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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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solche Angst vor ihm, was wohl eine ganz natürliche Reaktion auf Übernatürliches war.
    «Du hast Angst vor mir?»
    Blitzmerker.
    «Fürchte dich nicht», sagte er mit sanfter Stimme. Aber es drang nicht durch meine Panik durch.
    «FASS MICH NICHT AN!»
    Er nickte: «Wie du willst.»
    «Verschwinde!», schrie ich ihn mit meiner letzten Kraft an und bekam dabei einen Hustenanfall.
    Joshua blickte mich noch weiter besorgt an. Bedeutete ich ihm was, oder war er zu jedem Menschen so fürsorglich, den er vor dem Ertrinken gerettet hat?
    «Mit ‹verschwinde› meine ich ‹verpiss dich›», keuchte ich panisch und hustete weiter.
    «Wie du willst», sagte er noch einmal in einem ganz ruhigen,respektvollen Tonfall und ging davon. Er ließ mich durchnässt und hustend auf der Bank zurück, weil ich es so wollte.
    Joshua verschwand um die Ecke, aus meinem Blickfeld. Der Regen hatte dank seiner Beschwörung ganz aufgehört, aber ich zitterte dennoch viel mehr als zuvor, und der Husten war unerträglich. Irgendwie musste ich nach Hause kommen, sonst würde ich auf der Parkbank noch an einer Lungenentzündung sterben. Ich richtete mich auf, tapfer. Sicherlich würde ich es nach Hause schaffen. War doch ein Klacks. Ich stand von der Bank auf, ging einen halben Schritt und brach bewusstlos zusammen.

20
    «Ping, ping, ping», hörte ich, als ich wieder aufwachte. Ich lag in einem Krankenhausbett. Neben mir stand eine «Ping, ping, ping»-Maschine, an die ich angeschlossen war. Warum nur war die so laut? Sollten Kranke nicht in Ruhe liegen gelassen werden, anstatt mit «Pings» belästigt zu werden? Ich schaute an mir herab: Ich hatte ein Krankenhausnachthemd an, irgendjemand hatte mich aus- und dann wieder angezogen. Draußen war es schon dunkel, und ich überlegte mir, ob ich nach der Nachtschwester klingeln sollte.
    «Ping, ping, ping»   … ich schlug erst mal gegen die Maschine, und sie hörte endlich auf zu piepen. Nun durchzuckten mich die Gedanken, die mich schon auf dem See hätten durchzucken sollen: Joshua hat mich vom Grund des Seesgezogen. Er hat mir damit mein Leben gerettet. Und vor allen Dingen: Heilige Scheiße, er ist wirklich Jesus.
    Und noch ein wichtiger Gedanke kam hinzu: «Ach du meine Güte, ich wollte den Hintern von Jesus anknabbern!»
    Tief atmete ich durch und versuchte mich zu beruhigen. Vielleicht hatte ich mir das Ganze ja nur eingebildet? Vielleicht hatte ich unter Wasser einen Schaden bekommen und unter Halluzinationen gelitten. Gerettet hätte mich dann nicht Joshua, sondern ich mich selber. Keine Ahnung, wie. Irgendwie halt. Aber wie hätte ich mich retten sollen? Ich hatte doch nie und nimmer die Kondition, ans Ufer zu schwimmen. Aber was war die Alternative? Wenn es keine Halluzination war, dann war Joshua tatsächlich Jesus. Und wenn das stimmte, konnte ich sehr froh sein, nicht ertrunken zu sein, denn dann wäre ich sicherlich in der Hölle gelandet, hätte ich doch beinahe Jesus auf mein Zimmer gebeten, um mit ihm zu schlafen.
    Gut, höchstwahrscheinlich hätte ich von ihm einen Korb bekommen.
    Aber ich bin mir sicher, dass es am Himmelstor Minuspunkte gab, wenn man auch nur versuchte, den Heiland anzubaggern.
    Und jetzt hatte ich ihn zu allem Überfluss auch noch mit «Verpiss dich» angeschrien.
    Au Mann, wenn es um das Leben nach dem Tod ging, war ich ja so was von geliefert!
     
    Da ging die Tür auf. Für einen kurzen Moment befürchtete ich, dass Joshua ins Zimmer träte. Oder schwebte. Aber Sven trat ein. Ich lag in dem Krankenhaus, in dem er als Pfleger arbeitete, und er hatte Nachtschicht. Hatte er mich umgezogen? Das gefiel mir nun ganz und gar nicht.
    Sven blickte mich mitfühlend an: «Alles in Ordnung?»
    «Nein! Überhaupt nichts ist in Ordnung! Entweder bin ich verrückt, oder ich habe Jesus gesehen und werde dann davon verrückt!», hätte ich schreien wollen, aber ich nickte nur leicht.
    Sven trat zu mir ans Bett und sagte: «Ein Passant hat dich total durchnässt am See gefunden. Was ist passiert?»
    Ich erklärte ihm die Sache mit dem Tretboot, mehr nicht. Er lächelte lieb und sang das alte Fräulein-Menke-Lied: «Im Tretboot in Seenot, treiben wir im Abendrot. Kein SOS, kein Echolot. Ein Tretboot, was zu sinken droht.»
    «Dieses Lied ist völlig zu Recht vergessen», antwortete ich zickig.
    Sven nahm nun meine Hand: «Ich bin bei dir. Ich hab sogar dafür gesorgt, dass du das einzige freie Einzelzimmer bekommst.»
    Es fühlte sich so falsch an, dass er meine Hand

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