Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes
fragen uns, ob Nick Mulligan sich beruflich verändern wollte. Hatte er vielleicht wieder Aufträge von Ihrer Agentur in Aussicht?«
»Nicht, dass ich wüsste. Aber ich will Ihnen auch nichts Falsches erzählen. – Einen Moment bitte.«
Der Agenturinhaber griff zum Telefon und sprach mit einem gewissen Barney. Das war offenbar sein Artdirector. Dann legte er wieder auf und schüttelte den Kopf.
»Ich bedaure, Agents. Wir können Ihnen nicht weiterhelfen. Es war nicht geplant, wieder mit Nick Mulligan zusammenzuarbeiten. Ich hörte, dass er sich als Paparazzo verdingt hat. Solche Leute genießen nicht den besten Ruf, wie Sie zweifellos wissen. Es wäre nicht gut für meine Agentur, wenn sie mit in den Abgrund gezogen würde.«
Ich horchte auf.
»Könnten Sie etwas konkreter werden, Mister Roberts?«
»Leider nicht. Hier an der Madison Avenue sind die Bars voll mit Werbern, Fotografen und anderen Freiberuflern. Da hört man mal das eine oder andere Gerücht. Angeblich soll sich Mulligan mit Gangstern abgeben. Aber was für Verbrecher das sind, kann ich Ihnen nicht genau sagen. Vielleicht war das ja auch nur böswilliges Geschwätz, was ich da gehört habe.«
Wenn Mulligan mit Gangstern zu tun gehabt hatte, dann war das jedenfalls ein guter Hinweis auf ein mögliches Motiv. Rivalitäten unter verschiedenen Verbrechern gehören zum Alltag. Und ich konnte mir gut vorstellen, dass sich Mulligan aus diesem Grund eine Kugel eingefangen hatte.
War die »große Sache«, von der er geredet hatte, ein geplanter Verbrechercoup gewesen? Hatte er deshalb sterben müssen?
Ich gab dem Agenturchef meine Visitenkarte.
»Bitte rufen Sie mich an, falls Ihnen noch etwas einfällt. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein.«
»Ich werde noch einmal intensiv nachdenken und auch meine Mitarbeiter befragen. Viel Glück bei der Mörderjagd, Agents!«
***
Die Autovermietung PT Car New York gehört zu den kleineren Firmen dieser Branche. Deshalb besaß PT Car auch keine Renommieradresse in Manhattan. Stattdessen residierte die Firma in einer unscheinbaren Brooklyn-Gewerbestraße unweit vom Prospect Park.
Eine Kaugummi kauende junge Latina war für die Kundenbetreuung zuständig. Sie bekam große Augen, als sie unsere FBI-Marken erblickte.
»Echte Agents? Wow, was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«
»Es geht um Ihren Cadillac Escalade mit dem Nummernschild T86 OBJ. Wir müssen wissen, wer das Fahrzeug am 11. März gemietet hat.«
»Das werden wir gleich haben.«
Die Latina schaute in ihre elektronische Kundenkartei.
»Der Cadillac wurde für zwei Wochen gemietet und am 12. März zurückgebracht. Der Kunde heißt Alfredo Garcia. Er hat sich mit einem New Yorker Führerschein ausgewiesen und bar bezahlt.«
»Bar? Ich dachte, die Autovermietungen akzeptieren nur Kreditkarten«, hakte ich nach. Die Angestellte seufzte.
»Die Geschäfte gehen schlecht, jedenfalls bei uns. Der Chef vermietet auch gegen Bargeld, wenn eine Kaution hinterlegt wird. In diesem Fall hat Mister Garcia 1.000 Dollar als Sicherheit bei uns gelassen. Und da er den Wagen unbeschadet wieder abgeliefert hat, erhielt er das Geld natürlich zurück.«
Die Latina gab uns auch die Anschrift des Kunden. Er wohnte in der Melrose Street, ebenfalls in Brooklyn.
»Ist dieser Mann gefährlich?«, fragte die junge Frau neugierig. Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, das ist eine reine Routinekontrolle.«
Die junge Frau wirkte enttäuscht. Aber wir wollten uns natürlich nicht in die Karten schauen lassen. Es war ja auch möglich, dass dieser Alfredo Garcia gar nichts mit dem Mord an Mulligan zu tun hatte. Außerdem ging unsere Ermittlung Außenstehende nichts an.
Wir fuhren Richtung Melrose Street.
»Ich finde es schon verdächtig, dass Garcia die Mietgebühren bar bezahlt hat, Jerry. Das machen doch fast nur Leute, die bankrott sind und keine Kreditkarten mehr bekommen. Oder zwielichtige Gestalten, die nicht wollen, dass sich ein Geschäft zu ihnen zurückverfolgen lässt.«
»Jedenfalls ist es ungewöhnlich«, stimmte ich zu. Phil gab per Funk die Daten von Garcia an die Zentrale durch. Schon bald erhielten wir eine Antwort. Der Verdächtige war bisher nicht polizeilich auffällig geworden, und die auf seinem Führerschein angegebene Adresse war anscheinend echt.
Garcia wohnte in einem unscheinbaren Brownstone-Haus. Laut seinem Führerschein war er erst zwanzig Jahre alt. Wir klopften an seine Tür, waren auf alles gefasst.
Eine ältere Frau öffnete uns. Sie wurde
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