Jerry Cotton - 2915 - Wer tot ist kann nicht sterben
und Getreide. Guten Appetit.«
»Guten Appetit«, sagten Phil und ich und langten zu.
Phil zeigte sich erst etwas zaghaft, ließ dann aber seinem Hunger freien Lauf. Damit schien er die Sympathie der Anwesenden zu gewinnen.
»Schmeckt echt toll«, sagte er und nahm sich noch ein Stück Wild. »Und die Würze – genial.«
»Ja, ich experimentiere ein wenig, aktuell mit indischen Gewürzen«, sagte Weiße Feder und lächelte.
»Sie sind auch Polizist, wie unser Vater?«, fragte Schöner Regenbogen. Sie war eine bildschöne junge Frau von vielleicht neunzehn Jahren.
»Ja, wir sind vom FBI«, antwortete ich.
»FBI, ich hatte auch schon daran gedacht, mich dort zu bewerben«, sagte Schlauer Fuchs. »Aber die Anforderungen sollen sehr hoch sein. Außerdem befürchte ich, dass es Probleme mit den anderen Agents geben wird – wegen meiner Herkunft.«
Ich schaute ihn an. »Das ist nie ganz auszuschließen, aber recht selten. Einer unserer besten Freunde und ein Top-Agent ist Cherokee, und ich glaube, es gibt keinen Agent in ganz New York, der ihn nicht gut leiden kann.«
Phil nickte. »Ja, das stimmt. Darüber hinaus gilt Zeerookah als der bestgekleidete G-man in ganz New York und ist für viele, was Geschmack angeht, ein Vorbild.«
Damit war das Eis endgültig gebrochen. Wir unterhielten uns noch eine gute Stunde, dann verabschiedete sich Alte Rinde, um die Mitglieder des Rates aufzusuchen.
Phil und ich gingen in unser Zimmer. Ich hatte mir ein Buch mitgenommen, um in Ruhe etwas zu lesen. Phil hatte einen Tablet-PC dabei, auf dem er sich Filme anschauen wollte.
»Sympathische Familie«, sagte er.
»Ja, definitiv«, erwiderte ich. »Gemäß dem, was sie erzählt haben, haben sie sich hier im Reservat ganz schön was aufgebaut. Es ist schön, dass die Indianer inzwischen in Ruhe und Frieden leben können.«
»Bleibt zu hoffen, dass wir mit der Aufklärung des Falles etwas dazu beitragen können, dass es so bleibt«, meinte Phil und schaltete seinen Computer an.
Als wir später schlafen gingen, war es absolut ruhig. Eine Stille, wie ich sie aus New York nicht gewohnt war.
***
Am nächsten Morgen wurde ich früh wach. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es noch nicht einmal fünf war. Trotzdem fühlte ich mich frisch und ausgeschlafen. Ich zog mich leise an und verließ das Zimmer. Phil hatte mich zwar bemerkt, dann aber seine Augen wieder geschlossen und sich umgedreht.
Ich ging nach draußen und schaute mich um. Die Sonne war gerade aufgegangen und die Luft war frisch.
Ich machte einen kleinen Spaziergang, um die Gegend zu erkunden. Es gab neben der großen Straße viele kleine Wege. Und natürlich viel Natur.
Als ich zum Haus zurückkam, sah ich Alte Rinde, der anscheinend auf mich wartete.
»Guten Morgen«, sagte er. »Schön hier, nicht wahr?«
»Ja, wirklich«, erwiderte ich. »Erinnert mich an die Gegend, in der ich aufgewachsen bin.«
»Sie stammen nicht aus New York?«, fragte er.
»Nein, aus Harpers Village, einem Dorf in Connecticut«, antwortete ich.
»Dann kennen Sie ja den Unterschied zwischen dem Leben auf dem Land und dem in der Stadt«, sagte er. »Ich habe mal zwei Jahre in Boston gelebt, dort studiert. Es ist schön dort. Aber anders als hier. Und als ich vor der Wahl stand, in der Stadt zu bleiben oder wieder hierher zurückzukommen, habe ich mich für meine Heimat entschieden. Und ich habe die Entscheidung nie bereut.«
Ich nickte verstehend und wechselte das Thema. »Hatten Sie gestern Erfolg?«
Er wusste genau, was ich meinte. »Ja, wir können den Ältestenrat heute Vormittag aufsuchen. Ihnen liegt es auch am Herzen, dass die Angelegenheit schnell aufgeklärt wird.«
»Das dachte ich mir«, sagte ich.
Alte Rinde lächelte kurz und verzog dann das Gesicht. »Wobei ich Sie warnen muss. Im Rat sitzen viele alte Männer, die wirklich schlechte Zeiten mitgemacht haben. Männer, die von den Weißen betrogen wurden und entsprechend misstrauisch sind. Erwarten Sie nicht, dass es einfach für Sie wird.«
»Das tue ich nicht«, entgegnete ich. »Können wir uns das Haus von Roter Panther und das von Schneller Bär ansehen, bevor wir dem Rat gegenübertreten? Vielleicht finden wir dort ein paar Hinweise.«
»Dazu benötigen wir die Genehmigung des Rates«, sagte Alte Rinde. »Der Rat sieht es nicht gern, wenn sich Außenstehende zu sehr in die Angelegenheiten der Indianer einmischen.«
»Und was ist mit Ihnen? Benötigen Sie auch deren Genehmigung, um sich in den Häusern
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