Jerry Cotton - 2927 - Ueberfahrt ins Grab

zusehen, diese Schießerei im Keim zu ersticken«, stieß er hervor.
    Bislang waren nur Autoscheiben zu Bruch gegangen oder Kugeln in Hauswände eingeschlagen. Doch es war absehbar, dass demnächst ein Unschuldiger in die Schusslinie geraten musste.
    »Wir greifen die Gangster an, die Paynes Leute attackieren. Dann haben wir ihn und seine Männer anschließend zwischen uns und den Cops«, sagte June.
    Ohne lange auf Blairs Antwort zu warten, signalisierte sie das Vorhaben den Cops. Dort hatte man mittlerweile ebenfalls erkannt, dass die Schießerei vor allem zwischen zwei rivalisierenden Gangstergruppen ausgefochten wurde. Der Leiter der Cops bestätigte das Vorhaben und befahl seinen Männern ein konzentriertes Feuer, wodurch die Gangster einige Sekunden in Deckung gezwungen wurden. So gelangten June und ihr Partner auf die andere Straßenseite, von wo aus sie gezielt die Schützen angriffen, die bislang Payne und seine Leute unter Beschuss genommen hatten.
    »Die sind völlig verrückt«, ging es June durch den Kopf.
    Obwohl die Lage für die Angreifer extrem gefährlich geworden war, gaben sie nicht einfach auf oder setzten sich ab. June musste bald ein neues Magazin in die SIG einführen, um dem wilden Gefecht standhalten zu können.
    »Gut gemacht«, lobte sie.
    Blair hatte sich unbemerkt von den Gangstern zwischen zwei Fahrzeuge geschoben und tauchte unvermutet an einer Stelle auf, die den Schützen bisher keine Probleme bereitet hatte. Einer der Gangster ging schwer getroffen zu Boden. Ein zweiter Angreifer wurde aus dem Tritt gebracht und verlor die Übersicht. Junes Kugeln trafen ihn in der Schulter, sodass auch für ihn der Kampf beendet war. Doch da heulte der Motor von Edward Paynes Wagen auf.
    Er nutzt die Ablenkung zur Flucht , dachte sie.
    Obwohl die Cops und June augenblicklich ihr Feuer auf das fliehende Fahrzeug lenkten, gelang der kühne Plan. Da die Cops umgehend die Verfolgung aufnahmen, konnten Blair und June sich um die verletzten Angreifer kümmern.
    »Ich habe einen Führerschein gefunden. Schau dir doch einmal den Namen an. Fällt dir dabei etwas auf?«, fragte June.
    Sie hielt Blair das Dokument hin, der gleich darauf einen leisen Pfiff ausstieß.
    »Dann dürften wir es mit einem Überfall der Grauen Wölfe zu tun gehabt haben«, antwortete er.
    »So ist es. Das muss die Rache für den Anschlag auf die Bar sein. Vermutlich wissen die Anführer genau, wem sie den zu verdanken haben, und schlagen jetzt zurück«, sagte June.
    Die von den Cops angeforderten Rettungswagen trafen ein, um die verletzten Gangster zu versorgen. Es war unklar, ob sie die Schussverletzungen überstehen würden.
    »Die Verfolgung des SUV läuft, Agent Clark. Vermutlich können die Kollegen den Wagen bald einkreisen und Payne wieder festsetzen«, meldete ein Officer.
    Das wäre in Junes Augen sehr wichtig, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Edward Payne wusste natürlich ebenfalls, wer ihn angegriffen hatte. Während sie mit den Cops die weiteren Abläufe besprach, überprüfte Blair die Daten aus den sichergestellten Führerscheinen. Schließlich stieg er aus dem Dodge aus und kam zu June zurück.
    »Du hast recht. Beide Schützen sind zwar in New York aufgewachsen, stammen aber aus Einwandererfamilien«, sagte er.
    Die türkischen Wurzeln der Eltern verstärkten den Verdacht, dass die jungen Männer Anhänger der Grauen Wölfe waren. Der Notarzt hatte den sofortigen Abtransport in ein Krankenhaus veranlasst.
    »Sie können die Männer frühestens übermorgen vernehmen, Agent Clark. Falls die Operationen gut verlaufen«, sagte er.
    June erstattete Mr High telefonisch Bericht, da sie mit Blair nicht erst ins Field Office zurückkehren wollte. Sie plante einen Besuch bei Akin und Cem Yildiz, um die ausufernden Kämpfe zwischen den »Grauen Wölfen« und den Gangstern zu stoppen. June setzte dabei auf die Einschätzung von Jerry, der die Ansicht vertrat, dass Akin Yildiz nichts von der Zugehörigkeit seines Sohnes zu der nationalistischen Gruppierung ahnte.
    »Der Chef ist einverstanden, dass wir Cem Yildiz vorerst als möglichen Anführer der Wölfe hier in New York betrachten«, erzählte sie Blair.
    »Sehe ich auch so. Es wird Zeit, dem jungen Mann die Grenzen aufzuzeigen«, sagte er.
    Auf der Fahrt zur Wohnung von Akin Yildiz erreichte sie eine Nachricht aus dem Field Office. June nahm sie entgegen und sah darin eine weitere Bestätigung ihrer Annahme.
    »Die Führerscheine sind gefälscht, Blair. Die