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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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vielleicht doch da hingehen, wo es in Malente am meisten Leben gab.
    «Ich weiß, was ich dir als Nächstes zeige», lächelte ich.
    «Und was?», fragte Jesus neugierig.
    «Salsa!»

27
    Gegen elf Uhr betraten wir den einzigen Laden, der um diese Zeit in Malente noch aufhatte, den Salsa-Club, der für Malente typisch unoriginell «Tropical» hieß. Der Club war in einem Keller gelegen, Rauchverbot war hier ein Fremdwort, und die Stimmung darin war großartig: Viele junge Leute tanzten zu phantastischen lateinamerikanischen Rhythmen. Jesus und ich hoben den Altersdurchschnitt deutlich an, und das nicht nur, weil er über zweitausend Jahre alt war. Er warsichtlich befremdet von dem ausgelassenen Tanz, von den knappen Kleidern und den Männerhemden, die teilweise unangenehm viel Blick auf Brusthaar freigaben.
    «Ist Tanzen irgendwie verboten?», fragte ich sicherheitshalber, hatte ich doch plötzlich Angst, einen Fehler mit diesem Club-Besuch zu begehen.
    «Nein, schon König David tanzte mit unverhüllter Pracht, um Gott zu huldigen.»
    Unverhüllte Pracht? Brrr   …
    Wir quetschten uns durch die Menge, einige der Frauen waren für Jesus sichtlich auch etwas zu unverhüllt, was man an seinem missbilligenden Blick merkte.
    «Willst du wieder rausgehen?», fragte ich ihn.
    «Nein, ich bin es gewohnt, mich unter Sünder zu begeben», antwortete er.
    «Aber   … du wirst jetzt nicht wieder ihre Sünden auf den Boden schreiben?», fragte ich.
    «Nein.»
    «Gut.»
    «Ich werde diese Leute so bekehren.»
    Er wollte gerade auf eine junge Frau zugehen, deren Top Männern signalisierte: Eigentlich habe ich das nur pro forma an.
    Aber ich ging Jesus hinterher, überholte ihn und baute mich vor ihm auf: «Hier wird keiner von dir bekehrt», mahnte ich. Ich vermutete, dass die meisten Leute in dem Club sowieso keine echten Sünder waren, zumindest nicht nach meiner Definition.
    «Aber   …», wollte Jesus protestieren.
    «So wird das heute Abend nie was!»
    Er hob irritiert eine Augenbraue.
    «Du willst, dass ich dir zeige, wie die Menschen heute leben.Aber das kann ich einfach nicht tun, wenn du der Sohn Gottes bist.»
    «Ich bin aber nun mal der Sohn Gottes», erwiderte Jesus. Es war das erste Mal, dass ich ihn verwirrt sah.
    Das stand ihm. Er sah dabei so sanft und zerbrechlich aus.
    «Aber du bist doch auch ein Mensch», erklärte ich. Das hatte ich ja genau gespürt, als er von seinen Eltern und von Maria Magdalena erzählt hatte.
    Nun hob er auch die zweite Augenbraue.
    «Sei heute Abend einfach nur Joshua.»
    Er überlegte etwas, und dann willigte er ein: «Einverstanden.»
     
    Sofort stellte ich ein paar «Sei ein normaler Mensch»-Regeln für den Salsa-Abend auf:
     
    1.   Kein Singen von Psalmen.
    2.   Kein Brechen von Brot.
    3.   Kein Konfrontieren mit Sünden.
    4.   Kein Tanzen mit unverhüllter Pracht.
     
    Bei letzterer Regel lachte Jesus laut auf, er lachte anscheinend gerne über meine Scherze, und sagte: «Das musst du nicht befürchten.»
    Auch sonst akzeptierte er durchaus amüsiert meine Regeln. Aber nicht nur Joshua musste nun beiseiteschieben, dass er der Sohn Gottes war, ich musste es auch tun. Doch wenn es um Männer ging, konnte ich ja so einiges ausblenden: Ob es nun Marcs ständige Flirts mit anderen Frauen waren oder Svens unangenehme Angewohnheit, im Wohnzimmer seine Fußnägel zu schneiden, ich hatte bei alldem weggesehen. So wie nur wir Frauen es können, wenn wir wild entschlossensind, mit einem Typen zusammenzubleiben. Diese weibliche Fähigkeit zum Selbstbetrug wollte ich mir heute Nacht zunutze zu machen.
    «Hast du Durst?», fragte ich.
    «Möchtest du wieder einen Wein mit mir trinken?»
    «Ich dachte eher an Mojitos.»
     
    An der Bar bestellte ich zwei Drinks und war unsicher, ob mir das nicht als Verführungsversuch des Messias ausgelegt würde. Ein Mojito würde ihn wohl kaum umhauen, bei den Mengen an Wein, die sein halbgöttlicher Blutkreislauf vertragen konnte. Nachdem er herausgefunden hatte, wie man an dem kleinen Schirmchen vorbeischlürft, stellte er mit einem Anflug von echtem Vergnügen fest: «Das ist wahrlich eine sehr geschmackvolle Abwechslung zu Wein.»
    Joshua – ja, es klappte, ich konnte ihn wieder Joshua nennen – lächelte dabei breit. Seine Laune wurde von Minute zu Minute besser. Ich betrachtete die Menge, sie hatte jede Menge Freude, zu den heißen Rhythmen zu tanzen. Sollte ich Joshua vielleicht auch auffordern? Warum eigentlich nicht? Er war ja nun ein

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