Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
überzeugt zu sein. Drei Tage nach der Kreuzigung, laut Lukas am Sonntagmorgen, suchten einige Verwandte und Jünger Jesu (darunter seine Mutter und Johanna, die Frau des Verwalters von Herodes) das Grab auf. »Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht. Und als sie darüber bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern.« Sie sagten zu ihnen: »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.« Die verängstigten Jünger versteckten sich während der Passahwoche auf dem Ölberg, aber Jesus erschien ihnen und seiner Mutter mehrmals und sagte: »Fürchtet euch nicht.« Als Thomas an der Auferstehung zweifelte, zeigte Jesus ihm seine Wunden an den Händen und in der Seite. Nach einigen Tagen führte er sie auf den Ölberg, wo er zum Himmel aufstieg. Die Auferstehung, die einen schmählichen Tod in einen Triumph des Lebens über den Tod verwandelte, ist der prägende Moment des christlichen Glaubens, der am Ostersonntag gefeiert wird.
Für alle, die diesen Glauben nicht teilen, lassen sich die Fakten unmöglich verifizieren. Matthäus überliefert eine Darstellung der Ereignisse, die sicher der zeitgenössischen Alternativversion entsprach und »bei den Juden zum Gerede geworden [ist] bis auf den heutigen Tag«: Die Hohepriester gaben den Soldaten, die das Grab bewachen sollten, Geld und befahlen ihnen, allen zu sagen, »seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen«.
Archäologen neigen zu der Ansicht, dass Freunde und Familienangehörige den Leichnam schlicht holten und in einem anderen Felsengrab in der Umgebung Jerusalems beisetzten. Bei Ausgrabungen fanden sie Gebeinurnen mit Namen wie »Jakob, der Bruder Jesu« und sogar »Jesus, Sohn des Josef«. Diese Funde machten Schlagzeilen. Manche wurden als Fälschungen entlarvt, aber die meisten sind echte Gräber aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. mit weit verbreiteten jüdischen Namen – aber ohne Verbindung zu Jesus. [68]
Jerusalem feierte Passah. Judas investierte seine Silberlinge in ein Grundstück – den Töpferacker auf dem Akeldama südlich der Stadt, passenderweise im Höllental –, wo er dann »mitten entzweigeborsten« ist, »so dass alle seine Eingeweide hervorquollen«. [69] Die Jünger kamen schließlich aus ihrem Versteck und trafen sich am Pfingsttag im Obergemach, dem Coenaculum auf dem Berg Zion: »Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind« – der Heilige Geist kam über sie und ließ sie in den Sprachen der zahlreichen Nationalitäten sprechen, die in Jerusalem waren, und im Namen Jesu Kranke heilen. Als Petrus und Johannes zum täglichen Gebet durch das Schöne Tor in den Tempel gingen, bat ein Lahmer sie um Almosen. Sie sagten zu ihm: »Steh auf und geh umher!«, und er tat es.
Die Apostel wählten den Bruder Jesu zum Leiter der Jerusalemer Gemeinde, jener jüdischen Sektierer, die man als Nazoräer bezeichnet. Die Sekte muss wohl gewachsen sein, denn nicht lange nach dem Tod Jesu kam es zu »einer großen Verfolgung über die Gemeinde in Jerusalem«. Einer der griechischsprachigen Anhänger Jesu, Stephanus, hatte den Tempel geschmäht und gesagt: »Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.« Stephanus wurde vom Sanhedrin verurteilt und vermutlich nördlich des heutigen Damaskustores gesteinigt – was belegt, dass der Hohepriester durchaus die Todesstrafe verhängen konnte. Somit wurde er zum ersten christlichen »Märtyrer« – ein Begriff, der sich vom griechischen Wort für »Zeuge« herleitet. Jakobus und seine Nazoräer blieben in den folgenden dreißig Jahren jedoch praktizierende Juden, die Jesus treu waren, aber auch im Tempel lehrten und beteten. Jakobus war weithin als jüdischer Heiliger verehrt. Die Einstellung Jesu zum Judentum war sicher nicht stärker idiosynkratisch als die von vielen Predigern, die vor und nach ihm kamen.
Den Feinden Jesu erging es nicht gut. Kurz nach seiner Kreuzigung wurde Pilatus von einem samaritanischen Pseudopropheten zu Fall gebracht, der vor aufgepeitschen Menschenmengen predigte, er habe Moses’ Urne auf dem Berg Garizim gefunden. Pilatus setzte seine Kavallerie ein, die viele Anhänger des Samaritaners töteten oder gefangen nahmen. Der Präfekt hatte bereits Jerusalem an den Rand einer offenen Revolte gebracht, nun beschwerten sich auch die
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