Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur
zunächst Eric Boyd vor.
»Sie können Ihre Lage nur verbessern, indem Sie auspacken, Boyd«, grollte Phil. »Wer hat Ihnen befohlen, Agent Cotton, Agent Jacobs und mich zu töten? Woher wussten Sie, dass Agent Jacobs undercover bei Ihrer Bande tätig war? Oder ahnten Sie das nur? Reden Sie endlich, Mann.«
Doch Eric Boyd starrte nur stumpf auf den Tisch im Verhörraum. Wir versuchten unser Glück bei den anderen verhafteten Rockern. Auch seine beiden Kumpane befanden sich nicht in Plauderlaune. Aber an den Beweisen gab es nichts zu rütteln. Kein Verteidiger der Welt würde wegdiskutieren können, dass sie mit automatischen Waffen auf Phil, Cliff und mich geschossen hatten. Von einer Tötungsabsicht konnte man auf jeden Fall ausgehen. Jedenfalls wollte der Staatsanwalt mit dieser Anklage vor Gericht gehen.
»Schade, ich hätte den Undercover-Einsatz lieber erfolgreich beendet«, sagte Cliff enttäuscht, als wir den Zellentrakt wieder verließen. Ich klopfte dem jungen Kollegen aufmunternd auf die Schulter. Ich konnte ihn verstehen, aber Rückschläge muss man in unserem Job in Kauf nehmen.
»Es lag nicht an dir, manchmal laufen die Dinge einfach aus dem Ruder. Aber wir werden Greg Shawn und seine Leute schon noch aus dem Verkehr ziehen, dann können sie ihrem Boss in Rikers Gesellschaft leisten.«
Bald darauf kehrten Steve Dillaggio, Zeery und die übrigen Kollegen an die Federal Plaza zurück. Ein Blick in Steves Gesicht zeigte mir, wie die Razzia gelaufen war.
»Wir haben keine illegale Waffe, keine Unze Marihuana und überhaupt nichts Verbotenes im Clubhaus gefunden«, seufzte er niedergeschlagen. »Und natürlich will der Vize auch nichts von dem Mordanschlag auf euch gewusst haben. Die Rocker geben sich alle gegenseitig ein Alibi. Und Shawn behauptet, Boyd wäre scharf auf Cliff Jacobs’ Freundin gewesen, diese Cindy. Das soll angeblich sein Motiv gewesen sein. Hirnrissig, aber wie soll man das Gegenteil beweisen? Uns kann höchstens ein Geständnis der drei Täter weiterhelfen.«
»Eher friert die Hölle zu«, stieß Phil frustriert hervor. Ich schüttelte den Kopf.
»Wir lassen die Bandits nicht davonkommen. Diese Bande wird sich der gerechten Strafe nicht entziehen können. Aber wir sollten uns morgen mit frischen Kräften in die Suche nach Julie Lonnegan stürzen. Noch gibt es keinen Hinweis darauf, dass sie tot ist.«
***
Am nächsten Morgen holte ich Phil an der üblichen Ecke ab. Dann fuhren wir in den Financial District von Manhattan, wo Julie Lonnegans Bruder Bruce in der Nassau Street sein Büro hatte. Er arbeitete in der Investment-Sparte einer internationalen Bank. Entsprechend umfassend waren die Sicherheitsmaßnahmen des Unternehmens. Doch unsere FBI-Ausweise öffneten uns alle Türen.
Nachdem wir an mehreren privaten Securitys vorbeigegangen waren, standen wir vor dem Schreibtisch von Bruce Lonnegan. Er arbeitete in einem Großraumbüro mit einem halben Dutzend Kollegen. Lonnegan tippte völlig geistesabwesend auf seiner Computertastatur herum. Er schien Phil und mich gar nicht zu bemerken und blickte nicht auf. Ich räusperte mich und sprach ihn an.
»Mister Lonnegan? Ich bin Agent Jerry Cotton vom FBI New York. Das ist Agent Phil Decker.«
Nun hob Lonnegan so abrupt seinen Kopf, als ob ich ihm einen Schlag versetzt hätte. Er trug sein blondes Haar kurz und funkelte uns durch seine randlose Brille unheilverkündend an.
»FBI? Sie trauen sich noch hierher, nachdem Sie meine Schwester diesem Entführergesindel überlassen haben, wie ich aus den Medien erfahren musste? – Ach nein, da hat ja der US Marshal Service versagt, wenn ich das richtig sehe. Aber ob nun FBI oder Marshals – Sie alle werden doch von meinen sauer verdienten Steuerdollars bezahlt. Und was tun Sie dafür, hm?«
»Wir sind hier, weil wir Ihre Schwester wiederfinden wollen, Mister Lonnegan«, entgegnete ich sachlich. »Können wir irgendwo in Ruhe reden?«
»Meinetwegen«, knurrte der Investmentbanker. »Aber nur fünf Minuten, okay? Ich muss schließlich schwer schuften, hier werden jeden Tag Milliarden von Dollars bewegt.«
Bruce Lonnegan führte uns in eine Teeküche und schloss die Glastür von innen. Die Geräuschkulisse aus dem Großraumbüro wurde sofort erheblich leiser. Ich kam direkt zur Sache.
»Wann haben Sie Ihre Schwester zuletzt gesehen, Sir?«, fragte ich.
»Das ist einige Monate her, es war beim Geburtstag meines Vaters. Da hat sich Miss Rockerbraut immerhin sehen lassen. Zum Glück hat
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