Jerry Cotton - 2902 - Den Tod gibts auf Rezept
entschieden«, verteidigte sich Anne. »Ich möchte an der Kampagne weiterarbeiten, Bob. Schlag mir nicht die Tür vor der Nase zu, ohne mir eine Chance gegeben zu haben.«
Delgados Miene zeigte keinerlei Regung. Er stand auf, steckte die Hände in die Taschen und lief bis zur Leinwand, auf der er sich die Präsentation angesehen hatte. Seine Stimme hatte einen scharfen, entschlossenen Klang.
»Das FBI hat am Morgen angerufen. Es wollte Informationen zu dir und verlangt Einsicht in deine Personalunterlagen. Ich habe herausgegeben, was nicht unter vertragliche Verschwiegenheitsklauseln fällt.«
Anne erschrak und wandte sich zu ihm um.
»Sie wissen über meine Rolle bei der Deraquel- Kampagne Bescheid? Was hast du ihnen gesagt?«
Der Werbeboss fuhr herum und fixierte sie.
»Nichts außer dem Umstand, dass du zu Beratungen herangezogen wurdest. Deine Beteiligung habe ich nicht erwähnt.« Er sah sie drohend an. »Bring es in Ordnung, falls du etwas mit Leighs Tod zu tun hast. Sonst lasse ich dich schneller fallen, als dir lieb ist.«
***
Der Battery Park an der Südspitze Manhattans war mit Touristen, Joggern und Fährpassagieren bevölkert, die es uns leichtmachten, unbemerkt zum vereinbarten Treffpunkt zu gelangen. Helen hatte uns mit einer detaillierten Beschreibung der Örtlichkeiten versorgt, sodass wir uns im Notfall zurückziehen konnten, falls die Situation außer Kontrolle geriet.
»Steve und Zeery sind am Castle Clinton stationiert, Joe und Les folgen uns in angemessenem Abstand«, raunte mir Phil zu, als wir auf die roten Sandsteinmauern der einstigen Uferbefestigung Castle Clinton zuliefen. Er wich einer Frau mit einem Kinderwagen aus und senkte erneut die Stimme. »Clover muss bereits vor Ort sein. Das NYPD hat seinen Wagen in der Beaver Street gesichtet. Die Cops haben einen Streifenwagen in der Nähe postiert.«
»Falls es im NYPD einen Maulwurf gibt, wird Clover über jeden Schritt informiert sein«, antwortete ich. »Auf jeden Fall müssen wir vorsichtig sein.«
Wir näherten uns der Befestigungsmauer von Castle Clinton, die sich in einem länglichen Oval um die gesamte Anlage zog. Der Ticketverkauf für die Fähren nach Ellis Island und zur Freiheitsstatue lief auf Hochtouren, und wir mischten uns unter die zu den Schaltern strömenden Fahrgäste.
»Dort drüben!«, zischte Phil plötzlich und lenkte meine Aufmerksamkeit auf einen etwa fünfzigjährigen Mann, der sich mit einem Reiseführer in der Hand nach allen Seiten hin umblickte. Er trug einen dunklen Anzug und schwarze Lackschuhe. »Das muss Clover sein!«
Mit langsamen Schritten gingen wir auf den älteren Mann zu, der ohne Umschweife den Reiseführer in die Tasche steckte, als er uns bemerkte. Er lächelte dünn und drängte uns ins Innere von Castle Clinton.
»Beeilung!«, kommandierte er und führte uns in den umlaufenden Säulengang der einstigen Festungsanlage, der als Ausstellungsfläche für historische Kanonen und militärische Ausrüstung diente. »In diesen Tagen kann man nicht vorsichtig genug sein.«
Er nahm die Sonnenbrille ab und begutachtete uns kurz. Als sein Blick unerwartet lange auf Phil verharrte, sprach ich ihn an.
»Wir sitzen im gleichen Boot, Mister Clover«, meinte ich in einer Stimmlage, die zugleich Anspannung und Interesse zum Ausdruck brachte. »Bei Medicare fragt man inzwischen kritisch nach, wenn wir Deraquel bestellen wollen. Es ist schwieriger geworden, an frische Medikamente zu kommen.«
Clovers Blick sprang zu den Fährpassagieren, die an uns vorübergingen. Die beiden Familien reihten sich am Ticketschalter ein und erwarben eine Überfahrt nach Ellis Island.
»Darüber will ich mit Ihnen sprechen«, entgegnete Clover halblaut. »Das Forschungsprogramm steht unter erheblichem Druck. Vor zwei Tagen ist ein Mann mit Deraquel in den Taschen im Hudson gefunden worden. Er ist von der George Washington Bridge gesprungen.«
»Wir haben davon gelesen«, nickte ich. »Das FBI hat Ermittlungen aufgenommen.«
»Diese Ermittlungen könnten uns das Genick brechen«, wurde Clover deutlicher. »Die Deraquel- Forschung hängt gewissermaßen am seidenen Faden, seit es den Toten gegeben hat.«
Eine weitere Gruppe Touristen passierte uns und besichtigte die Kanone seitlich von uns.
»Wollen Sie für uns arbeiten?«, fragte Clover, als die Touristengruppe ihren Rundgang fortsetzte. »Es wird sich für Sie auszahlen. Es gibt Männer bei uns, die bis zu siebentausend Dollar im Monat verdienen.«
»Ein
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