Jerry Cotton - 2913 - Die beste Waffe
einem Besprechungszimmer saßen. »Die ballistischen Tests werden etwas umfangreicher sein. Kells schien über ein richtiges Waffenlager zu verfügen. Einige der Scharfschützengewehre sind bereits überprüft worden. Es gab keinerlei Übereinstimmung mit der Tatwaffe.«
»Dasselbe gilt leider für das in Kells’ New Yorker Wohnung sichergestellte Scharfschützengewehr«, ergänzte unser Kollege Dave Chesnut, der ebenfalls an dieser Besprechung teilnahm. »Mit den anderen Waffen sind wir zum Großteil durch. Keine davon ist bei kriminellen Handlungen benutzt worden. Zumindest nicht so, dass es aktenkundig geworden wäre und es deshalb darüber Vergleichsdaten gäbe.«
»Hält Kells denn weiter an seinem Geständnis fest?«, fragte ich.
Mr High nickte. »Er ist stundenlang verhört worden. Auf einen Anwalt hat er verzichtet, weil er glaubt, dass der von den Verschwörern gekauft sei, die ihm schon seit eh und je schaden wollten.«
»Das Alibi, das ihm sein Vermieter Mister James Ellison für die fraglichen Zeiträume geben kann, ist nicht besonders wasserdicht«, stellte ich klar.
»Je nachdem, wie er im Zeugenstand auftritt, könnten aber bei den Geschworenen Zweifel gesät werden«, gab Phil zu bedenken. »Und das reicht für einen Freispruch aus.«
»Ich glaube nicht, dass er der Schütze ist«, meinte ich.
»Solange er selbst das allerdings so vehement behauptet und sich nicht in eklatante Widersprüche zum ermittelten Tathergang verstrickt, lässt sich dagegen kaum etwas sagen«, gab Mr High zu bedenken.
***
Norman Kells hatte die Nacht in einer unserer Gewahrsamszellen verbracht. Unser Verhörspezialist Malcolm Snyder hatte sich bereits alle Mühe gegeben, aus ihm etwas über die Kunden herauszubekommen, die bei ihm Scharfschützengewehre gekauft hatten. Viele konnten das nicht sein. Die Einzelanfertigung war aufwendig und zeitintensiv. Aber Kells schwieg beharrlich zu diesem Punkt, während er, was andere Themen betraf, umso redseliger war.
Insbesondere wenn es darum ging, sich als Opfer einer großen, landesweiten Verschwörung darzustellen, war er sehr eloquent.
Ging es um die Einzelheiten der beiden Morde, von denen er behauptete, sie begangen zu haben, dann blieb er auffällig vage. Fast so, als wollte er auf jeden Fall vermeiden, sich in Widersprüche zu unseren Erkenntnissen zu verwickeln.
Jetzt fand eine neue Befragung statt, und diesmal war sowohl ein Vertreter der Staatsanwaltschaft als auch ein für Kells bestellter Pflichtverteidiger anwesend.
Dass die Staatsanwaltschaft gegen Kells Anklage erheben würde, stand schon fest. Allerdings war noch nicht ganz klar, wie weit die Vorwürfe gegen Kells ausgedehnt werden sollten.
Für die Staatsanwaltschaft war Martha DeForest anwesend, eine Mittdreißigerin mit strenger Frisur und elegantem Kostüm. Der Pflichtverteidiger war Allan McConnery von der Kanzlei Donovan, Parrish & Van der Beek. McConnery war noch ziemlich jung, einer, der sich noch seine Sporen verdienen musste und sich deswegen selbst bei einer Pflichtverteidigung besonders engagierte. Er unterbrach Malcolm Snyder bei jedem Halbsatz mit einem juristischen Einwand. Malcolm verdrehte schließlich genervt die Augen. »Mister McConnery, das ist eine ganz gewöhnliche Befragung zur Feststellung einiger Sachverhalte, nichts weiter. Die rechtliche Beurteilung der ermittelten Fakten findet hier nicht statt.«
»Aber mein Mandant hat Rechte«, erklärte McConnery. »Und ich bin dafür zuständig, auf deren Einhaltung zu achten.«
»Auf diese Rechte verzichte ich gerne«, mischte sich Kells ein. »Dieser Lakai der Verschwörer soll ruhig verschwinden! Was haben die Ihnen gegeben, damit Sie sich den Fall unter den Nagel reißen und Ihren Auftraggebern entsprechend manipulieren? Machen Sie so etwas schon für vierstellige Beträge oder verlangen Sie mehr?«
»So kommen wir hier nicht weiter«, stellte die stellvertretende Staatsanwältin Martha DeForest fest. »Mister Kells, durch Ihre Hand sollen zwei Menschen getötet worden sein, darunter ein ehemaliger Mitarbeiter meiner Behörde. Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie mit Ihrem Geständnis auslösen?«
Kells kam überhaupt nicht dazu zu antworten. Sein ehrgeiziger Pflichtverteidiger hatte bereits wieder die Initiative an sich gerissen.
»Genau das ist meinem Mandanten nämlich offensichtlich nicht klar«, stellte McConnery fest. »Er missachtet mutwillig seine Interessen. Ich beantrage, ihn sofort einer psychiatrischen Begutachtung
Weitere Kostenlose Bücher