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Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Titel: Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
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gleich, im Sommer vergangenen Jahres. Die Blätter berichteten an dem betreffenden Tag mit Text und Bild über die Einweihung eines neuen Sprungturms im Hallenschwimmbad an der East 130th Street, also in East Harlem.
    Der Name Jessica Gonçalves erschien fett und gelb unterlegt in den Fotozeilen der verschiedenen Artikel. Eine Schwimmsportlerin, die im Team ihrer Highschool erfolgreich gewesen war, weihte den Turm offiziell mit einem Sprung von der Sechzehn-Fuß-Plattform ein: Jessica Gonçalves.
    Alle Zeitungen brachten das Bild vom Sprung, einige zusätzlich Jessicas Porträt. Es handelte sich eindeutig um das brutale Girl, das vor fünf Minuten gedroht hatte, seine Mutter umzubringen.
    Was mich indessen elektrisierte, war der Begleittext zum offiziellen Teil der Sprungturm-Einweihung mit den üblichen Honoratioren wie Bezirksbürgermeister, Stadtratsmitgliedern und den Vertretern der am Bau beteiligten Firmen. Der wichtigste Punkt dieses Berichts stand im Vorspann und in den Überschriften: Neuer Sprungturm – eine Spende von Edmundo Rojas .
    ***
    Noch vor fünf Uhr nachmittags setzte die Dunkelheit ein – nahezu unmerklich, weil es den ganzen Tag nicht richtig hell geworden war. Es hatte aufgehört zu schneien. Der Malcolm X Boulevard, eine der Hauptstraßen von Harlem, erstrahlte bereits in seinem vollen Lichterglanz. Nässe überzog den Straßenasphalt, und Autoscheinwerfer und Rückleuchten erzeugten Reflexe in glitzernden Bahnen.
    Ich lenkte den Jaguar durch einen Torbogen, der aus gebündelten Leuchtstoffröhren in allen Farben des Regenbogens bestand. Der hell erleuchtete Schriftzug Joker krönte den Torbogen, eingerahmt von dem Spielkartensymbol gleichen Namens.
    Das Joker war ein Vergnügungszentrum riesigen Ausmaßes. Der Parkplatz direkt am Boulevard beanspruchte mindestens doppelt so viel Fläche wie die flachen Gebäudetrakte des eigentlichen Zentrums. Das Areal wurde durch hohe Peitschenmastlampen fast taghell erleuchtet.
    Trotz der frühen Stunde war der Parkplatz bereits zu etwa drei Vierteln belegt. Ich fuhr so nahe wie möglich an den Gebäudeteil mit der Leuchtschrift Bar & Restaurant heran. Rechter Hand schloss sich das größte Gebäude an, die Disco. Dahinter gab es ein Bowling-Center von ähnlichen Ausmaßen.
    »Ich halte das für einen schlechten Tipp«, sagte Phil, während ich den Jaguar im Lichterglanz zum Stehen brachte. »Wer soll sich in so einem Massenbetrieb an Goran Shames erinnern?«
    »Vertrauen wir auf Milt Irving«, entgegnete ich, nachdem wir ausgestiegen waren und auf die Bar zugingen. »Er hätte uns nicht hergeschickt, wenn es sinnlos wäre.«
    In der Tat entpuppte sich die Bar als ein beinahe verwinkeltes, gemütlich eingerichtetes Lokal mit dunkelroten Wänden, gleichfarbig gepolsterten Sitzbuchten und gedämpfter Beleuchtung. Die Decke war mit einer ebenfalls dunkelroten verschachtelten Konstruktion abgehängt; darin mussten sich die verborgenen Lautsprecherboxen befinden, aus denen sanfte Swingmusik auf die Stimmen der Gäste herabrieselte – ganz klar ein Kontrastprogramm zur bassbetonteren Discobeschallung.
    Hinter einer Theke von mindestens zehn Yard Länge, vor luxuriös verspiegelten Flaschenregalen, waren fünf Ladys in bauchfreier und körperbetonter Arbeitskleidung beschäftigt. Es gab noch ein paar freie Barhocker zwischen dem überwiegend männlichen Publikum.
    Phil und ich ließen uns an der rechten Schmalseite des Tresens nieder und bestellten zwei alkoholfreie Caipirinhas bei einer gertenschlanken Blondine mit kurzgeschnittenen Haaren.
    Ein goldverschnörkeltes kleines Namensschild neben ihrem Dekolletee teilte uns mit, dass sie Corinna hieß. Ihre dunkelbraunen Augen strahlten Freundlichkeit aus und ließen uns gleichzeitig wissen, dass sie nicht wirklich blond war. Sie schob die mit kleinen bunten Regenschirmen dekorierten Cocktails vor uns hin und fragte, ob wir sonst noch einen Wunsch hätten.
    »Ja«, antwortete ich. »Wir sind mit Felipe Bogado verabredet. Bevor wir uns totsuchen …« Ich ließ den Satz unvollendet und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Labyrinth der Sitznischen. »Ist er schon da?« Ich verschwendete keine Zeit mit der Frage, ob sie ihn kannte. Überflüssig auch, zu erwähnen, dass Phil und ich den jungen Mann noch nie gesehen hatten. Corinna kannte ihre Pappenheimer. Ohne unsere Dienstausweise sehen zu müssen, wusste sie, zu welcher Firma wir gehörten.
    »Es wäre eine Schande«, sagte Corinna, »Sie beim Suchen sterben

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