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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Juden waren empört über die Unterdrückung, die Paganisierung Jerusalems und die obligatorischen Statuen des nackten Antinous; sie horteten Waffen und bereiteten Untergrundlager im Bergland Judäas vor.
    Sobald Hadrian sicher auf der Heimreise war, begann ein mysteriöser Anführer, Fürst von Israel genannt, den schrecklichsten der jüdischen Kriege. [65]
    Simon bar Kochba: Der Sternensohn
    »Anfangs nahmen die Römer keinen Bedacht auf sie«, aber dieses Mal waren die Juden gut vorbereitet und hatten einen fähigen Kommandeur, Simon bar Kochba, den selbsternannten Fürsten von Israel und Sternensohn, also desselben mystischen Zeichens der Königswürde, das im Buch Numeri prophezeit wurde und auch die Geburt Jesu kennzeichnete: »Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter.« Viele bejubelten ihn als neuen David. »Dieser ist der König Messias«, beharrte der geachtete Rabbi Akiba (im Talmud des 4. Jahrhunderts), aber nicht alle stimmten ihm zu. »Aqiva, Gras wird aus deinen Kinnbacken sprossen, und der Sohn Davids wird immer noch nicht erschienen sein«, erwiderte ein anderer Rabbi. In Wirklichkeit hieß Kochba bar Kosiba; Skeptiker spotteten, er sei bar Koziba, der Sohn der Lüge.
    Innerhalb kurzer Zeit besiegte Simon den römischen Statthalter und seine beiden Legionen. Seine Anordnungen, die man in einer Höhle in Judäa fand, zeugen von seiner erbarmungslosen Kompetenz, denn darin versicherte er, dass »ich mit den Römern fertig werde« – und das tat er auch. Er löschte eine ganze Legion aus. »Er fing [römische] Wurfgeschosse mit seinem Knie, schleuderte sie zurück und tötete einige der Feinde.« Der Fürst duldete keinen Widerspruch: »Simon bar Kosiba an Yehonatan und Masabala. Lasst alle Männer aus Tekoa und anderen Orten, die bei euch sind, unverzüglich zu mir schicken. Sendet ihr sie mir nicht, werdet ihr bestraft.« Als religiöser Eiferer befahl er, gegen Christen vorzugehen, »welchen er schwere Strafen auferlegte, wenn sie nicht Jesus Christus verleugneten und schmähten«, wie der zeitgenössische Christ Justin berichtete. Eusebius, der wesentlich später schrieb, erklärte, er habe Christen getötet, wenn sie sich weigerten, ihm gegen die Römer zu helfen. »Er war zwar eine Räuber- und Mördernatur, aber durch die Kraft seines Namens beherrschte er die Juden wie Sklaven; denn er gab vor, in ihm wäre das himmlische Licht gekommen.« Angeblich stellte er das Engagement seiner Kämpfer auf die Probe, indem er von ihnen verlangte, sich einen Finger abzuschneiden.
    Der Sternensohn regierte seinen Staat Israel von der Burg Herodium südlich von Jerusalem aus. Auf seinen Münzen stand: »Jahr eins der Erlösung Israels«. Aber weihte er den Tempel neu und führte die Opfer wieder ein? Seine Münzen verkündeten: »Für die Freiheit Jerusalems«, und zeigten den Jerusalemer Tempel, aber in der Stadt wurden keine seiner Münzen gefunden. Laut Appian zerstörte Hadrian Jerusalem ebenso wie Titus, was voraussetzt, dass es etwas zu zerstören gab; und die Rebellen, die auf ihrem Feldzug alles hinwegfegten, dürften vermutlich die Zehnte Legion in der Zitadelle belagert und auf dem Tempelberg gebetet haben, falls sie eine Chance dazu hatten, aber ob es tatsächlich so war, ist nicht bekannt.
    Hadrian kehrte umgehend nach Judäa zurück, beorderte seinen besten Feldherrn, Julius Severus, aus Britannien dorthin und stellte sieben oder sogar zwölf Legionen auf, und ging »in rücksichtsloser Ausnützung ihres törichten Gebarens« gegen die Juden vor, »indem er auf einmal tausende Männer, Kinder und Frauen vernichtete und ihren Grundbesitz nach dem Kriegsrecht einzog«, wie Eusebius schrieb. Als Severus eintraf, übernahm er die Taktik der Juden, ließ »einzelne Haufen derselben durch seine Unterbefehlshaber angreifen, ihnen keine Lebensmittel zukommen und sperrte sie ab, und so gelang es ihm endlich zwar langsam, aber desto sicherer, sie zu schwächen, aufzureiben und auszurotten«, wie Cassius Dio, einer der wenigen Historiker dieses obskuren Krieges, schildert. Als die Römer vordrangen, musste bar Kochba die Disziplin mit immer schärferen Drohungen aufrechterhalten: »Wenn Du die Galiläer, die bei Dir sind, schlecht behandelst, werde ich Deine Füße in Fesseln legen, wie ich es mit Ben Aphlul getan habe«, erklärte er einem Leutnant.
    Die Juden zogen sich in die Höhlen in Judäa zurück; daher fand man dort

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