Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Titel: Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Jessica«, antwortete Mary. Rasch erzählte sie uns die Familiengeschichte. Jessicas Mutter war Brasilianerin, war zum zweiten Mal verheiratet, hatte aber immer ihren Geburtsnamen behalten. Sie hieß Mariana Gonçalves, und auch Jessica trug diesen Nachnamen, weil sie schon vor der ersten Ehe Marianas zur Welt gekommen war. Der jetzige, zweite Ehemann, Alvin Kearney, war Maschinenführer in einer Straßenbaufirma. Es gab viel Streit in der Familie, auch zwischen Jessica und ihrem Stiefvater Kearney.
    »Sie ist ein Einzelkind«, fügte Mary Franklin bedeutungsvoll hinzu. Im nächsten Moment schlug sie sich erschrocken die Hand vor den Mund, denn erneut war das Klatschen von Schlägen zu hören. Dann Hilfeschreie. Und immer wieder Schläge.
    Phil und ich stürmten los, nahmen zwei, drei Treppenstufen auf einmal. Die Hilfeschreie wurden leiser, gingen in Schluchzen und Wimmern über. Dafür war abermals Jessica zu hören. Ihr Keifen klang hohl und dumpf, wahrscheinlich aus der Wohnung heraus, durch die offene Tür. Beim Näherkommen aber hörten wir es deutlicher.
    »Jetzt ist endgültig Schluss, das sage ich dir! Von so einer gottverdammten Schlampe wie dir lasse ich mich nicht mehr terrorisieren! Ich haue ab, verstanden? Erst mache ich dich kalt, und dann verschwinde ich von hier. Und wenn dein versoffener Scheißkerl mich verfolgt, lauere ich ihm auf und steche ihn auch ab. Darauf kannst du dich verlassen!«
    Wir ließen den ersten Stock hinter uns und nahmen die Stufen zum zweiten noch schneller. Das angstvolle Schluchzen der Mutter wurde lauter. Lange konnte es nicht mehr dauern, dann würde sie wieder schreien. Die Stufen, die noch vor uns lagen, schienen sich zu vermehren, wollten einfach kein Ende nehmen.
    »Halt die verdammte Klappe!«, schrie Jessica jetzt. »Jammern, ja, das kannst du! Und immer anderen die Schuld geben, das kannst du noch besser. Schluss damit, sage ich! Du machst keinen mehr zur Sau. Jetzt bist du nämlich dran!«
    Der Angstschrei der Frau gellte markerschütternd, übertönte sogar die hasserfüllte Stimme ihrer Tochter. Ich zog die Dienstwaffe, und Phil folgte meinem Beispiel, während wir uns die letzten Stufen buchstäblich hinaufkatapultierten. Ich atmete auf, als ich den Fußboden des Korridors in Augenhöhe sah, dann die offene Wohnungstür.
    Die beiden Frauen überschrien sich, als wir endlich oben waren. Mit unvermindertem Tempo drangen wir in die Wohnung ein. Ich machte einen Satz nach rechts, schwenkte aus dem Sprung heraus um neunzig Grad nach links und stoppte breitbeinig, in den Knien nachfedernd. Phil hielt zwei Yards Abstand.
    Sofort hatten wir die Dienstpistolen im Anschlag. Das Mädchen mit dem Messer beachtete uns nicht. Vornübergebeugt stand sie vor ihrer Mutter, beide Hände um den Griff des Messers geschlossen. Die Klinge war abwärts gerichtet, auf Mariana Gonçalves, die auf dem Sofa hockte und schützend die Unterarme vor dem Gesicht gekreuzt hielt.
    Jessica war eine zierliche Person, dunkelhaarig wie ihre Mutter und nicht viel größer als fünf Fuß. Mariana dagegen wog mindestens hundert Kilo. Ihr Körper war in einen übergroßen schwarzen Trainingsanzug gehüllt. Und immer noch ergingen sich beide Frauen in wildem Geschrei.
    »Keine Bewegung! FBI!«, brüllte ich mit Donnerstimme, um es zu übertönen.
    »Lassen Sie das Messer fallen!«, rief Phil schneidend, in der gleichen Lautstärke.
    Die Frauen verstummten.
    Im nächsten Moment glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen.
    Jessica streckte die Arme hoch. Einen Atemzug lang hielt sie das Messer noch in der rechten Hand, dann ließ sie es fallen. Mit einem dumpfen Laut bohrte es sich in den Teppichboden, federte nach und erzeugte dabei ein leises Schwirren.
    Auch Mariana Gonçalves hob die Hände über den Kopf.
    »Nicht schießen!«, rief sie. »Um Himmels willen, bitte schießen Sie nicht! Es war doch nicht ernst gemeint. Wir spielen das nur. Jessica, sag den Gentlemen, dass es so ist, wie ich sage.«
    »Die Alte hat recht«, sagte Jessica unwirsch und nahm die Hände herunter, als Phil und ich die Waffen holsterten. Sie musterte uns misstrauisch und schnappte: »Ausweis?«
    Wir taten ihr den Gefallen, klappten die Lederetuis auf und zeigten ihr die ID-Cards und den Goldadler. Während wir unsere Namen nannten und erklärten, dass wir FBI-Agents waren, verspürte ich eine Art Impuls. Jessica löste ihn aus und ließ meine innere Stimme sagen: ›Verdammt, wo hast du dieses kleine Mädchen schon mal

Weitere Kostenlose Bücher