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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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geführt werden.
    Während die Wachen im Hof ein Feuer anzündeten (und Petrus dreimal leugnete, seinen Meister zu kennen), versammelten Annas und sein Schwiegersohn irgendwann nach Mitternacht ihre loyalen Ratsmitglieder – allerdings nicht alle, denn mindestens einer, Joseph von Arimathäa, war ein Bewunderer Jesu und mit seiner Verhaftung nicht einverstanden. Der Hohepriester verhörte Jesus: Hatte er gedroht, den Tempel zu zerstören und in drei Tagen wiederaufzubauen? Behauptete er, der Messias zu sein? Jesus sagte nichts, erklärte aber schließlich: »Ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.«
    »Ihr habt die Gotteslästerung gehört«, sagte Kaiphas.
    Die Menge, die sich trotz der späten Stunde versammelt hatte, befand ihn »des Todes schuldig«. Jesus verbrachte die Nacht mit verbundenen Augen im Hof, wo man ihn bis zum Morgengrauen verspottete. Nun konnte der eigentliche Prozess beginnen. Pilatus wartete. [54]
    Pontius Pilatus: Die Verurteilung Jesu
    Bewacht von seinen Hilfstruppen und beäugt von einer gespannten Menge hielt der römische Präfekt Gericht auf dem Prätorium, der erhöhten Plattform vor Herodes’ Zitadelle, dem römischen Hauptquartier in der Nähe des heutigen Jaffatores. Pontius Pilatus war ein aggressiver, taktloser Zuchtmeister, der in Judäa nicht zurechtkam. In Jerusalem war er bereits verhasst und berüchtigt für seine »durch Geld erkauften richterlichen Aussprüche, die schimpflichen Bedrückungen, verübten Räubereien, Behandlungen mit Schlägen, andere Beleidigungen, öftere Hinrichtungen der Unschuldigen, und die unzähligsten äußersten Grausamkeiten«. Selbst einer der Herodierprinzen nannte ihn »rachsüchtig und jähzornig«.
    Die Juden hatte er schon einmal gegen sich aufgebracht, als er seine Truppen mit Abbildungen des Kaisers auf den Schilden nach Jerusalem einmarschieren ließ. Herodes Antipas hatte sich an die Spitze mehrerer Delegationen gestellt, die eine Beseitigung der Bilder verlangten. Aber Pilatus hatte sich, unflexibel und grausam wie immer, geweigert. Als weitere Juden protestierten, ließ Pilatus seine Soldaten los, aber die Delegierten warfen sich auf den Boden und entblößten ihren Hals. Erst jetzt ließ Pilatus die umstrittenen Kaiserbilder entfernen. Unlängst hatte er zudem die galiläischen Aufständischen getötet, »deren Blut Pilatus mit ihren Opfern gemischt hatte«. [55]
    »Bist du der König der Juden?«, fragte Pilatus Jesus. Schließlich hatten dessen Anhänger ihn bei seinem Einzug in Jerusalem als König bejubelt. Aber er antwortete nur: »Du sagst es«, und weigerte sich, dem noch etwas hinzuzufügen. Als Pilatus erfuhr, dass Jesus Galiäer und somit »ein Untertan des Herodes« war, überstellte er den Gefangenen aus Höflichkeit gegenüber dem Regenten von Galiläa an Herodes Antipas, der ein besonderes Interesse an Jesus hatte. Der Palast des Antipas war nur einen kurzen Fußweg entfernt. Laut Lukasevangelium freute Herodes Antipas sich sehr, denn er hatte den Nachfolger Johannes’ des Täufers schon lange treffen wollen »und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen«. Aber Jesus verachtete den »Fuchs«, der Johannes getötet hatte, so sehr, dass er sich nicht einmal herabließ, mit ihm zu reden.
    Antipas machte sich über Jesus lustig, forderte ihn auf, seine Wunder zu vollbringen, gab ihm ein königliches Gewand und nannte ihn König. Von dem Tetrarchen war kaum zu erwarten, dass er den Nachfolger Johannes’ des Täufers rettete, aber er nutzte die Gelegenheit, ihn zu befragen. Pilatus und Antipas, die lange verfeindet waren, wurden an diesem Tag Freunde. Aber Jesus war Sache der Römer. Daher schickte Herodes Antipas ihn zurück auf das Prätorium. Dort richtete Pilatus über Jesus, zwei sogenannte Räuber und Barabbas, der laut Markus »mit den Aufrührern, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten«, gefangen genommen wurde. Das lässt vermuten, dass einige Rebellen, zu denen vielleicht auch die beiden »Räuber« gehörten, gemeinsam mit Jesus verurteilt wurden.
    Pilatus trieb sein Spiel mit der Freilassung eines dieser Gefangenen. Einige aus der Menge verlangten die Freilassung des Barabbas, der laut Evangelien auch begnadigt wurde. Diese Geschichte klingt unwahrscheinlich: Gewöhnlich richteten die Römer Aufständische hin, die einen Mord begangen hatten. Jesus wurde zum Tod am Kreuz verurteilt. Pilatus nahm laut Matthäus »Wasser und wusch sich die

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