Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
nahm. Der Einzige, der sie nehmen sollte, war Joshua, sagte jedenfalls mein Gefühl.
    Ich zog meine Hand von Sven weg und bat ihn, mich nicht nochmal anzufassen. Das schockierte ihn. Anscheinend hatte er gehofft, dass ich in meiner Schwäche wieder zu ihm fand. Jetzt hoffte er es nicht mehr, schaute beleidigt drein und verkündete in professionellem Tonfall: «Gut, dann kommen wir zur Spritze.»
    «Spritze?», fragte ich panisch.
    «Ich muss dir eine Spritze in den Hintern setzen, hat der Arzt angeordnet.» Er zog eine Spritze auf, die auf dem Nachttisch lag.
    Ich schluckte, Spritzen sind an sich ja schon kein Anlass zu überbordender Freude, aber die vom Ex gesetzt zu bekommen   …
    Widerwillig drehte ich mich auf den Bauch und machte mich frei. Wenn sich schon das Händchenhalten mit Sven falsch anfühlte, so war das hier erst recht unangenehm. Ich kniff die Augen zu, und es wurde noch viel unangenehmer, denn Sven traf einen verkrampften Muskel.
    «AU!», schrie ich auf.
    «Ochhhh, tut mir leid, das war leider daneben», sagte er mit unschuldiger Miene. «Wir müssen nochmal.»
    Er jagte mir die Nadel gleich nochmal in den Po.
    «AHHH!», schrie ich auf.
    «Oh, nochmal daneben, ich dummes, dummes Dummerchen», meinte Sven.
    Ich blickte in sein Gesicht und erkannte: «Der   … der Arzt hat gar keine Spritze angeordnet, oder?»
    Er versuchte nicht mal mehr, unschuldig zu tun. «Wenn ich noch zweimal pike, haben wir auf dem Po schon fast einen Smiley», feixte er und stach nochmal zu.
    «AUUU!!!!»
    Ich sprang auf, zog mir die Hose hoch und schrie ihn an: «Du bist krank!»
    Dann rannte ich zur Tür, aber Sven versperrte mir den Weg: «Wir sind noch nicht fertig, der Arzt wollte auch, dass ich dir noch Abführmittel gebe.»
    Es war eine bedrohliche Situation; dass ich ihn vor dem Altar stehengelassen hatte, hatte anscheinend eine lange in ihm verborgene dunkle Seite zum Vorschein gebracht. Aber ich erinnerte mich noch, was meine Schwester mir mal als Rat für solche Situationen mit auf den Weg gegeben hatte: «Es gibt kein Problem, das sich nicht durch einen gezielten Tritt in die Eier lösen lässt.»
    Sven jaulte auf, ich rannte aus dem Krankenhaus auf die immer noch nassen Straßen hinaus und stoppte erst, als ichnicht mehr laufen konnte. Sven folgte mir nicht, wahrscheinlich jaulte er weiter wie ein mondsüchtiger Kojote.
    Ich eilte im Krankenhausnachthemd durch das nächtliche Malente. Meine nackten Füße waren vor Kälte fast taub, und ich zitterte am ganzen Körper. Als ich endlich am Haus meines Vaters ankam, hatte ich keine andere Wahl, als zu klingeln. Dankenswerterweise machte mir nicht mein Vater auf, sondern Kata. Sie sah mich überrascht an, und ich sagte lediglich leise: «Frag nicht.»
    Sie antwortete: «Gut», und fragte gleich im Anschluss sorgenvoll: «Was ist passiert?»
    Ich berichtete vom Tretboot und von Sven, aber natürlich nicht von Joshuas Wasserwanderung. Ich wollte vermeiden, dass meine eigene Schwester mich in die Klapse einweisen ließ.
    Kata führte mich ins Bad, damit ich erst mal den Seegestank abduschen konnte. Sie erzählte mir, dass Papa, Swetlana und das Töchterchen schon schliefen. Ich selbst aber wollte nicht einschlafen, befand ich mich doch im Seelenzustand zwischen Himmel (Joshua) und Hölle (Sven). Ich duschte, zog mich um und ging zu Kata ins Zimmer. Sie hatte gerade einen neuen Strip fertiggezeichnet:
    [Bild vergrößern]
    Es war ein überraschender Strip, normalerweise war Klein Kata in den Comics nie so selbstmitleidig. Gott kam in ihren Comics nur vor, wenn sie besonders frustriert vom Lauf der Welt war. Mir war klar, dass sie etwas bedrückte.
    «Du warst beim Arzt», stellte ich besorgt fest.
    «Ja.»
    «Und?»
    «Ich muss auf die Testergebnisse warten», erwiderte sie bemüht cool.
    «Gibt es denn Befürchtungen?»
    «Reine Routine, kein Anlass zur Sorge», erklärte sie, ohne eine Regung.
    Ich wusste nicht, ob ich ihr glauben konnte. Meine Schwester konnte beeindruckend lügen, besonders wenn es um ihre eigenen Ängste ging. Aber ich wusste auch, dass ich sie nicht bedrängen durfte. Also suchte ich nach Indizien, ob es wirklich keinen Anlass zur Sorge gab. Auf dem Tisch lag ein zweiter Comicstrip, den sie an diesem Tag gezeichnet hatte:
    [Bild vergrößern]
    [Bild vergrößern]
    Es war ein viel fröhlicherer Comic als der erste. Also hatte sie wohl keine Weltuntergangsstimmung. Das bedeutete: Es gab wohl wirklich keinen Anlass zur Sorge.
    Wäre ich nicht von

Weitere Kostenlose Bücher