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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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er eine Gegenfrage: «Was würdest du sagen, wenn ich dir antwortete, dass der Zimmermann wirklich Jesus ist?»
    «Ich würde sagen, dass Sie mich verscheißern wollen», erwiderte ich genervt.
    «Gut», lächelte Gabriel. «Dann sag ich dir, der Zimmermann ist wirklich Jesus.»
    Ich verzog mein Gesicht.
    «Du hast doch genug Zeichen bekommen», redete Gabriel weiter. «Joshua spricht alle Sprachen, und er hat eine Wunderheilung begangen. Das Einzige, was dagegen spricht, ist   …»
    «Der gesunde Menschenverstand?», ergänzte ich.
    «Nein, dein mangelnder Glauben.»
    «Verarschen kann ich mich allein», motzte ich ihn an.
    «Das habe ich bei deiner Hochzeit gesehen», erwiderte Gabriel trocken.
    Seine Humorversuche gingen mir zunehmend auf den Geist.
    «Ich gebe dir eine Empfehlung», sagte Gabriel.
    «Welche?» Mein Interesse an einer Empfehlung von ihm war äußerst gering.
    «Finde den Glauben», sagte er sehr, sehr eindringlich, fast wie eine Warnung. «Und zwar schnell.»
     
    «Glauben, Schmauben», fluchte ich, als ich mit dem Tretboot auf dem Malenter See fuhr. Nach Hause wollte ich nicht, weil da Joshua war, ebenso Swetlana und ihr Kind, das meinen Vater viel zu alt fand. Zu Michi konnte ich auch nicht gehen, weil nach Feierabend die Videothek immer voller Kunden war, die nicht jugendfreie Filme ausleihen und einen dabei so merkwürdig ansehen. Da ich auch Kata nicht auf dem Handy erreichen konnte – was war da eigentlich los?   –, fuhr ich halt Tretboot, was ich das letzte Mal als Teenager getan hatte. Damals strampelte ich immer auf den See hinaus, wenn ich mich mies fühlte. Also so ziemlich jeden zweiten Tag.
    Ich hatte den See für mich allein, die Ferien waren fast vorbei, und deprimierte Teenager machten heutzutage offenbar etwas anderes als Tretboot fahren, zum Beispiel im Internet nach Bombenbastelanleitungen suchen. Außerdem war es mittlerweile schon unerträglich schwül, es lag eine Gewitterstimmung in der Luft, die ich aber vor lauter «In wen hab ich mich da bloß verknallt?»-Gedanken noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Selbst dann nicht, als die ersten Regentropfen auf mich fielen. So durcheinander hatten mich Joshua und das Gespräch mit Gabriel gebracht. Erst ein Donner ließ mich zusammenzucken. Ich sah in den Himmel, in dem sich die blauschwarzen Wolken blitzartig zuzogen. Ein eisiger Wind schlug mir ins Gesicht. Hastig blickte ich zum Ufer und stellte fest: Mann, das könnte ruhig etwas näher sein.
    Ich trat in die Pedale, durfte ich doch auf keinen Fall auf dem See sein, wenn die Blitze einschlugen. Der Donner kam immer näher, ganz im Gegensatz zum Ufer, zu dem ich noch eine ganze Weile brauchen würde. Das aufziehende Gewitter hätte ich auch früher bemerken können. Scheißliebe, bringt einen nur durcheinander!
    Der Regen setzte ganz plötzlich ein. Er klatschte in mein Gesicht. Binnen wenigen Sekunden war ich völlig durchnässt. Von dem Gestrampel geriet ich immer mehr außer Atem, meine Lunge schmerzte, meine Beine sowieso, doch wie sehr ich mich auch abmühte, ich kam nicht voran: Mein Tretboot wurde immer wieder von den Wellen, die das Gewitter verursachte, zurückgetrieben. Der nächste Donner war nun ohrenbetäubend laut, und ich bekam richtig Schiss. Mir war klar, dass ich es nicht zum Ufer schaffen würde. Hoffentlich würde kein Blitz in den See einschlagen!
    Angsterfüllt wollte ich zu Gott beten. Für eine Sekundeüberlegte ich mir sogar, ob ich mich nicht hinknien sollte, wenn es ihm doch so viel Freude bereitete. Aber in so einem Tretboot ließ es sich nicht sonderlich gut hinknien. Also ließ ich es bleiben und entschied mich fürs simple Händefalten. Bevor ich jedoch mit meinem Gebet beginnen konnte, schlug der Blitz am anderen Ende des Sees ein. Es gab einen Riesenknall. Meine Augen wurden geblendet. Die Erschütterung des Einschlages ließ mein Boot umkippen. Ich fiel ins Wasser. Es zog mich in die Tiefe.
    Panik und Todesangst überkamen mich. Aber ich versuchte mich zu beruhigen: Ich konnte ja schwimmen – zwar nicht sonderlich gut, mein Sportlehrer in der Schule hatte meine Leistungen immer mit einem freundlichen «Ach, du hast sicher andere Talente» kommentiert (ohne dass wir beide auch nur einen blassen Schimmer hatten, welche Talente das wohl sein mochten) – aber nach oben paddeln, das müsste doch gehen. Wenn ich an die Oberfläche gelangen würde, bevor mir die Luft ausging, und ich mich dann in das Tretboot wuchten könnte, hätte ich

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