.
»Selbstverständlich, Jerry. Der Einsatzplan muss Hand und Fuß haben, wenn Assistant Director High ihn abgesegnet hat. Ich wollte Sie lediglich nicht über die Hintergründe im Unklaren lassen.«
Er hob den Kopf zu Hickman, der ihm mit dem Telefon in der Hand zuwinkte. Phil und ich tauschten einen fragenden Blick.
»Dienstbesprechung«, teilte Santos uns mit. »Wir müssen zurück ins Department.«
»Ich hätte noch eine Frage«, ließ sich Phil vernehmen. »Aber die können Sie mir auf dem Weg nach unten beantworten.«
Ich gab den beiden Detectives die Hand und dankte ihnen für ihre Offenheit. Als sie mit Phil das Büro verließen, gab ich Janet den E-Mail-Ausdruck zurück. Sie wendete das Papier unschlüssig hin und her.
»Jerry, ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Einsatz. Ich … Wir verfolgen Dean Clover seit langer Zeit. Er geht eiskalt vor, wenn er einen Verdacht schöpft.«
Ich griff nach den Akten von Santos und Hickman und schlug sie auf.
»Die Arbeit beim FBI ist stets mit Risiken verbunden«, antwortete ich beiläufig. »Die Ausbildung ist umfangreich und …«
»Aber es geht um Sie!«, platzte es aus Janet heraus. »Sie … Ich mache mir Sorgen um Sie! Sie sind so beherrscht, so kontrolliert, dass Sie es nicht bemerken würden, wenn Sie in Gefahr gerieten.«
»Ich bin lange genug im Dienst, um Gefahren einschätzen zu können«, erwiderte ich. »Beim Floater -Einsatz sehe ich in diesem Moment keine Risiken, die wir nicht unter Kontrolle hätten. Er wird nach Plan verlaufen.«
Janet ließ sich auf den Stuhl hinter ihr sinken und atmete tief durch. Sie blickte aus dem Fenster und schwieg.
»Die Braindrain -Ermittlungen wachsen mir über den Kopf«, sagte sie nach einiger Zeit. » Operation Braindrain ist stets ein Arbeitsmittelpunkt gewesen. Aber nun ist jemand daran beteiligt, der mir wichtig ist.« Sie lächelte schüchtern und berührte mich am Arm. »Ich wünschte, ich könnte Sie begleiten, Jerry.«
»Sie müssen Ihren Job erledigen und wir unseren. Phil ist ein zuverlässiger Partner. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
»Dazu gibt es immer Grund«, entgegnete Janet und drückte mir die Hand. »Passen Sie auf sich auf.«
***
Für Bob Delgado hatte der Tag so unerfreulich begonnen, dass der Inhaber der Werbeagentur Cends Inc. beschlossen hatte, sämtliche Telefonkonferenzen abzusagen und sich mit dem Konzept einer Kampagne für die nationale Gesundheitsbehörde zu befassen. Er brühte sich einen Mate-Tee auf, verdunkelte die Fensterfront und ließ die fertiggestellte Kundenpräsentation über den Projektor laufen.
»Bob?«
Aus dem Lautsprecher der Telefonanlage drang die Stimme seiner Sekretärin. Delgado legte den Block mit seinen Notizen zur Seite und schlug ärgerlich auf die Sprechtaste.
»Susan, was ist? Ich bin beschäftigt.«
In der Leitung war ein Räuspern zu hören.
»Anne ist da. Sie möchte mit dir
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