Jerry Cotton - 2913 - Die beste Waffe
am Dienstag.«
»Das hat er gesagt?«, wunderte sich Ellison.
»Ja«, nickte ich.
Ellison schien das tief zu erschüttern. Ich hatte allerdings keine Ahnung, weshalb.
Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie er so etwas sagen kann. Er war den ganzen Dienstag hier im Haus.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«
»Weil ich ihn gesehen hätte, wenn er den Hauptausgang benutzt hätte. Ich bin meistens in der Küche, und von dort aus kann man sehen, wer rein- und rausgeht.«
»Ab wann sind Sie dort?«
»Meistens ab sechs Uhr morgens. Ich brauche nicht viel Schlaf. Mittags halte ich allerdings ein kleines Nickerchen. Abends sitze ich dann auch meistens in der Küche, weil da der Fernseher ist. Kommen Sie!«
Er führte uns in die Küche. Dort war es nicht ganz so eng wie in der restlichen Wohnung. Vom Fenster aus konnte man tatsächlich sehen, wer ins Haus ging.
»Und Sie waren morgens ab sechs Uhr hier?«
»Ja, das sagte ich«, bestätigte er noch einmal und diesmal etwas ungehalten.
»Für wie lange?«, hakte ich nach, denn darauf kam es jetzt an.
»Meistens bis etwa zehn Uhr. Und abends bin ich hier so lange, bis ich etwas müde werde und schlafen kann. Mein Arzt verschreibt mir zwar Tabletten, mit denen das auch ginge, aber man weiß ja nie so genau, was da alles drin ist, und außerdem habe ich ziemlich unter den Nebenwirkungen zu leiden.«
Ich wechselte einen kurzen Blick mit Phil. Wenn Ellison seine Aussage mit derselben Beharrlichkeit vor Gericht wiederholte, war es gut möglich, dass man ihm glaubte. Mittlerweile fragte ich mich, ob das Alibi nicht vielleicht sogar der Wahrheit entsprach. Zumindest war mir kein zwingender Grund bekannt, aus dem Ellison uns hätte anlügen sollen.
»Ist das nicht sowohl morgens als auch abends noch ziemlich dunkel dort?«, mischte sich nun Phil ein. »Wie will man da etwas Vernünftiges sehen?«
»Bei Dunkelheit ist das draußen hell erleuchtet«, gab uns Ellison Auskunft. »So hell, dass der Unterschied zu Tageslicht gar nicht zu sehen ist.«
Ich sah aus dem Fenster.
»Vielleicht werde ich mir das mal ansehen, wenn es dunkel ist«, kündigte ich an.
»Tun Sie das ruhig! Aber glauben Sie mir, er war zu den fraglichen Zeiten nirgendwo anders. Vor allen Dingen, weil er doch Besuch bekam. Deswegen bin ich mir so sicher.«
»Besuch?«
»Ja. Aber vielleicht habe ich jetzt auch zu viel gesagt und sollte besser aufhören zu reden.«
»Nein, jetzt packen Sie bitte vollständig aus, Mister Ellison«, verlangte ich.
»Sir, ich bin mir ja auch nicht sicher, deswegen weiß ich nicht, ob ich das wirklich so aussagen sollte.«
»Dann äußern Sie es als Vermutung!«, verlangte ich.
James Ellison rang noch immer mit sich. Phil half ihm etwas auf die Sprünge. »Sie vermuten, dass Kells Waffen verkauft hat und dazu Kunden bei sich in der Wohnung empfing.«
Ellison zuckte mit den Schultern. »Der eine oder andere ist mit einem Paket weggegangen, in dem durchaus eine Waffe gewesen sein kann. Manche gingen auch mit Taschen, die eigentlich für Golfschläger gedacht sind, glaube ich. Aber da war etwas viel Dickeres drin, so als würde sich ein Gewehrkolben abdrücken.«
Ich griff zum Handy und telefonierte mit Sam Steinberg und fragte ihn, ob in der Wohnung, die Kells angemietet hatte, auch Verpackungsmaterialien zu finden gewesen waren.
»Jede Menge davon«, erklärte Sam. »Im Schlafzimmer unter dem Bett war so viel Packpapier, das hätte für ein Jahrzehnt Weihnachten gereicht.«
»Und Futterale für Golfschläger?«, fragte ich.
»Etwa ein Dutzend. Nur keine Schläger, die dazu gepasst hätten. Alle fabrikneu. An manchen klebte noch das Preisschild. Er scheint sie in einem Geschäft für Ramschware in Lynchburg, Virginia, erworben zu haben. Jedenfalls deuten die Aufdrucke auf den Preisschildern darauf hin.«
»Danke, Sam.«
»Hat diese Frage eine besondere Bewandtnis?«
»Es könnte sein, dass diese Gegenstände das Verpackungsmaterial eines kleinen Waffengeschäfts waren, das Mister Kells hier betrieben hat.« Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, wandte ich mich noch einmal an Ellison. »Wie oft hat Ihr Mieter seine Wohnung genutzt?«
»Nur sporadisch. Drei, vier Tage im Monat war das Maximum. Manchmal ist er aber auch mehrere Monate nicht gekommen.«
***
Am nächsten Morgen lagen die Ergebnisse der Durchsuchung der Farm vor. »Etliche Waffen haben die Kollegen aus Virginia dabei sicherstellen können«, erklärte uns Mr High, während wir in
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