Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
Mensch!
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte mit pochendem Herzen: «Wollen wir tanzen?»
    Er zögerte.
    «Komm schon.»
    «Ich   … ich habe in meinem Leben noch nie getanzt.»
    «Da hat König David dir dann aber einiges voraus», lächelte ich, etwas herausfordernd.
    «Dies sind aber keine Lieder Gottes», gab er zu bedenken.
    «Aber auch keine des Teufels.»
    Joshua wog das Argument ab, und während er noch so beim Abwägen war, zog ich ihn einfach auf die Tanzfläche.
    Er war damit völlig überfordert. Es stand ihm auch, wenn er überfordert war. Ich umfasste seine Hüfte, er ließ sich das gefallen, nun fest entschlossen, sich auf das Ganze einzulassen. Dann begann ich ihn über die Tanzfläche zu schieben. Zugegeben, am Anfang war er etwas steif. Ein Mann halt. Wir stolperten und rempelten gegen ein anderes tanzendes Paar, das sich lauthals beschwerte. «Könnt ihr nicht aufpassen?», motzte der Mann, der sich kleidete wie Antonio Banderas, aber aussah wie Tom Buhrow.
    «Hüte deine Zunge, oder er lässt dich verdorren», grinste ich und schob Joshua weiter.
    «Ich würde das nie tun   …», protestierte der, aber ich unterbrach ihn: «Irgendwann bringe ich dir auch mal bei, was Ironie ist.»
    Dann schob ich ihn weiter. Er trat mir dabei auf den Fuß.
    «Au!», schrie ich auf.
    «Verzeih.» Ihm war das echt peinlich.
    «Das macht nichts», erwiderte ich und meinte es tatsächlich ernst. Ich fand den Fußtritt sogar richtig gut. Durch ihn vergaß ich endgültig, dass ich es nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
    Langsam, aber sicher fanden wir unseren gemeinsamen Rhythmus. Joshua trat mir immer seltener auf die Füße, und schließlich bewegten wir uns wie eine Einheit. Wie eine nicht sonderlich gut tanzende Einheit. Aber wie eine Einheit.
    Noch nie hatte ich mit einem Mann so harmonisch über eine Tanzfläche geschwoft. Für mich war er nun wieder Joshua, der Zimmermann mit der wunderschönen Stimme, den großartigen Augen und dem   … ja, auch das wagte ich wieder zu denken   … tollen Hintern.
    Wir tanzten zu Salsa. Und zu Merengue. Sogar einen Tango. Und auch wenn wir die Schrittfolgen nicht ganz beherrschtenund den ein oder anderen befremdeten Blick der Gäste ernteten, nach dem Motto: «Was hampeln denn die alten Bewegungslegastheniker da rum?», hatte ich Spaß. Unglaublichen Spaß. Und Joshua auch. Und wie!
    Zwischen zwei Tänzen strahlte er mich an: «Ich wusste nicht, dass körperliche Anstrengung, die nicht mit Arbeit verbunden ist, so viel Freude machen kann.» Dann ergänzte er, sehr viel ernster: «Und dass es so viel Freude bereitet, einfach nur Joshua zu sein.»

28
    Nachdem der Salsa-Club seine Pforten geschlossen hatte, gingen wir in Richtung See, um uns dort den Sonnenaufgang anzusehen. Es war ein so toller Abend gewesen, da wollte ich doch das volle Programm! Um genau zu sein: Es war der tollste Abend seit Jahren für mich gewesen.
    Wir setzten uns auf den Steg. Ja, wir hatten schon so etwas wie einen Stammplatz. Ein romantisches Örtchen, das perfekt war für einen Stammplatz und für das Ansehen eines Sonnenaufgangs   … und für einen ersten Kuss   … so einen schönen, sanften Kuss   … Mein Gott! An so etwas durfte ich jetzt nicht denken! Eigentlich nie! Ich schlug mich selbst bestrafend gegen den Kopf.
    «Was ist?», fragte Joshua, von meiner Selbstkasteiung irritiert.
    «Nichts, nichts, war nur eine Mücke   …», antwortete ich unwahrheitsgemäß.
    Joshua wollte nun seine Füße im See kühlen und zog sich die Schuhe aus. Da sah ich die Narben an seinen Fersen.
    Ich musste schlucken: Hier waren die Nägel durchgeschlagen worden.
    «Das muss furchtbar wehgetan haben», rutschte es mir heraus.
    Joshua sah mich streng an. Ich blickte hastig zur Seite. Hatte ich da eben eine Grenze überschritten?
    «Ich sollte doch nur Joshua sein», mahnte er.
    «Der   … der Abend ist so gut wie vorbei», antwortete ich. Nach diesem Anblick konnte ich die Bilder von Mel Gibsons Kreuzigungsfilm nur mit Mühe aus meinen Gedanken verdrängen, die – zu allem Überfluss – in meinem Kopf noch vom Soundtrack von «Jesus Christ Superstar» untermalt wurden.
    Ich konnte mir nicht länger vormachen, dass der Mann neben mir nicht Jesus war. Das machte mich sehr traurig. Hätte ich es mir doch so gerne weiter vorgemacht.
    Joshua blickte in die Morgendämmerung und nickte: «Ja, der Abend ist wohl vorbei.»
    Ich meinte, etwas Wehmut in seiner Stimme zu hören.
    Er ließ nun

Weitere Kostenlose Bücher