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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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jüdische Volk für die Befreiung seiner Hauptstadt aufbringen kann?«
    Vergeblich versuchte Rabin, das Jaffator zu stürmen, zeitgleich gelang anderen Einheiten jedoch der Durchbruch durch das Ziontor in die Altstadt. Achtzig Palmach-Kämpfer stießen zu den Verteidigern, bevor sie das Ziontor wieder verloren. Mittlerweile trafen jedoch verstärkt Einheiten der Arabischen Legion ein. Es kam zu erbitterten Gefechten um die Altstadt, über die Glubb schrieb: »Der ganze von Menschen wimmelnde Kaninchenbau aber lag auf den jahrhunderte- ja, wohl jahrtausende- alten Trümmern und Schuttschichten ärmlicher menschlicher Behausungen.« Seine Männer kämpften sich »von Raum zu Raum, dann wieder dunkle Korridore entlang, winzige Treppchen und Treppen hinauf und hinunter, bis sie schließlich auf einen Hof hinauskamen oder in einem Keller landeten«. Glubb befahl die systematische Zerstörung des jüdischen Viertels. Die Rabbis baten dringend um Hilfe. Ben-Gurion wurde hektisch: »Jerusalem kann jede Minute fallen! Um jeden Preis angreifen!«
    Am 26. Mai nahmen die Legionäre den Hurva-Platz ein und sprengten die prachtvolle Synagoge. Zwei Tage später kamen zwei »weißbärtige Rabbis mit vom Alter gebeugtem Rücken …, weiße Fahnen in der Hand, durch eine enge Gasse auf unsere Leute zu«, berichtet Glubb. Jenseits der Frontlinie, an diesem winzigen Kriegsschauplatz nur wenige hundert Meter entfernt, beobachtete Rabin dieselbe »erschütternde Szene« vom Berg Zion aus: »Ich war entsetzt.« Von den 213 Verteidigungskräften waren 39 getötet und 134 verwundet worden. »Die Davidsstadt ist also an den Gegner gefallen«, schrieb Begin. »Trauer senkte sich über uns.« Glubb war in Hochstimmung: »Ich liebe Jerusalem sehr … In und um die Stadt lebt noch immer die Bibel vor unseren Augen.« Dennoch erlaubte er die Verwüstung des jüdischen Viertels: Von den 27 Synagogen wurden 22 zerstört. Zum ersten Mal seit der muslimischen Eroberung 1187 verloren die Juden den Zugang zur Westmauer.
    Glubb nutzte die Stellung in Latrun, um die Straße nach Westjerusalem zu blockieren. Wiederholt befahl Ben-Gurion Angriffe auf Latrun, die viele israelische Todesopfer forderten, aber alle scheiterten. Die Juden in Jerusalem hausten bereits in ihren Kellern und hungerten, bis die Israelis einen neuen Versorgungsweg schufen, die sogenannte Burma-Route südlich von Latrun.
    Für den 11. Juni 1948 handelte der UN-Vermittler und Enkel eines schwedischen Königs, Graf Folke Bernadotte, der in den letzten Kriegsmonaten mit Himmler über die Rettung von Juden verhandelt hatte, erfolgreich eine Waffenruhe aus und schlug einen neuen Teilungsplan vor, wonach König Abdullah ganz Jerusalem erhalten sollte. Israel lehnte Bernadottes Plan ab. Unterdessen trug Ben-Gurion in einer internen Auseinandersetzung, die einer Meuterei nahekam, den Sieg davon: Menachem Begin, der sich schon bereit erklärt hatte, seine Irgun-Truppen mit den staatlichen Streitkräften zu vereinen, versuchte eigene Waffenlieferungen ins Land zu bringen, aber die israelische Armee versenkte das Schiff. Statt einen Bürgerkrieg anzufangen, zog Begin sich aus dem Untergrund zurück und verlegte sich auf die reguläre Politik.
    Als Bernadottes Waffenruhe endete, ging der Krieg weiter. Am folgenden Tag beschoss eine ägyptische Spitfire Westjerusalem. Die Soldaten der Arabischen Legion griffen durch das Ziontor die Neustadt an und rückten Richtung Notre Dame vor: »Wenn sie den Kopf wandten, konnten sie den Felsendom und die Aksa-Moschee sehen«, schrieb Glubb. »Sie kämpften … auf dem Weg, der zu Gott führt.«
    »Können wir Jerusalem halten?«, fragte Abdullah Glubb.
    »So Gott will, werden sie es niemals nehmen, Majestät.«
    »›Sie müssen mir versprechen‹, fuhr der König fort,›daß Sie es mir sagen, sobald Sie denken, die Juden könnten Jerusalem nehmen … Ich werde dann selbst hingehen und auf den Mauern der Stadt sterben.‹«
    Der Gegenangriff der Israelis scheiterte. Aber Israels Militärstärke wuchs: Der neue Staat verfügte nun über eine Feldstärke von insgesamt 88 000 Mann gegenüber 68 000 bei den Arabern. In den zehn Tagen vor einer zweiten Waffenruhe nahmen die Israelis Lydda und Ramla ein.
    Der Zorn der Zionisten über Bernadottes Teilungsvorschlag war so groß, dass der Schwede nun einen internationalen Status für Jerusalem vorschlug. Aber die Lechi-Extremisten unter Führung von Yitzhak Shamir (einem späteren israelischen Ministerpräsidenten)

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