Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
kleinen Hotels sprach leise. Es war ihm deutlich anzumerken, wie unangenehm ihm die ganze Geschichte war.
»War der Mann das erste Mal bei Ihnen zu Gast?«
»Nein, Agent Cotton. Mister Baumann kommt gelegentlich nach New York. Dann wohnt er immer hier. Er bucht selbst, bleibt nie länger als vier oder fünf Tage und bezahlt stets bar.«
»Wie viele Zimmer haben Sie hier?« Phil beugte sich interessiert zu dem Angestellten hinüber.
»120«, antwortete der.
»Und da merken Sie immer sofort, ob jemand die Nacht außerhalb verbringt?«
Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Portiers. »Vermutlich nicht, nein. Aber im Fall von Herrn Baumann fiel das auf, weil er nur bis heute gebucht hatte. Er hat also entweder nicht rechtzeitig verlängert oder nicht ausgecheckt.« Er blickte uns offen und mit einer gewissen Besorgnis an. »Ist ihm etwas zugestoßen? Die Polizei hat sich etwas vage ausgedrückt.«
»Leider ist Herr Baumann nicht mehr am Leben. Er wurde ermordet«, setzte ich den Mann in Kenntnis.
Sämtliche Farbe wich aus dem Gesicht des Portiers vor uns, er musste sichtlich um Fassung ringen.
»Dann informiere ich sofort die Direktion«, stammelte er.
»Tun Sie das. Und dann möchten wir das Zimmer von Herrn Baumann sehen. Sorgen Sie dafür, dass niemand anders es betritt, bis wir es freigeben.«
Der Portier nickte und überreichte uns eine Codekarte, mit der wir Zutritt zum Hotelzimmer hatten.
Das Hotelzimmer von Frank Baumann war von angenehmer Größe und funktional eingerichtet. Schnell hatten wir alles durchsucht. Außer Toilettenartikeln, einem Stadtplan und einigen Kleidungsstücken fanden wir nichts im Zimmer. Im Kleiderschrank stand ein kleiner Koffer mit einem Zahlenschloss.
»Wie gut bist du als Panzerknacker?«, fragte ich meinen Partner. Phil grinste und warf einen Blick auf die Marke. Dann tippte er eine Nummer in sein Telefon, unterhielt sich kurz mit jemandem und nannte mir dann eine Zahlenkombination, die das Schloss öffnete.
»Wie gut, dass jeder Hersteller einen eigenen allgemeinen Code hat, mit dem sich die Gepäckstücke öffnen lassen, unabhängig von der individuellen Einstellung der Besitzer.«
»Ja, und sehr praktisch, dass sie diese Informationen mit uns teilen.« Ich hob den Deckel des Koffers an.
Neben einem Pullover, zwei Hemden und mehreren Paar frischer Socken lag eine dicke Plastiktüte. Wir öffneten sie. Heraus fielen ein paar Bündel Bargeld, ein prall gefüllter Briefumschlag, ein Smartphone der neuesten Generation und eine Brieftasche.
»Zweitausend Dollar in bar!« Phil pfiff durch die Zähne, nachdem er das Geldbündel durchgesehen hatte.
Ich hatte den Briefumschlag geöffnet. Darin steckte ein Flugticket von Frankfurt nach New York. Demzufolge war Frank Baumann vor vier Tagen hier angekommen. Sein Rückflug war offen.
»Verstehst du das?« Ich hielt den Ausdruck einer Online-Reservierung hoch. Der Tote hatte wohl vorgehabt, am heutigen Tag im St. James auszuchecken – jedoch nicht, um nach Deutschland zurückzufliegen, sondern um seinen Standort hier zu wechseln. Die zweite Hotelreservierung war vom New Yorker Sofitel , einem wesentlich nobleren und dementsprechend teureren Hotel, und lautete auf zwei Nächte.
»Vielleicht ist der Tote gar nicht Frank Baumann und dieser Gast hier hat einfach schon das Zimmer gewechselt, kommt gleich hereinspaziert und holt seine Sachen ab?«
»Nein, Phil. Wir sind schon auf der richtigen Spur.« Ich reichte meinem Partner einen Reisepass. »Das Foto zeigt genau den Mann, der gestern früh tot im Hudson schwamm. Aber hier in der Brieftasche ist noch etwas Merkwürdiges.«
»Sieht verdammt offiziell aus.« Phil und ich schauten die Visitenkarte an, die Frank Baumanns Namen trug.
»Bundeswehrverwaltung. Bundesamt für Ausrüstung und Beschaffung«, las ich laut vor.
»Was macht man da?« Phil rieb sich die Stirn.
»Einkaufen. Soweit ich weiß, gehört dieses Amt zum Verteidigungsministerium. Aber was genau diese Abteilung einkauft – da möchte ich jetzt nicht meine Fantasie spielen lassen.« Mir schwante, dass die Bezeichnung auf der Karte absichtlich etwas schwammig war und dieser Fall uns noch ziemliches Kopfzerbrechen bereiten würde.
»Jetzt wird’s spannend. Wenn der Mann in offizieller Mission hier war, müssen wir womöglich diplomatische Verwicklungen befürchten.«
»Wir brauchen Rückendeckung vom Chef, bevor wir mit den Deutschen Kontakt aufnehmen.«
»Ganz recht.« Phil erhob sich und schob
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